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JazzFest Berlin

2. bis 5.11.2023

Rund um stilbildende Ikonen des Jazz wie auch junge Positionen aus verschiedensten Stilrichtungen entwirft das Jazzfest Berlin ein Festivalprogramm voller kreativer Grenzgänge und kollektiver Visionen.

Als Berliner Jazztage 1964 gegründet, zählt das Jazzfest Berlin zu Europas ältesten und renommiertesten Festivals seiner Art.

Nach Joachim-Ernst Berendt (1964-72), George Gruntz (1973-94), Albert Mangelsdorff (1995-2000), Nils Landgren (2001, 2008-11), John Corbett (2002), Peter Schulze (2003-07), Bert Noglik (2012-14) und Richard Williams (2015-17) liegt die künstlerische Verantwortung ab 2018 bei der Kuratorin Nadin Deventer.

Während die ersten beiden Festival-Dekaden geprägt waren von den stilbildenden und populären Jazzgrössen aus den Vereinigten Staaten, hat sich das Spektrum inzwischen global geweitet - mit einem ebenso deutlichen wie naheliegenden Schwerpunkt beim gegenwärtigen Jazz europäischer Provenienz.

Ein Theatergebäude, das Haus der Berliner Festspiele, mit ca. 1000 Sitzen, betrieben von den Berliner Festspielen, unter deren Dach das Jazzfest Berlin veranstaltet wird, ist aktueller Dreh- und Angelpunkt des musikalischen Geschehens vor zumeist ausverkauftem Haus. Die ARD Hörfunkstationen und das Deutschlandradio sind mit live-Übertragungen und Konzert-Mitschnitten am Erfolg des Jazzfest Berlin maßgeblich beteiligt.

Das vollständige Programm erscheint im September.

Kontakt

JazzFest Berlin
Berliner Festspiele
Schaperstraße 24
D-10719 Berlin

Telefon: +49 (0)30 254 89-0
Fax: +49 (0)30 254 89-111
E-Mail: jazzfest@berlinerfestspiele.de

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© C. Mardok
Jazz

Courvoisier / Halvorson // Apparitions // Takase / von Schlippenbach

Dieser Konzertabend steht ganz im Zeichen von Kollaboration: Die Gitarristin Mary Halvorson stellt ihre Zusammenarbeit mit der Pianistin Sylvie Courvoisier vor, gefolgt von einem deutsch-französischen Kollaborationsprojekt, bei dem sich 30 junge Sänger*innen aus Berlin mit drei avantgardistischen Ensembles aus Paris die Bühne teilen. Den fulminanten Abschluss des Konzerts bilden zwei Jazz-Granden: Aki Takase und Alexander von Schlippenbach beim vierhändigen Klavierspiel.


18:00 Courvoisier / Halvorson (CH, US)

Sylvie Courvoisier – Klavier
Mary Halvorson – Gitarre

Wie so viele Kollaborationen im Jazz geht das Duo von Pianistin Sylvie Courvoisier und der Gitarristin Mary Halvorson aus dem gemeinsamen Improvisieren hervor. Angesichts der besonderen Verbindung, die beide von Beginn an verspürten, ließ der erste gemeinsame Besuch im Aufnahmestudio nicht lange auf sich warten: 2017 vertieften sie ihr intuitives Zusammenspiel bei der Aufnahme ihres Albums „Crop Circles“ (2017) und ergänzten es um Kompositionen, die sie für andere Projekte geschrieben hatten. Es folgte das Album „Searching for the Disappeared“ (2021) mit Musik, die Courvoisier und Halvorson eigens für ihr Duo komponiert hatten. Damit hievten sie ihre energiegeladene musikalische Interaktion, die bereits ihre früheren Arbeiten ausmachte, auf ein neues Level und verwoben Melodielinien zu Harmonien, die sich durch komplexe Klanggeflechte bewegen.

Die in der Schweiz geborene Courvoisier ist seit Jahrzehnten eine feste Größe der New Yorker Jazz-Szene. Wie auch Halvorson, Stipendiatin der MacArthur Foundation und eine der profiliertesten Gitarristinnen ihrer Generation, scheint sie derzeit auf dem Höhepunkt ihres Schaffens zu stehen. Zusammen agieren die beiden geradezu traumwandlerisch, wenn sie auf die spontanen Eingebungen der anderen reagieren und faszinierende Klangwelten schaffen – ganz gleich, ob sie sich komponiertem Material oder dem freien Improvisieren zuwenden. Die beiden lassen unterschiedlichste Bezüge so selbstverständlich und beiläufig einfließen, als wären sie organisch gewachsen. Dabei steckt in ihrer Musik durchaus Spannung und Dissonanz – etwa, wenn die klassisch geprägte Grundierung von Courvoisiers Spiel auf die rockige Prägnanz von Halvorsons Gitarre trifft. Und auch wenn ihre Duette bisweilen vieldeutig und widerspenstig wirken: die bemerkenswerte Bindung zwischen ihnen ist immer herauszuhören.


19:30 „Apparitions“ (FR, DE, IT)

Novembre
Romain Clerc-Renaud – Klavier, Komposition, Tasteninstrumente
Antonin-Tri Hoang – Saxofon, Komposition
Thibault Cellier – Kontrabass
Sylvain Darrifourcq – Schlagzeug

Bribes
Linda Olah – Gesang
Geoffroy Gesser – Saxofon
Francesco Pastacaldi – Schlagzeug

Gulrim Choi – Cello
Adèle Viret – Cello
Myrtille Hetzel – Cello

Mädchenchor der Sing-Akademie zu Berlin
Kapellknaben des Staats- und Domchor Berlin
Gudrun Luise Gierszal, Eva Spaeth – Leitung
Sitali Dewan – Assistenz

Das französische Quartett Novembre präsentiert beim diesjährigen Jazzfest Berlin ein ebenso außergewöhnliches wie spannendes Projekt: Unter der Einbeziehung junger Singstimmen zwischen neun und zwölf Jahren aus zwei renommierten Berliner Kinderchören realisiert das Ensemble eine einzigartige Version seines Programms „Apparitions“, während Lichteffekte und Choreografien den Raum in Szene setzen. Die Band wird dabei um ein Cello-Trio sowie eine zweite Jazzcombo namens Bribes erweitert, um ihr Album „Encore“ neu zu interpretieren. Dank der engen Zusammenarbeit der Komponisten Antonin Tri-Hoang und Romain Clerc-Renaud mit den Berliner Chorleiter*innen Gudrun Luise Gierszal und Eva Spaeth sowie zweier intensiver Probenphasen in Berlin sind die Kinder und Jugendlichen des Mädchenchors der Sing-Akademie zu Berlin und des Staats- und Domchor der Universität der Künste Berlin integraler Bestandteil der Performance und greifen mit Gesang und perkussiven Elementen aktiv in das musikalische Geschehen ein.

Zehn Jahre liegen zwischen dem Debütalbum von Novembre aus dem Jahr 2013 und seinem Nachfolger „Encore“, doch das lange Warten hat sich gelohnt. „Encore“ liefert sprunghafte, doch gleichzeitig überraschend logische Übergänge zwischen Bebop-Passagen im Stile eines Lennie Tristano und Free Jazz. Das Repertoire der Band stammt zu gleichen Teilen aus den Federn von Saxofonist Antonin Tri-Hoang und Pianist Romain Clerc-Renaud, die auch bei der spielerischen Umsetzung ihrer Kompositionen stets auf einer Wellenlänge liegen und die teils diffizilen Läufe in perfektem Unisono abliefern. Bei der Rastlosigkeit der Übergänge zwischen den einzelnen Episoden in „Miniatures“ könnte man mitunter meinen, ein Kind würde einen CD-Wechsler bedienen; es handelt sich aber um eine virtuose Live-Combo, die immer wieder abrupt stoppt, um nur kurze Zeit später dort wieder einzusetzen, wo sie einige Sequenzen zuvor aufgehört hat. Das Erstaunliche dabei ist, dass sie es selbst in den wildesten Sprüngen und Brüchen noch schaffen, die unterschiedlichen Elemente miteinander harmonieren zu lassen.

Die Band wird ergänzt von Bassist Thibault Cellier und – speziell für das Konzert beim Jazzfest Berlin – um Schlagzeuger Sylvain Darrifourcq. Zusammen bewegen sich die Musiker*innen durch hochfokussierte, minutiös ausgearbeitete Arrangements und springen mit einer Mischung aus Präzision und übersprudelnder Spielfreude hin und her zwischen auskomponiertem Material und freier Improvisation.

Arrangement und Zusammenarbeit / Workshop mit den Berliner Kinderchören auf Initiative von Berliner Festspiele / Jazzfest Berlin in Kooperation mit der Universität der Künste Berlin


21:00 Takase / von Schlippenbach: „Four Hands Piano Pieces“ (JP, DE)

Aki Takase – Klavier
Alexander von Schlippenbach – Klavier

Die Pianistin Aki Takase und der Pianist Alexander von Schlippenbach sind Urgesteine der Berliner Jazz-Szene. Als Partner am Klavier und im Leben, schließlich sind die beiden auch privat ein Paar, wird ihre jahrzehntelange Erfahrung des Musikmachens, gemeinsam wie in jeweils eigenen Projekten, nicht nur beim Spiel auf der Bühne spürbar. Ihre gemeinsamen Aufnahmen, die seit den frühen 1990er Jahren entstanden sind – ob im Duo oder mit Band, wie bei ihrer Hommage an Eric Dolphy – sind geprägt von der Verbindung aus Takases eher auf Tradition beruhender Spielweise und den stürmischen, von Neuer Musik inspirierten Improvisationen ihres Mannes. Anfang dieses Jahres veröffentlichten die beiden ihr vielleicht bisher stärkstes Album, „Four Hands Piano Pieces“, das sie beim vierhändigen Klavierspiel am selben Instrument einfängt. In den Liner Notes erklärt Schlippenbach, dass es hilfreich war, sich vorab auf ein ungefähres Konzept festzulegen – wie etwa die intervallischen Sprünge, die die Bewegung des Motivs des „Jumping Jack“, des titelgebenden Hampelmanns, vorantreiben, das fokussierte Hin und Her in „Dialogue“ oder die in Klang übersetzte Vorstellung einer grotesken Tanznummer in „N. Dance“. Doch braucht es derlei Hintergrundinformationen gar nicht unbedingt, um sich von ihrem Können verzaubern zu lassen, wenn sie in Echtzeit kraftvoll klangliche Räume austarieren. Mit der Präzision eines Uhrmachers entwickeln sie zerklüftete Melodienlinien, selbst wenn noch unklar ist, wohin die musikalische Reise geht. Mittlerweile musizieren die beiden seit über vier Jahrzehnten gemeinsam. Was dies für ein enormer Gewinn ist, zeigt sich spätestens bei Auftritten zu zweit. Dann schimmern ihre geradezu telepathischen Fähigkeiten durch, die es ihnen ermöglichen, die Idee des anderen zu Ende zu führen – oder schon längst dort zu sein, wohin der andere gerade strebt.

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© courtesy of the artists
Jazz

Lopez / Laubrock / Rainey

„No es la Playa“

Brandon Lopez – Kontrabass
Ingrid Laubrock – Saxofone
Tom Rainey – Perkussion

Im A-Trane liefert ein energetisches Trio, bestehend aus dem Newcomer Brandon Lopez am Bass, dem Schlagzeuger Tom Rainey und der Saxofonistin Ingrid Laubrock, kompromisslosen Free Jazz.

Über die Jahre haben die Saxofonistin Ingrid Laubrock und der Schlagzeuger Tom Rainey eine tiefe musikalische Verbindung aufgebaut. Neben ihrer Zusammenarbeit in größeren Gruppen zählt besonders ihr Duo-Projekt zum stärksten Output der beiden. Laubrock gehört zu den ambitioniertesten Musiker*innen der New Yorker Szene und ist ständig auf der Suche nach neuen kompositorischen Ideen, die ihrem improvisatorischen Erfindungsdrang als kreatives Fundament dienen. Rainey wiederum, der sowohl mit Ikonoklast*innen wie Tim Berne als auch mit Traditionalist*innen wie Kenny Werner zusammengearbeitet hat, ist von dem Schlag Musiker*innen, die sich überall nahtlos einfügen und routiniert alles zum Erfolg bringen, woran sie beteiligt sind. Die Zusammenarbeit des Duos mit dem puerto-ricanischen Bassisten Brandon Lopez begann vor einigen Jahren. „No Es La Playa” (2022), das Debütalbum des Mehrgenerationen-Trios, ist das Ergebnis hellwacher freier Improvisationen und bietet dem starken, von unbändiger Neugier geprägtem Spiel von Lopez optimale Bedingungen. Als gleichwertige Partner*innen treiben sich die Drei im selben Maße an, wie sie ihr freies Spiel gegenseitig erden. Lopez scheint die einzigartige Verbindung und die künstlerische Sensibilität seiner Partner*innen intuitiv zu verstehen und findet mit erstaunlicher Leichtigkeit einen Zugang zu ihrem idiosynkratischen Austausch. Gleichzeitig lässt er sich nicht einschüchtern, setzt sich immer wieder durch und lenkt die Musik in neue Bahnen. Das Konzert beim Jazzfest Berlin ist Teil der ersten Europa-Tour des Trios.

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Jazz

Fuensanta & Ensamble Grande

Fuensanta – Gesang, Kontrabass & andere
Marta Arpini – Gesang, analoger Synthesizer
Sanem Kalfa – Gesang
Līva Dumpe – Gesang, kleine Perkussion
Laura Polence – Gesang
Alistair Payne – Trompete & andere Instrumente
José Soares – Altsaxofon & andere Instrumente
Sun Mi Hong – Schlagzeug, Koreanisches Schlagzeug
Guy Salamon – Schlagzeug, Perkussion

Die mexikanische Sängerin, Komponistin und Bassistin Fuensanta versammelt in ihrem Ensamble Grande Musiker*innen aus vielen Ecken der Welt. Ihre von traditioneller mexikanischer Musik inspirierten Folk-Jazz-Songs überzeugen durch ausbalancierte Kompositionen, Fuensantas melodischen Gesang und die Spielfreude einiger der herausragenden Jazzmusiker*innen Amsterdams.

Nur wenige europäische Städte können Amsterdam in Sachen Jazz das Wasser reichen. In diesen kreativen Schmelztiegel zieht es Musiker*innen aus aller Welt – ein Umstand, der Fuensantas Ensamble Grande überhaupt erst ermöglicht und zudem die Vielfalt der Klangwelten erklärt, aus der die Sängerin und Bassistin schöpft. Fuensanta, die sowohl komponiert, Kontrabass und Bass spielt als auch singt, zog 2015 für ihr Studium am Konservatorium aus ihrer mexikanischen Heimat nach Amsterdam und stellte dort diese bemerkenswerte Band zusammen. Die Musiker*innen des Ensamble Grande stammen aus der Türkei, Lettland, Schottland, Südkorea, Italien, Portugal und Israel. Eine Mischung, die insofern perfekt zur musikalischen Ästhetik der Bandleaderin passt, als ihre folkloristisch geprägten Melodien von globalen musikalischen Tendenzen gedehnt und zurechtgezogen werden. Trotz der Vielzahl der Einflüsse klingt das Ergebnis nie nach einem Weltmusik-Mash-up; dafür sorgen Fuensantas sorgfältig ausbalancierte Kompositionen. In ihrer Band spielen einige der herausragendsten Jazzmusiker*innen der Stadt, darunter der Trompeter Alistair Payne und Schlagzeugerin Sun Mi Hong, die sich bereits vergangenes Jahr in Mi Hongs eigener Band beim Jazzfest Berlin die Bühne geteilt haben. Während in den Stücken durchaus – jedoch stets mit Bedacht und Feingefühl – improvisiert wird, stellen sich die Musiker*innen in erster Linie in den Dienst des Ensemble-Sounds. Dieser unterstützt und umspielt Fuensantas Gesang, der von melodischer Wärme und nuancierter Phrasierung geprägt ist. Dieselbe Hingabe an den Gesamtklang findet sich auch bei den vier Background-Sänger*innen, die den Gesang der Bandleaderin mit geradezu beiläufig anmutender Leichtigkeit umspielen.

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© Rémi Angéli
Jazz

Valentin Ceccaldi’s Bonbon Flamme

Valentin Ceccaldi – Cello
Francesco Pastacaldi – Schlagzeug
Fulco Ottervanger – Klavier, Tasteninstrumente, Gesang
Luis Lopes – Gitarre


Deutschlandpremiere

Am Eröffnungstag präsentiert der französische Cellist Valentin Ceccaldi im Quasimodo sein neues Projekt Bonbon Flamme – eine wilde Mischung aus Progressive Rock und Jazz, die sich mit kindlicher Verspieltheit und atemloser Energie dem Experimentalismus widmet.

Ähnlich wie sein älterer Bruder Théo spielte Valentin Ceccaldi zunächst Schlagzeug, bevor er sich dem Cello zuwandte. Auch wenn er sich nun vorerst auf ein Instrument festgelegt hat, strahlt seine Musik weiterhin eine kindliche Verspieltheit aus, die, auf einer atemlosen Energie beruhend, von einer Idee zur nächsten springt.

In den letzten zehn Jahren hat Ceccaldi mit zahlreichen Musiker*innen kollaboriert, unter anderem mit der legendären französischen Bassistin Joëlle Leándre und dem Berliner Gitarristen Ronny Graupe, woraus das musikalische Fundament für die wilden Sounds seines jüngsten Projekts Bonbon Flamme erwachsen zu sein scheint. Auf dem kürzlich erschienenen Debüt des Quartetts geht Ceccaldi mit seinen nicht minder versierten Bandkollegen – dem portugiesischen Gitarristen Luis Lopes, dem französischen Schlagzeuger Étienne Ziemniak und dem belgischen Keyboarder Fulco Ottervanger – in einer Reihe von eklektischen, energievollen Gruppenimprovisationen aufs Ganze.

Bereits in der Vergangenheit hat Ceccaldi der Musik der britischen Progrock-Band King Crimson gehuldigt. Und obwohl auch in Bonbon Flamme eine klar erkennbare Progrock-Virtuosität steckt, kommt diese dem geradezu anarchisch anmutenden Freiheitssinn der Gruppe nie in die Quere. Raffiniert und ausgelassen vermischt das Quartett unterschiedlichste Traditionslinien – doch ganz gleich wie weit sie ihren Experimentalismus treiben, sie ziehen dabei stets an einem Strang.

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© Heike Liss
Jazz

Mounir // Frith / Santos Silva / Portugal // Nilssen-Love

Der Abend auf der Großen Bühne wird mit einer audiovisuellen Konzert-Performance der ägyptischen Multiinstrumentalistin Nancy Mounir eröffnet, die die mikrotonale Musik ägyptischer Sängerinnen aus den 1920er-Jahren wiederbelebt. Im Anschluss trifft in freigeistigen Trioimprovisationen der Gitarrist Fred Frith, eine Ikone der improvisierten Musik, auf die Trompeterin Susana Santos Silva und Schlagzeugerin Mariá Portugal, bevor sich Paal Nilssen-Love die Manege mit seinen Mitmusiker*innen von Circus teilt.


17:30 Nancy Mounir: „Nozhet El Nofous“ (EG, DE, UK, DK) / Deutschlandpremiere

Nancy Mounir – Violine, Theremin, verschiedene Instrumente
Youssra El Hawary – Akkordeon
Nadia Safwat – Trompete
Thodoris Ziarkas – Kontrabass
Mounir Maher – Klavier

Lokale Musiker*innen
Meike-Lu Schneider – Violine
Julia Brüssel – Violine
Maria Reich – Viola
Anil Eraslan – Cello

Sprecher*innen
Katia Halls – Untertitel

Beim Jazzfest Berlin 2021 zeigte die ägyptische Musikerin und künstlerische Forscherin Nancy Mounir eine filmische Version ihres außergewöhnlichen Albums „Nozhet El Nofous“ (2022). Die Videoarbeit war Teil eines digitalen Programmschwerpunkts zu Künstler*innen aus Kairo, São Paulo und Johannesburg, die pandemiebedingt nicht nach Berlin reisen konnten.

Dieses Jahr ist Mounir mit ihrem Projekt endlich live in Berlin zu erleben. Gemeinsam mit ihrem Quintett aus Ägypten sowie einem Streichquartett aus Berlin präsentiert sie Arrangements von ausgewählten Stücken ägyptischer Sängerinnen, deren Stimmen im Zuge des Kongresses für Arabische Musik in Kairo 1932 zum Verklingen gebracht wurden, als die regionale Variabilität der Stimmungssysteme standardisiert und damit eine Vielzahl mikrotonaler Ansätze ausgeschlossen wurde. Mounir hat die Stimmen dieser Sängerinnen wieder zum Leben erweckt, indem sie ihren Gesang von alten 78-RPM-Aufnahmen übertragen und in schillernde neue Arrangements eingebettet hat, womit sie das Ausmaß der Verdrängung von damals eindrücklich zum Vorschein bringt. Mounirs Videoarbeit von 2021 fand ihren Höhepunkt in einer performativen Intervention im Institut für Arabische Musik, wo der Kongress vor 91 Jahren stattfand. Ihr diesjähriges Berlin-Debüt bewegt sich weiterhin zwischen arabischer Tradition und zeitgenössischen Elementen und wird von neuem Archivmaterial begleitet. Mounir macht diese alten Aufnahmen für eine neue Generation zugänglich – umso mehr, da die alten Originaltexte Ideen und Emotionen thematisieren, die von nachfolgenden Generationen in Ägypten für weiblich gelesene Personen zum Tabu gemacht wurden. In diesem Sinne ist Nancy Mounir nicht nur Archivarin, sondern auch Visionärin.


18:45 Frith / Santos Silva / Portugal: „Laying Demons to Rest“ (UK, PT, BR)

Fred Frith – E-Gitarre
Susana Santos Silva – Trompete
Mariá Portugal – Schlagzeug

Der britische Gitarrist Fred Frith zählt als passionierter Improvisationskünstler zu den großen Namen in der experimentellen Musik. Als Gründungsmitglied von Henry Cow brachte er in den 1960er-Jahren den Experimental Rock mit ins Rollen. Ein gutes Jahrzehnt später löste sich die Band auf. In der Zwischenzeit hatte Frith eine eigene Improvisationssprache für E-Gitarre entwickelt, mit der er jegliche stilistische Konvention unterlief, und parallel dazu neue Extended Techniques eingeführt hatte. Seine Handschrift: freigeistige Erzählungen, fernab jedweder Formelhaftigkeit. Doch auch in verschiedenen anderen Konstellationen war Frith an einer Reihe von musikalisch prägenden Projekten beteiligt – vom Jump-Cut-Ethos von John Zorns Naked City über den knirschenden Art Rock der Experimentalband Massacre mit Bill Laswell bis hin zum fesselnden Sound, den er als Skeleton Crew zusammen mit dem Cellisten Tom Cora kreierte.

Bereits seit einigen Jahren kollaboriert Frith mit der gebürtigen Portugiesin Susana Santos Silva. War die virtuose Trompeterin zunächst Gastspielerin in seinem Trio, so haben die beiden unlängst als musikalisch ideenreiches Duo zusammengefunden. Auch Santos Silva, die beim Jazzfest Berlin 2021 gemeinsam mit der Pianistin Kaja Draksler im Pierre Boulez Saal ein unvergessliches Set spielte, zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Offenheit für verschiedene Stile aus. Ursprünglich in der klassischen Jazz-Tradition verortet, stößt ihre musikalische Praxis immer wieder in neue Terrains vor. So scheuen die beiden auch auf ihrem kürzlich erschienenen Debütalbum „Laying Demons to Rest“ keine Experimente, um musikalische Geschichten von emotionalem Gewicht zu erzählen, geprägt von verspielten Abschweifungen, überraschenden Wendungen und einem nur schwer zu fassenden Timbre.

Bei ihrem diesjährigen Auftritt beim Jazzfest Berlin werden sie von der vielseitigen Schlagzeugerin und Komponistin Mariá Portugal begleitet, die beim Jazzfest Berlin vergangenes Jahr mit ihrer Band Quartabê begeisterte. Begegnungen sowohl zwischen Frith und der in São Paulo geborenen Portugal als auch zwischen Santos Silva und Portugal gab es bereits im letzten Jahr – höchste Zeit, dass sie nun in diesem vielversprechenden Trio aufeinandertreffen.


20:00 Paal Nilssen-Love: „Circus“ (NO, DK, SA)

Juliana Venter – Gesang
Thomas Johansson – Trompete
Signe Emmeluth – Altsaxofon
Oddrun Lilja Jonsdottir – Gitarre
Kalle Moberg – Akkordeon
Christian Meaas Svendsen – Kontrabass
Paal Nilssen-Love – Schlagzeug


In den letzten Jahrzehnten waren wenige Musiker*innen so viel auf Tour unterwegs wie der norwegische Schlagzeuger Paal Nilssen-Love. Als die Pandemie das Reisen mit einem Schlag unmöglich machte, nutzte er die ungewohnte freie Zeit, um eine neue Band ins Leben zu rufen. Mit diesem fantastischen Ensemble erkundet Nilssen-Love neues Terrain abseits des wilden Free Jazz, dem er sich als Mitglied von The Thing, als Leader der Large Unity Big Band und in unzähligen anderen Kontexten verschrieben hat.

Eine treibende Kraft bleibt er auch im neuen Septett mit dem programmatischen Namen Circus – nur teilt er sich die Manege freigiebiger als zuvor mit seinen neuen Mitmusiker*innen, von denen unter anderem die südafrikanische Schauspielerin und Sängerin Juliana Venter besonders heraussticht. Auf dem sensationellen Album „Pairs for Three“ von 2022 ist sie nicht nur als Sängerin präsent, sondern auch als Performerin: Sie beschwört Stimmen herauf, erzählt Geschichten und überführt die Mischung aus Originalstücken des Schlagzeugers und traditionellen brasilianischen Themen in ein fragmentarisches Narrativ. Die Gruppe manövriert dabei bemerkenswert anmutig zwischen Chaos und Groove, durch tanzbare Rhythmen, schweißtreibende Improvisationen und wilden Tumult. Die meisten der Musiker*innen verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit Nilssen-Love: Trompeter Thomas Johansson, Saxofonistin Signe Emmeluth, Akkordeonist Kalle Moberg und Bassist Christian Meaas Svendsen haben allesamt in Large Unit gespielt – und Newcomerin Oddrun Lilja Jonsdottir an der Gitarre fügt dem Ganzen eine melodische Note hinzu.

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© Gregory Bass
Jazz

Joanna Duda Trio

„Fumitsuke“

Joanna Duda – Klavier, Elektronik
Ksawery Wójciński – Kontrabass
Michał Bryndal – Schlagzeug

Die polnische Pianistin und Keyboarderin Joanna Duda liefert mit ihrem Trio eine Mischung aus Jazz und Ambient. Die Gruppe präsentiert Musik aus ihrem neuen Album „Fumitsuke“ – ein Füllhorn an musikalischen Ideen und Ansätzen, das sich aus der rastlosen kreativen Praxis Dudas speist.

Die polnische Keyboarderin Joanna Duda verfügt über ein außergewöhnliches Talent beim Improvisieren: Losgelöst von Kategorisierungen springt sie mühelos zwischen Post-Bop, zeitgenössischer Musik, Soundtracks und Ambient hin und her – und zeigt weder Interesse, sich auf eine Richtung einzuschränken, noch die ihrer Vorstellung entspringenden Klangwelten zu begrenzen. Dudas bisheriger Werdegang ist von diesem Freigeist mehr als von allem anderen geprägt. Und dennoch lässt sich kaum leugnen, dass sie sich in der Post-Bop-Tradition besonders zu Hause fühlt, etwa in ihrer Rolle als Bandmusikerin an der Seite des Bassisten Wojtek Mazolewski. Auf Mazolewskis aktuellem Album „Spirit to All“ glänzt Duda sowohl durch phantasievolle Soli als auch in der Art und Weise, wie sie das Geschehen im Hintergrund mitgestaltet.

Das Duo, mit dem sie nach Berlin kommt – mit dem Bassisten Ksawery Wójciński und dem Schlagzeuger Michał Bryndal – bringt die ganze Spannbreite ihres Könnens zum Vorschein. Schließlich steckt in ihrem gefeierten Album „Fumitsuke“ aus dem Jahr 2021 ein ganzes Füllhorn an musikalischen Ideen, die sich aus der rastlosen Kreativität der Keyboarderin speisen. Von elastischen Grooves über Ambient-Klänge und ineinander verwundene kontrapunktische Passagen bis hin zu weitläufigen Swing-Strecken weiß die Band zu überzeugen, während Duda ihr Klavierspiel um Keyboards und Synthesizer erweitert, sodass ihre Soundpalette noch breiter klingt.

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© Chris Strong
Jazz

Sonic Dreams: Chicago

Natural Information Society // Separatist Party // Bitchin Bajas

„Sonic Dreams: Chicago“ lädt das Publikum ein, die Große Bühne zu betreten, um unmittelbar in die sphärische Musik einer der produktivsten Sub-Communitys innerhalb der Chicagoer Szene einzutauchen: Joshua Abrams präsentiert sein langjähriges Projekt Natural Information Society mit Ari Brown als Special Guest sowie mehreren Berliner Musiker*innen. Zudem und zum ersten Mal live in Berlin zu erleben ist Mike Reeds The Separatist Party, mit Ben LaMar Gay am Kornett, Marvin Tate am Mikrofon und den drei Musikern von Bitchin Bajas, die in einem weiteren Set auch ihren eigenen, von synthetischen Keyboardklängen dominierten Sound zum Besten geben.


Natural Information Society (US, DE)

Joshua Abrams – Gimbri
Lisa Alvarado – Harmonium
Jason Stein – Bassklarinette
Mikel Avery – Perkussion
Ari Brown – Special guest am Tenorsaxofon

Lokale Musiker*innen:
Anna Kaluza – Saxofon
Mia Dyberg – Saxofon
Axel Dörner – Trompete

Joshua Abrams hat sich als zurückhaltender Bandleader einen Namen gemacht, der seine Mitmusiker*innen strahlen lässt. Aus der Chicagoer Szene ist der Bassist nicht wegzudenken und seit drei Jahrzehnten in diversen Kontexten unermüdlich aktiv – sei es in Form seiner Zusammenarbeit mit Matana Roberts im Kollektiv Sticks & Stones oder des entspannten, minimalistischen Ansatzes mit der Gruppe Town & Country. 2022 war Abrams beim Jazzfest Berlin an Hamid Drakes Turiya-Projekt beteiligt. Wenn es ein verbindendes Element gibt, das all seinen musikalischen Outputs gemein ist, dann seine Affinität zu hypnotischen Grooves, die auch immer schon Dreh- und Angelpunkt von Natural Information Society war. Die Gruppe wurde von Abrams 2010 als musikalisches Ventil für sein Gimbri-Spiel ins Leben gerufen – dem markanten bassähnlichen Instrument der marokkanischen Gwana –, hat ihr Profil jedoch mit der Zeit ausgeweitet. In die Kompositionen Abrams’ mischen sich Einflüsse von Musiktraditionen aus der ganzen Welt, immer jedoch originell verwoben unter den Geboten von Jazz und zeitgenössischer Musik. Zum Kernquartett der Band gehören der Bassklarinettist Jason Stein, der Schlagzeuger Mikel Patrick Avery und die Harmoniumspielerin Lisa Alvarado. Letztere ist auch als bildende Künstlerin aktiv und entwirft unter anderem die Wandteppiche, die bei Auftritten der Band den Bühnenhintergrund zieren. Das Quartett selbst hat sich zu einer bemerkenswerten Live-Band entwickelt, wurde jedoch für nahezu jede Platte um unterschiedliche Gastmusiker*innen erweitert – ein wesentlicher Aspekt des Konzepts, mit dem die Gruppe Don Cherry’s Ansatz einer Organic Music, die Menschen zusammenbringen wollte und zugleich Können mit von Genre-Bürden unbelasteter Unschuld verband, Tribut zollt. Auf dem aktuellen Album „Since Time is Gravity“ sind ebenfalls zahlreiche Chicagoer Musiker*innen vertreten, von denen Ari Brown besonders heraussticht: Der erfahrene Saxofonist ist Mitgründer von The Awakening und hat mehrfach mit Evlin Jones und Kahil El’Zabars Ritual Trio zusammengearbeitet. Zum Jazzfest Berlin 2023 hat die Band die Berliner Musiker*innen Anna Kaluza, Mia Dyberg und Axel Dörner eingeladen.


The Separatist Party (US) / Deutschlandpremiere

Mike Reed – Schlagzeug
Rob Frye – Tenorsaxofon, Flöte, Schlagzeug
Cooper Crain – Gitarre, Sythesizer
Dan Quinlivan – Synthesizer
Marvin Tate – Spoken Word
Ben LaMar Gay – Kornett, Flügelhorn, Perkussion

Der Schlagzeuger und Bandleader Mike Reed ist eine treibende Kraft der Chicagoer Szene. Er leitet Bands wie People, Places & Things und Loose Assembly, arbeitet mit Größen wie Roscoe Mitchell oder Wadada Leo Smith zusammen und spielt an der Seite von Nicole Mitchell und Tomeka Reid in der Gruppe Artifacts. Daneben agiert er auch hinter der Bühne als Betreiber von Clubs wie Constellation oder The Hungry Brain. Sobald es die Pandemie wieder zuließ, bündelte Reed seine künstlerische Energie und versammelte im Januar 2022 befreundete Musiker*innen zu einem Sextett, um neues Material zu erarbeiten. Neben den drei Multiinstrumentalisten von Bitchin Bajas (Cooper Crain, Rob Frye und Dan Quinlivan) wird die Gruppe durch den Kornettisten Ben LaMar Gay und den Sprachkünstler Marvin Tate ergänzt. Das aktuelle Debütalbum der Band ist gleichermaßen von Expressivität und düsterer Intimität geprägt. Die Stücke mit Tate – eine kraftvolle musikalische Persönlichkeit – gehen den Widersprüchen und Schwierigkeiten des alltäglichen Lebens nach und thematisieren subtilen Rassismus, Gewalt und Solidarität. Musikalisch bewegen sie sich dabei freimütig zwischen ekstatischem Free Jazz und tanzbaren Grooves und lösen damit jegliche Spannung zwischen Körper und Geist in Luft auf.


Bitchin Bajas (US)

Cooper Crain – Tasteninstrumente
Dan Quinlivan – Tasteninstrumente
Rob Frye – Tasteninstrumente, Holzblasinstrumente
Wortmarke Jazzfest Berlin

Seit ihrer Gründung in Chicago 2010 gehen Bitchin Bajas allen Arten von klanglicher Hypnotik nach und streben dabei nach einer psychedelischen Hörerfahrung, die gleichermaßen an Terry Rileys Minimalismus, den spacigen Krautrock der frühen Tangerine Dream und die harmonischen Drones von La Monte Young erinnert, aber all diese Einflüsse durch eine Rock-typische Prägnanz filtert. Die Zusammenarbeit des Trios ist geprägt vom scheinbar unerschöpflichen musikalischen Facettenreichtum seiner Mitglieder, dem Gitarristen und Keyboarder Cooper Crain, dem Holzbläser und Keyboarder Rob Frye und dem Bassisten und Keyboarder Dan Quinlivan. Im Laufe der Jahre entstanden Aufnahmen mit dem Sänger Bonnie „Prince“ Billy, Natural Information Society und Haley Fohr von Circuit des Yeux unter ihrem Jackie Lynn-Alias. Ihren eigenen Sound – dominiert von synthetischen Keyboardklängen und durchzogen von Fyres improvisatorischen Exzessen an Flöte und Saxofon – haben Bitchin Bajas dabei konstant weiterentwickelt und immer wieder mit ihrer unbändigen Neugier für Klänge aus aller Welt in Einklang gebracht. Wenngleich die Gruppe während der letzten Jahre einige Rückschläge hinnehmen musste – etwa durch die Pandemie oder den Diebstahl der meisten ihrer Vintage-Synthesizer im Jahr 2018 –, haben sie zu ihrer alten Form zurückgefunden. 2021 veröffentlichten sie als Hommage an Wendy Carlos’ Klassiker „Switched on Bach“ eine Reihe berühmter Sun Ra-Stücke als Synthesizer-Arrangements unter dem Titel „Switched on Ra“. Und im letzten Jahr veröffentlichte das Trio ihr bislang konsequentestes Album „Bajascillators“, das in vier hypnotischen Trips Zeit und Raum aushebelt.

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© Chris Weiss
Jazz

Steph Richards

„Power Vibe“

Steph Richards – Trompete
Joshua White – Klavier
Stomu Takeishi – Bass
Max Jaffe – Schlagzeug, Elektronik

Deutschlandpremiere

Die Bühne im Quasimodo gehört am Freitagabend den Klangexperimenten der in Kalifornien lebenden Trompeterin Steph Richards und ihres Quartetts, die den Einfluss des Geruchssinns auf unser Hörerlebnis reflektieren.

Für die kanadische Trompeterin Steph Richards ist Musik mehr als ein rein akustisches Phänomen. Andere Sinneswahrnehmungen beeinflussen, wie sie eine Performance oder eine Aufzeichnung erlebt. Angesichts dieser Tatsache ist es nicht überraschend, dass ihr Album „Supersense“ von 2020 mit mehr als nur mit einem visuell gestalteten Cover aufwartet. Während der Entstehungsphase der Stücke ließ Richards den Detroiter Künstler und Parfümeur Sean Raspet Duftnoten entwickeln, die Teil des kreativen Prozesses wurden. Gemeinsam kreierten sie erdige Aromen, die so angenehm wie unerwartet dufteten und verwendeten für die Kompositionen außergewöhnliche Essenzen, unter anderem aus dem Außenskelett einer Grille gewonnen. Jedem Albumexemplar liegt eine Duftkarte bei, sodass die Hörer*innen ebenfalls die Gerüche erleben können, die Richards beim Komponieren im Sinn hatte. Die Musik funktioniert jedoch auch ohne derartige Beigaben. Mal dockt Richards an die Post-Bop-Tradition an, rückt dann wieder mit Leichtigkeit von ihr ab – ob durch treibenden Swing oder in freien, zurückgenommenen Klangfiguren –, während ihr Quartett die Wechsel zwischen Abstraktion und Groove mühelos meistert. Richards, die zurzeit an der University of California in San Diego Music Performance doziert, fühlt sich in mehreren Genres jenseits des Jazz zu Hause – etwa in der zeitgenössischen Musik oder im Art Pop im Rahmen von Kollaborationen mit Größen wie David Byrne oder St. Vincent. Das Hauptaugenmerk ihrer eigenen Praxis liegt jedoch auf der Improvisation. Das Quartett, das sie nach Berlin mitbringt – mit dem Bassisten Stomu Takeishi, dem Schlagzeuger Max Jaffe und dem Pianist Joshua White – hat die Musik von „Supersense" eingespielt, arbeitet aber auch bereits seit einigen Jahren an einem neuen Repertoire, mit dem es von innen die Mauern der Tradition erweitern und aufbrechen möchte, ohne sie zum Einsturz zu bringen.

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Jazz

Debacker // Arkbro / Graden // Threadgill's Zooid / Eberhard’s Potsa Lotsa XL

Marlies Debacker, eine Schlüsselfigur der Jazz- und zeitgenössischen Musik-Szene Kölns, eröffnet den Abend mit einem Solokonzert. Im Anschluss präsentieren die schwedische Komponistin und Wahl-Berlinerin Ellen Arkbro und der Pianist Johan Graden die Deutschlandpremiere ihres herrlich düsteren und einfühlsamen Kollaborationsprojekts. Das große Finale des Samstagsprogramms auf der Großen Bühne gilt Henry Threadgill mit einem großangelegten Kompositionsauftrag des Jazzfest Berlin: Threadgill präsentiert ein Stück in Konzertlänge für eine Kombination aus seinem Quintett Zooid und Silke Eberhards hoch angesehenem Large Ensemble Potsa Lotsa XL.


18:00 Marlies Debacker solo (BE)

Marlies Debacker – Klavier

Die belgische Pianistin Marlies Debacker steht für eine neue Generation von Musiker*innen, die sich der Kunst der Improvisation und der komponierten Musik gleichermaßen verschrieben haben. Seitdem sie für ihren Master an der Hochschule für Musik und Tanz nach Köln gezogen ist, bewegt sie sich geschickt zwischen beiden Welten. 2016 gründete sie mit dem Saxofonisten Salim Javaid und dem Schlagzeuger Shiau-Shiuan Hung das Trio Abstrakt, das unter anderem Musik von Peter Ablinger, Mark Andre und Clemens Gadenstätter neu interpretiert, und hat seither mit einigen der prägendsten Ensembles der Neuen Musik, wie beispielsweise dem Ensemble Musikfabrik, kollaboriert. Über die Jahre hat Debacker enge Verbindungen in die lebendige Kölner Improvisationsszene aufgebaut, was zu Zusammenarbeiten mit Musiker*innen wie Carl Ludwig Hübsch und Etienne Nillesen führte. Doch auch solo weiß Debacker zu überzeugen, wie ihr Album „Shimmer“ von 2022 demonstriert: Auf beeindruckende Weise verwebt Debacker vielfältige musikalische Fäden zu einer facettenreichen Textur und ergänzt ihr Klavierspiel um ideenreiche Variationen auf dem Clavinet. Während sie bei einigen Stücken die motivische Gestaltung fortspinnt, scheint sie bei anderen den Klang entscheiden zu lassen, welche Richtung das Stück nimmt. Dabei experimentiert Debacker und präpariert das Innere des Klaviers, um das Timbre zu verändern und perkussive Effekte oder Klangfelder aus elektronisch anmutenden Tönen entstehen zu lassen. So basiert jede einzelne Performance auf einem umfassenden Wissen, übersetzt in abstrakte Klangportraits, die nie aus nur einer Tradition oder Praxis schöpfen.


18:30 Ellen Arkbro & Johan Graden „I get along without you very well“ (SE, UK, BE, JP) / Deutschlandpremiere

Ellen Arkbro – Gesang, Trompete
Johan Graden – Klavier, Sythesizer, Klarinette
Lucy Railton – Cello
Petter Eldh – Kontrabass
Michiko Ogawa – Klarinette
Nabou Claerhout – Posaune
Konrad Agnas – Schlagzeug

Für ihren musikalischen Minimalismus, der durch harmonischen Tiefgang besticht, erhält die in Berlin lebende Komponistin Ellen Arkbro seit einigen Jahren erhöhte Aufmerksamkeit. Auf verschiedenste Weise bringt sie Kirchenorgeln und Blechblasinstrumente zusammen und verwendet dabei die so genannte reine Stimmung – ein in Westeuropa ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gebräuchliches musikalisches Tonsystem, das noch nicht auf der heute in Europa gängigen temperierten Stimmung beruht.

Doch ihr musikalisches Schaffen ist weitaus umfänglicher: Im Rahmen des diesjährigen Jazzfest Berlin präsentiert Arkbro gemeinsam mit ihrem langjährigen Mitstreiter, dem schwedischen Keyboarder Johan Graden, ihr 2022 erschienenes Kollaborationsprojekt „I get along without you very well“ – ein Trennungsalbum, das nicht nur Musik von tieftrauriger Schönheit, sondern auch Arkbros Fähigkeiten als Sängerin und Songwriterin offenbart. Schwebende und zugleich melancholische Rhythmen begleiten Arkbro, während sie gesangling in ihren Lyrics in aufsteigenden Melodien mit ihrer Einsamkeit ringt und dabei ein Gefühl für sich selbst zurückzugewinnen scheint. Ihre Stimme verbindet sich mit den schwerelosen Klängen der Bläser*innen, die sich wie eine weitere sanfte Schicht über Arkbros Gesang legen. Letzterer ist von einem erzählerischen Charakter, wie er oftmals in der Popmusik anzutreffen ist, während ihre nuancierte Artikulation und Tonalität auf ihre Jazzprägung hindeuten. Mit dem angemessenen Grad an Fingerspitzengefühl fügt Graden mit meisterhaftem Können nur das Nötigste zu den Arrangements hinzu und unterstreicht damit ihre Leichtigkeit. Für die Deutschlandpremiere des Projekts wird das Duo von einer Reihe von Musiker*innen begleitet, die mit großer Sicherheit ebenso Anklang finden werden: der Cellistin Lucy Railton, dem Bassisten Petter Eldh, dem Posaunisten Nabou Claerhout, der Klarinettistin Michiko Ogawa und Konrad Agnas am Schlagzeug.


20:00 The Creative Music Universe of Henry Threadgill: Zooid meets Potsa Lotsa XL (US, DE) / Weltpremiere

Zooid
Henry Threadgill – Altsaxofon, Flöte, Bassflöte, Komposition
Liberty Ellman – Akustik-Gitarre
Christopher Hoffman – Cello
José Davila – Tuba, Posaune
Elliot Humberto Kavee – Schlagzeug, Perkussion

Potsa Lotsa XL
Silke Eberhard – Altsaxofon
Jürgen Kupke – Klarinette
Patrick Braun – Tenorsaxofon, Klarinette
Nikolaus Neuser – Trompete
Gerhard Gschlößl – Posaune
Johannes Fink – Cello
Taiko Saito – Vibrafon
Antonis Anissegos – Klavier
Igor Spallati – Kontrabass
Kay Lübke – Schlagzeug

Als der geplante Auftritt von Henry Threadgills Quintett Zooid beim Jazzfest Berlin 2020 pandemiebedingt abgesagt werden musste, wurde stattdessen die Berliner Saxofonistin Silke Eberhard mit einer Hommage an den legendären Musiker aus Chicago beauftragt. Mit Threadgills Zustimmung arrangierte sie eine Auswahl von dessen Stücken für ihre Big Band Potsa Lotsa XL neu, das in diesem Jahr mit dem Deutschen Jazzpreis als Großes Ensemble des Jahres ausgezeichnet wurde. Threadgill war von Eberhards Interpretation seiner Musik so angetan, dass er kurzerhand einwilligte, im Rahmen eines Kompositionsauftrags ein von Zooid und Potsa Lotsa XL gemeinsam gespieltes Stück in Konzertlänge für eine Weltpremiere beim Jazzfest Berlin 2023 zu schreiben.

Seit jeher vereint Henry Threadgill intellektuelle Neugier mit lebendiger Vorstellungskraft. Diese Qualitäten haben in den letzten fünf Jahrzehnten sein überaus einflussreiches, originelles und zeitloses Œuvre geprägt. Wie in seinem kürzlich erschienen Buch „Easily Slip Into Another World: A Life in Musik“, das tags zuvor im Rahmen eines Artists’ Talks präsentiert wird, ausführlich nachzulesen ist, trat Threadgill früh der Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) in Chicago bei und leitete seitdem eine ganze Reihe innovativer Ensembles, angefangen mit dem heute legendären Trio Air in den 1970er-Jahren. Dabei hat sich seine Musik immer auch jenseits der Grenzen von Jazz bewegt. Inspiration boten nicht nur andere Musiktraditionen, sondern auch andere Kunstformen und Wissenschaften. Letzteren ist auch die Metapher für das Kompositionssystem seines langjährigen Projekts Zooid – ein Fachterminus für einen Organismus, der sich unabhängig innerhalb eines größeren Organismus bewegt – entlehnt.

Silke Eberhards Large Ensemble wiederum geht auf eine Gruppe zurück, die sich ursprünglich der Musik von Eric Dolphy verschrieben hatte. Das Ensemble wird Threadgills Zooid-System aufgreifen: den Musiker*innen sind bestimmte Intervalle zugewiesen, innerhalb derer sie sich frei bewegen können. So entsteht eine lebendige, bisweilen sehr dichte Polyphonie. Bei diesem geschichtsträchtigen Konzert – ein Auftragswerk des Jazzfest Berlin – trifft Threadgills Ensemble auf einige der spannendsten Improvisationsmusiker*innen der Berliner Szene. Ein Abend, der ein weiterer Beweis dafür ist, dass Threadgill auch nach 79 Jahren nicht nur aktiv, produktiv und begeisterungsfähig bleibt, sondern auch nach immer neuen Wegen sucht, seine humanistische Vision mit den Hörer*innen zu teilen.

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Jazz

Marthe Lea Band

Die Deutschlandpremiere der Marthe Lea Band, einer der spannendsten neuen Gruppen Norwegens, verarbeitet Einflüsse aus afrikanischer und skandinavischer Musik zu einem mitreißenden Feuerwerk. Leas hochenergetische Kompositionen strotzen vor Lebensfreude und lassen in Improvisationen jedweden stilistischen Purismus hinter sich.


Marthe Lea Band (NO, SE) / Deutschlandpremiere

Marthe Lea – Tenorsaxofon, Flöte, Klavier, Gitarre, Gesang, Adungu, Perkussion
Andreas Røysum – Klarinette, Bassklarinette, Gesang, Perkussion
Hans P. Kjorstad – Geige, Flöte, Gesang, Perkussion
Egil Kalman – Kontrabass, modularer Sythesizer, Gesang
Hans Hulbækmo – Schalgzeug, Perkussion, Gesang

Marthe Leas nuanciertes Spiel in einem Trio, das Schlagzeuger Thomas Strønen 2021 für sein Album „Bayou“ zusammengestellt hatte, ließ noch wenig von den breitgefächerten stilistischen Interessen erahnen, die in ihr schlummerten und die sie seither verfolgt hat – zum Beispiel erst kürzlich mit Paal Nilssen-Loves Large Unit oder in einem Improvisationstrio mit dem Berliner Trompeter Axel Dörner und der dänischen Sängerin Brigitte Lyregaard. Doch kein Projekt bringt ihr Können so sehr zum Strahlen wie dieses außergewöhnliche Quintett, das jegliche Dichotomie zwischen Free Jazz und transkultureller Neugier unterwandert. Leas hochenergetische Kompositionen strotzen nur so vor Lebensfreude und sind von einem breiten Spektrum an afrikanischen Einflüssen geprägt: äthiopischer Soul oder marokkanische Gwana-Grooves werden von ihren vielschichtigen Arrangements absorbiert und transformiert. Dabei zählt sie auf tatkräftige Unterstützung von ihren Mitmusiker*innen – allesamt Multiinstrumentalist*innen, die die Klangfarbe jeder musikalischen Situation im Handumdrehen wandeln können. Lea selbst spielt neben ihrem Tenorsaxofon auch Klavier, Gitarre und Flöte. Hans P. Kjorstad ergänzt sein Violinspiel zwischen Free Jazz und norwegischem Folk um Perkussion und Flöte, und Bassist Egil Kalman fügt dem Ganzen gelegentlich Synthesizer-Klänge hinzu. Nur Klarinettist Andreas Røysum und Drummer Hans Hulbækmo – beide waren beim Jazzfest Berlin 2022 als Teil von Gard Nilssens Supersonic Orchestra vertreten – bleiben mehr oder weniger bei ihrem Instrument. Mit ihrem Album „Asura“ aus dem Jahr 2021 hat Lea die Welt aufhorchen lassen. Unbekümmert scheint sie jeglichen Gedanken an stilistischen Purismus zu ignorieren. Stattdessen zeugen ihre Stücke ebenso von der Freude am gemeinsamen Musikmachen wie die Auftritte der Band selbst: die Musiker*innen tanzen förmlich über die Bühne, während sie auf höchstem Niveau improvisieren. Leas neues Album enthält einen mitreißenden Track namens „Ayumi“ – eine Hommage an die norwegische Pianistin und gelegentliche Kollaborateurin Ayumi Tanaka, in der Leas tiefe Verbundenheit mit ihren Mitmusiker*innen zum Ausdruck kommt.

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Jazz

Draksler // Amba / Cajado / Takara

Vier Avantgarde-Performances bilden das Late-Night-Programm im Festspielhaus, davon zwei in der Kassenhalle: Kaja Draksler verbindet mit einer Gruppe von europäischen Improvisationsmusiker*innen in ihrem brandneuen Projekt „matter 100“ abstrakte Klänge mit Text, während die US-amerikanische Free-Jazz-Saxofonistin und Newcomerin Zoh Amba bei ihrem Jazzfest Berlin-Debüt im Trio eine Kostprobe ihres instinktiven und organischen Spiels gibt.


22:00 Kaja Draksler: „matter 100“ (NL, UK, PL, SI) / Deutschlandpremiere

Lena Hessels – Gesang, Gitarre
Andy Moor – Gitarre
Marta Warelis – Keyboards
Kaja Draksler – Keyboards, Klavier
Samo Kutin – präparierte Drehleier
Macio Moretti – Schlagzeug

Die slowenische Pianistin Kaja Draksler ist ein bekanntes Gesicht beim Jazzfest Berlin. 2021 war sie im Duo mit der portugiesischen Trompeterin Susana Santos Silva zu erleben, 2018 zusammen mit Bassist Petter Eldh und Drummer Christian Lillinger in ihrem hochgradig originellen Trio Punkt.Vrt.Plastik. Als eine der umtriebigsten und neugierigsten Musiker*innen der Szene ist sie immer auf der Suche nach neuen künstlerischen Herausforderungen – seien es kreative Neuvertonungen der Gedichte von Robert Frost oder ihre Rolle als Mitglied des Improvisationsquartetts Hearth an der Seite von Santos Silva und den Saxofonistinnen Mette Rasmussen und Ada Rave. Beim diesjährigen Jazzfest Berlin stellt sie ihr neues Projekt „matter 100“ vor, von dem sie sagt: „Ich beschäftige mich mit Songs und Sound; Songs auf formaler Ebene und Sound als Ideenquelle und Navigationssystem.“ Um diese Vision umzusetzen, hat Draksler eine Band zusammengestellt, die sich aus sehr unterschiedlichen musikalischen Prägungen speist. Die junge Singer-Songwriterin Lena Hessels – die Tochter von Teri Hessels, dem Gitarristen der Amsterdamer Post-Punk Improvisationsband The Ex – spielt Gitarre und singt zwischen Melodie und gesprochenem Wort. Die Amsterdamer Pianistin Marta Warelis ist ebenso wie Draksler am Keyboard zu erleben. Außerdem mit von der Partie sind der zweite Gitarrist von The Ex, Andy Moor, der polnische Schlagzeuger Macio Moretti – Mitglied von Shofar und Mitch & Mitch – sowie der slowenische Instrumentenbauer Samo Kutin, der eine präparierte Drehleier spielt.


23:30 Amba / Cajado / Takara (US, BR)

Zoh Amba – Saxofon
Vinicius Cajado – Kontrabass
Mauricio Takara – Schlagzeug

Die 23-jährige Zoh Amba stand bereits früh in ihrer kreativen Laufbahn im Rampenlicht – ein Umstand, der Musiker*innen in ihrer künstlerischen Entwicklung auch ausbremsen kann, zumal diese gerade im Jazz oft Zeit braucht. Anders bei Amba: Die Saxofonistin wuchs im ländlichen Tennessee auf; ihre musikalischen Interessen verfolgte sie weitgehend autodidaktisch. Zwei Jahre nachdem sie für ihr Studium nach San Francisco gezogen war, brach sie die Ausbildung ab, frustriert von der orthodoxen Zwangsjacke, die US-amerikanische Jazzschulen ihren Schüler*innen mitunter anzulegen versuchen. Stattdessen lernte Amba bei verschiedenen Mentor*innen wie u. a. David Murray und erwarb ihr Können auf Bühnenbrettern und in Aufnahmestudios, wo sie mit einigen der besten Musiker*innen der USA zusammenarbeitete, darunter die Schlagzeuger Tyshawn Sorey, Joey Baron und Chris Corsano, die Bassisten William Parker, Thomas Morgan und Luke Stewart und der Pianist Micah Taylor. Ihr gospelartiges Spiel verweist auf den Einfluss von Free-Jazz-Saxofonvirtuos*innen wie Albert Ayler, Frank Wright und David S. Ware, während zugleich ihre eigene musikalische Stimme jegliche traditionellen Vorgaben und Erwartungen durchbricht.

Einige ihrer bislang fesselndsten Stücke kreierte und veröffentlichte Amba außerhalb der etablierten Kreise. Auf dem Album „The Flower School“, einer Zusammenarbeit mit Corsano und dem Gitarristen Bill Orcutt, ist ihr Spiel von einer intensiven, zugewandten Zärtlichkeit geprägt. Bei ihrem Debüt beim Jazzfest Berlin trifft sie auf zwei neue Mitstreiter, beides gebürtige Brasilianer mit Wohnsitz in Berlin: den Bassisten Vinicius Cajado, der aus der aktuellen Szene nicht wegzudenken ist und Tradition geschickt mit Innovation zusammenbringt, und den stilistisch vielfältigen Schlagzeuger Mauricio Takara, der experimentellen Rock-Background mitbringt und zuletzt 2019 und 2021 beim Jazzfest Berlin begeisterte.

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© Piper Ferguson
Jazz

Irreversible Entanglements // Clay Kin

Die gefeierte amerikanische Free-Jazz-Gruppe Irreversible Entanglements mit Spoken-Word-Künstlerin und Komponistin Camae Ayewa (alias Moor Mother) präsentiert Musik von ihrem neuen Album „Protect Your Light“: mitreißende Grooves treffen auf stimmliche Intensität und dicht verwobene Improvisationen. Anschließend bringt das Trio Clay Kin von Schlagzeuger Julian Sartorius, Keyboarder Dan Nicholls und Videokünstlerin Lou Zon eine hochgradig interaktive Mischung aus Field Recordings, Elektronik und sich stetig wandelnden Grooves auf die Bühne.


22:00 Irreversible Entanglements (US, PA)

Camae Ayewa – Gesang
Keir Neuringer – Saxofon
Aquiles Navarro – Trompete
Luke Stewart – Kontrabass
Tcheser Holmes – Schlagzeug

Seit seiner Gründung 2015 ist das amerikanische Quintett Irreversible Entanglements nicht zu stoppen. Kompromisslos transportieren die fünf Musiker*innen die Energie des Free Jazz der 1960er-Jahre in die heutige Zeit. Dabei arbeitet die Band konsequent als Kollektiv, bei dem jedes Mitglied am Kompositionsprozess teilhat, auch wenn die Gruppe vor allem für die Vokalistin, Musikerin und Aktivistin Camae Ayewa (aka Moor Mother) aus Philadelphia bekannt ist – beim Deutschen Jazzpreis 2023 als beste internationale Künstlerin ausgezeichnet. Die mitreißenden Grooves von Drummer Tcheser Holmes und Bassist Luke Stewart drängen nach vorne und bieten zugleich der gesanglichen Intensität von Moor Mother und den dicht verwobenen Improvisationen von Trompeter Aquiles Navarro und Saxofonist Keir Neuringer eine gleichermaßen solide Basis. Die ersten drei Alben veröffentlichten sie auf dem einflussreichen Chicagoer Label International Anthem. Inzwischen ist die Band jedoch bei Impulse Records unter Vertrag – ein Zeichen ihrer künstlerischen Entwicklung, insofern das Label einige der wichtigsten Aufnahmen von Größen wie John Coltrane, Pharoah Sanders, Alice Coltrane, Archie Shepp und Albert Ayler herausgebracht hat. Im Januar 2023 haben Irreversible Entanglements im legendären Rudy Van Gelder Studio ihr bislang eindrucksvollstes und vielfältigstes Album mit dem Titel „Protect Your Light“ eingespielt. Und auch wenn einige musikalische Gäste das instrumentale Spektrum erweitern, kommen die größten Veränderungen dabei aus dem Innern der Band selbst: sei es der zunehmende Einsatz elektronischer Elemente oder die hervorgehobene Rolle von Moor Mother, etwa ihr markanter Sprechgesang in „Free Love“. Als libertäres Free-Jazz-Kollektiv verbindet die Gruppe darüber hinaus auch weiterhin musikalische Originalität mit der Forderung nach sozialem Wandel und Freiheit. Ein Ensemble, das wir in diesen schwierigen Zeiten dringend brauchen.


23:30 Clay Kin (CH, UK, NL)

Julian Sartorius – Schlagzeug, Perkussion
Dan Nicholls – Keyboards, Sampler
Lou Zon – Videokunst

Julian Sartorius, Dan Nicholls und Lou Zon (Louise Boer) haben ihrem Trio den Namen Clay Kin (dt. „Lehm-Verwandtschaft“) gegeben, um unter anderem auf die Bedeutung ihrer engen Freundschaft für den kreativen Prozess hinzuweisen. Sartorius, als Schlagzeuger ebenso erfahren wie vielseitig, hat nicht nur mit der Schweizer Popsängerin Sophie Hunger, dem Jazzpianisten Stefan Aeby oder dem Komponisten und Gitarristen Rhys Chatham zusammengearbeitet, sondern auch eine bemerkenswerte Solokarriere vorzuweisen: seien es dokumentarische Klanglandschaften, die während langer Wanderungen entstanden, oder die umfassenden rhythmischen Exkursionen auf seinem Album „Zatter“ von 2014. Der Keyboarder Dan Nicholls stand bereits 2021 beim Jazzfest Berlin mit Oli Steidles Band The Killing Popes auf der Bühne. Er hat eng mit einer ganzen Reihe von Künstler*innen im Jazz-Umfeld kollaboriert, etwa Y-Otis oder Alabaster DePlume. Sein 2021 erschienenes Soloalbum „Mattering and Meaning“ hingegen ist eine elektronische Adaption von Erik Saties Klavierkompositionen. Gemeinsam mit der Videokünstlerin Lou Zon haben sie ein Reservoir an organischen Sounds kreiert, von denen viele aus Field Recordings stammen, die sie eigens erstellt haben. In ihren interaktiven Live-Performances schöpfen sie aus dieser Quelle, wenn sie sich Sounds hin und her schicken und dabei diese endlos transformieren.

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© Christina Marx
Jazz

Banquet of Consequences

Banquet of Consequences, das neue Berliner Sextett des Bassisten Antonio Borghini, bringt im Quasimodo zum krönenden Abschluss des Abends Jazztraditionen aus den Niederlanden, Italien und Südafrika auf einzigartige Weise zusammen. Das gleichnamige Debütalbum der Gruppe bewegt sich zwischen freien Improvisationen – sogenannten Dialogen – und auskomponiertem Material – mal zart, mal gewollt chaotisch.


Banquet of Consequences (UK, FR, TR, JP, IT, AU)

Tobias Delius – Tenorsaxofon, Klarinette
Pierre Borel – Altsaxofon
Anil Eraslan – Cello
Rieko Okuda – Klavier
Antonio Borghini – Kontrabass
Steve Heather – Schlagzeug

Kaum eine Band verkörpert die kosmopolitische Komplexität der Berliner Jazz- und Improvisationsszene so überzeugend wie dieses Sextett unter der Leitung des Bassisten Antonio Borghini. Nicht nur ist die noch recht junge Band mit Mitgliedern aus Frankreich, der Türkei, Australien, Großbritannien und Italien multinational besetzt. Auch die Musik selbst zeugt davon – sei es in Form von übersprudelnden Kwela-Einflüssen aus Südafrika, dem halbironischen Bombast des italienischen Jazz, der augenzwinkernden Strenge der niederländischen Szene oder dem Berlin-typischen Experimentieren mit freien Formen. Das gleichnamige Debütalbum von Banquet of Consequences bewegt sich zwischen freien Improvisationen, sogenannten „Dialogen“, und fixen Kompositionen – mal zart, mal chaotisch. „Danke Sean“ zum Beispiel beginnt mit einer spannungsgeladenen Interaktion der Gruppe, bevor die Pianistin Rieko Okuda plötzlich ein gospelartiges Klavierpattern vorlegt, das an Chris McGregor erinnert. Kurz darauf beschwört die Band gemeinsam den Geist von Sean Bergin herauf, der über viele Jahre ein Fixpunkt der niederländischen Szene war. Tenorsaxofonist Tobias Delius, der in Amsterdam mit Bergin zusammengespielt hat, und Altsaxofonist Pierre Borel laufen hier gemeinsam zu Höchstform auf und spielen einander immer wieder gegenseitig aus. Die Rhythmusgruppe, bestehend aus Okuda, Borghini, Schlagzeuger Steve Heather und Cellist Anıl Eraslan, sorgt dabei für Drive, fügt dem Ganzen aber auch immer wieder melodische Interventionen, überraschende Wendungen und dadaistische Momente hinzu.

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Jazz

Ambarchi / Berthling / Werliin

„Ghosted“

Das Trio von Oren Ambarchi, Johan Berthling und Andreas Werliin verleiht der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche mit fließenden, psychedelischen Grooves und Texturen eine hypnotische Atmosphäre und bringt mit „Ghosted“ das Innere der Kirche zum Pulsieren, wenn die Gruppe ihr Deutschland-Debüt gibt.


Ambarchi / Berthling / Werliin: „Ghosted“ (AU, SE) / Deutschlandpremiere

Oren Ambarchi – Gitarre
Johan Berthling – Kontrabass
Andreas Werliin – Schlagzeug

Als Rhythmusgruppe sind der Bassist Johan Berthling und der Schlagzeuger Andreas Werliin aus Schweden nahezu unschlagbar: eine ebenso wendige wie ausladende Groove-Maschine, deren Einzelteile perfekt ineinandergreifen. Diese Qualität haben sie als treibende Kraft in Mats Gustafssons Ensembles Fire! und Fire! Orchestra perfektioniert. Auch der in Berlin lebende australische Gitarrist Oren Ambarchi – seit drei Jahrzehnten einer der einflussreichsten Akteure der experimentellen Musik – hat immer wieder mit ihnen zusammengearbeitet, neben seiner eigenen Mitwirkung in Fire! auch in mehreren Duo-Aufnahmen mit Behring. Als sie sich 2022 zu dritt daran machten, das Album „Ghosted“ einzuspielen, deutete die Musik mit fließenden Ostinato-Grooves und sich langsam entwickelnden melodischen Fragmenten auf einen eher unscheinbaren Tag im Studio hin. Doch diese vordergründig entspannte Atmosphäre war entscheidend für das musikalische Resultat der Session: Berthling legt mit vollem Ton und loopartigen Grooves vor; Werliin umtanzt diese förmlich, hakt ein und treibt die Musik vorwärts. Auf diesem rhythmischen Fundament arbeitet Ambarchi wie ein minimalistischer Klangbildner. Seiner flach vor ihm liegenden E-Gitarre – angeschlossen an einen Leslie-Speaker, der bekanntlich der Hammond B3 Orgel ihr charakteristisches Vibrato verleiht – entlockt er lange Töne in schillernden Klangfarben, die eher an eine indische Tanpura als an das klassische Rock-Instrument erinnern. Er arbeitet mit diesen Farben gleichsam plastisch und schmiert, spritzt und verteilt sie quer über das hypnotische Tableau seiner Mitmusiker.


Bitte beachten Sie, dass es aufgrund der ebenerdigen Konzertsituation zu eingeschränkten Sichtverhältnissen kommen kann.

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Jazz

McHenry / Cyrille // Red Desert Orchestra // Bauer / Parker / Drake // Moreno

Der Konzertabend im Festspielhaus beginnt mit der Europapremiere des Duos von Schlagzeuger Andrew Cyrille und Saxofonist Bill McHenry. Die französische Pianistin Eve Risser widmet sich im Anschluss mit ihrem Red Desert Orchestra den Rhythmen und musikalischen Texturen Westafrikas. Der Posaunist und diesjährige Albert-Mangelsdorff-Preisträger Conny Bauer lässt im Trio mit Hamid Drake und William Parker alte Verbindungen zwischen der US-Amerikanischen und Deutsch-Deutschen Free Jazz Avantgarde aufleben. Und zum krönenden Abschluss des Konzertprogramms auf der großen Bühne bietet die brasilianische Sängerin Joyce Moreno einen musikalischen Querschnitt ihrer langjährigen Karriere.


17:00 McHenry / Cyrille: „Proximity“ (US) / Europapremiere

Eve Risser – Komposition, Klavier
Antonin-Tri Hoang – Altsaxofon, analoger Synthesizer
Sakina Abdou – Tenorsaxofon
Grégoire Tirtiaux – Baritonsaxofon, Qarqabas
Susana Santos Silva – Trompete
Mathias Müller – Posaune
Tatiana Paris – E-Gitarre
Belli Hié – Balafon
Mélissa Hié – Balafon, Djembé
David Merlo – E-Bass
Oumarou Bambara – Djembé, Bara
Emmanuel Scarpa – Schlagzeug

Nur wenige lebende Jazzmusiker*innen haben sich derart tief in die Musikgeschichte eingeschrieben wie Andrew Cyrille, der fünf Tage nach seinem Auftritt beim Jazzfest Berlin seinen 84. Geburtstag feiern wird. Bekannt für seine prägende Rolle in der Entwicklung des Free Jazz, u. a. als einer von Cecil Taylors visionärsten Perkussionisten, trägt Cyrille in gewisser Weise die gesamte Geschichte des Jazz in sich: Als Teenager verbrachte er viel Zeit mit Leuten wie Philly Joe Jones und Max Roach, spielte aber auch Gigs entlang der ganzen kulturellen Bandbreite an musikalischen Traditionen, die ihm in seiner Heimatstadt New York begegnete. Als späterer Dreh- und Angelpunkt der Avantgarde-Szene trug Cyrille wesentlich dazu bei, den Weg für freie Perkussionsgruppen zu ebnen, wie beispielswiese im Duo mit Milford Graves. Wenngleich er in den 1970er-Jahren vermehrt eigene Bands leitete, kollaborierte er auch weiterhin mit verschiedenen Musiker*innen, darunter Muhal Richard Abrams, John Carter, Walt Dickerson, Peter Kowald und David Murray. Cyrilles Spiel zeichnet sich durch eine erstaunliche Klarheit von beinah erzählerischer Qualität aus. Sein Instrument setzt er als Melodiestimme ein und tritt mit seinen Mitspieler*innen in eine Form von Interaktion, die auf mehr als nur Rhythmik basiert. Und auch das Alter bremst ihn in keiner Weise: Durch eine Reihe von Alben für das Plattenlabel ECM Records, mit Musiker*innen wie Bill Frisell und David Virelles, erfuhr Cyrille in den letzten Jahren eine regelrechte Renaissance.

Bei einem seiner seltenen Auftritte in Berlin kann man nun das Europadebüt der Zusammenarbeit mit dem Tenorsaxofonisten Bill McHenry erleben. Der in Barcelona lebende US-Amerikaner gilt als einer der agilsten Spieler des Post-Bop und verbindet bei seinen Improvisationen einen satten Ton mit einem tiefgründigen Blues-Vibe. Im Jahr 2016 veröffentlichten die beiden das Album „Proximity“, eine grandiose Serie von zumeist spontan entstandenen Dialogen, mit besonderem Sinn für Proportion, Eleganz und Interaktion. Beim diesjährigen Jazzfest Berlin schreiben sie ein weiteres Kapitel ihrer fruchtbaren Zusammenarbeit.


Line-up

Bill McHenry – Saxofon
Andrew Cyrille – Schlagzeug

18:30
Eve Risser’s Red Desert Orchestra: „Eurythmia“

(FR, BF, DE, BE, PT)

2019 begeisterte die französische Pianistin Eve Risser das Publikum des Jazzfest Berlin im Rahmen einer Solo-Performance mit ihrem kreativen Spiel auf einem präparierten Klavier: Ein ganzes Arsenal von Alltagsgegenständen hatte sie in seinem Inneren untergebracht und damit die Klangfarbe der Saiten radikal verändert. Die Klaviatur wurde zum magischen Krachmacher, gebändigt durch akribisch konzipierte, rhythmisch kontrollierte experimentelle Arrangements. Doch Risser brennt auch fürs gemeinschaftliche Arbeiten. Im vergangenen Jahrzehnt leitete sie mehrere große Ensembles, die auf konventionellere Klänge setzten. Als solches kann man das Red Desert Orchestra, das nun erstmals nach Berlin kommt, jedoch kaum bezeichnen, denn Risser legt mit dem aktuellen Repertoire überraschende Verbindungen zwischen groove-getriebenem Jazz und den hypnotisierenden Kadenzen aus westafrikanischen Musiktraditionen frei. Die bisweilen rauen Schwingungen, die einige dieser Instrumente erzeugen, überlagern dabei zeitweise ihre Klavierklänge. Vergangenes Jahr veröffentlichte Risser mit dem Ensemble das Album „Eurythmia“, eine so atemberaubende wie geschmeidige Verbindung von mal sanften, mal rauen Bläsermelodien auf dem Fundament einer mitreißenden Polyrhythmik, die durch das Zusammenspiel von Djembés, Balafons und Bara-Trommeln entsteht und zugleich musikalisches Terrain für improvisatorische Streifzüge bietet. Zu den Bläsern gehören der Altsaxofonist Antonin-Tri Hoang, der das am Eröffnungsabend des Festivals auftretende Ensemble Novembre leitet, die Tenorsaxofonistin Sakina Adbou und der Berliner Posaunist Mathias Müller. In Zeiten von nicht-enden-wollender gesellschaftlicher Spaltung setzen sich Risser und ihre Mitstreiter*innen über veraltete, klischeebehaftete Dichotomien wie „Europa vs. Afrika“ mit der gebührenden Selbstverständlichkeit hinweg, indem sie eine Musik erschaffen, die Tradition und neue Ansätze mit freudvoller Energie und Respekt verbindet.


20:00 Bauer / Parker / Drake (DE, US) / Preisträgerkonzert Albert-Mangelsdorff-Preis für Conny Bauer

Conny Bauer – Posaune
William Parker – Kontrabass
Hamid Drake – Schlagzeug

Der Posaunist Conrad Bauer ist eine der großen Persönlichkeiten der ostdeutschen Jazzszene. Schon in den frühen 1970er-Jahren machte er sich als Berufsmusiker und integraler Bestandteil verschiedener Bands wie dem Quintett Exis, dem Hans-Rempel-Oktett und allem voran als Mitglied des Ernst-Ludwig-Petrowsky-Quartetts einen Namen. Die gemeinsame Zusammenarbeit führten Bauer und Petrowsky, der leider im Juli 2023 verstarb, im furiosen Ensemble Synopsis mit Günter "Baby" Sommer am Schlagzeug und Ulrich Gumpert am Klavier fort und spielten später in dieser Konstellation, unter anderem im Wiedervereinigungsjahr 1990 beim Jazzfest Berlin, unter dem Namen Zentralquartett. Bereits in seiner Jugend trat Bauer als Sänger und Gitarrist in Tanzbands auf und stellte unter Beweis, dass er der geborene Entertainer war. Dabei bewies sein Spiel selbst in experimentellen Zusammenhängen melodische Qualitäten.

Wiedervereint zur Feier seines 80. Geburtstags, trifft Bauer auf eine der wohl spannungsvollsten und rhythmusstärksten Konstellationen in der improvisierten Musik der letzten Jahrzehnte: auf den Bassisten William Parker und den Schlagzeuger Hamid Drake. Das Trio hatte 2010 im berühmten New Yorker Venue Roulette Intermedium erstmals zusammengespielt und später den Mitschnitt unter dem Titel „Tender Exploration" veröffentlicht. Ihr gemeinsames Spiel setzt eine geradezu pulsierende Energie frei: Ein Mix aus soliden Grooves und rhythmischer Beseeltheit, der dem Posaunisten eine dynamische Szenerie voller Überraschungen für seine motivischen Streifzüge bietet, in denen das Wilde eine Verbindung mit dem Lyrischen eingeht.


21:30 Joyce Moreno „Natureza“ (BR)

Joyce Moreno – Gesang, Gitarre
Tutty Moreno – Schlagzeug
Rodolfo Stroeter – Kontrabass
Helio Alves – Klavier
Tom Andrade – Perkussion

In ihrem Heimatland längst als Bossa-Jazz-Ikone gefeiert, erlangte die Brasilianerin Joyce Moreno mit ihrer Veröffentlichung „Natureza“ im vergangenen Jahr international große Aufmerksamkeit. Die bis dahin unveröffentlichte Session aus dem Jahr 1977 hatte sie seinerzeit mit einer Starbesetzung eingespielt, darunter Michael Brecker, Joe Farrell, Buster Williams und der Produzent Claus Ogerman. Das vielversprechende Album sollte ihre internationale Karriere einläuten. Doch kam es anders als erhofft: die Bänder gingen verloren und die Veröffentlichung scheiterte. Glücklicherweise hatte die Sängerin eine unabgemischte Kassette mit den Aufnahmen aufbewahrt, sodass das Album nun doch noch das Licht der Welt erblickt und das Interesse an Morenos bemerkenswertem Talent auch im Ausland neu entfacht hat. Moreno, die niemals aufgehört hat Musik zu machen, gehört in Brasilien seit mehreren Jahrzehnten zu den etabliertesten Musiker*innen des Landes. Dass auch ihre Stimme an geschmeidiger Agilität nicht eingebüßt hat, beweist ihr Album „Brasileiras Canções“ aus dem vergangenen Jahr. Gewandt und flink bewegt sie sich darauf durch ein Dickicht von Harmonien und ausgefeilten Rhythmen.

Obwohl Moreno in ihrem Frühwerk mit folkloristischen Arrangements experimentierte und eine dezidiert feministische Perspektive gegen den brasilianischen Paternalismus einnahm, konzentrierte sie sich in den späten 1970ern zunehmend auf einen jazzbetonten Bossa-Sound, für den sie bis heute steht. Zu ihrer Tourband gehören ihr Ehemann und langjähriger Schlagzeuger Tutty Moreno, der Pianist Helio Alves, der Bassist Rodolfo Stroeter und der Perkussionist Tom Andrade – allesamt erfahrene Ausnahmemusiker*innen, die mit beiden Traditionslinien, aus denen Joyces’ Musik sich speist, bestens umzugehen wissen.

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© Marius Beck Dahle
Jazz

Melting Pot // Omawi

Wie sieht es um die Zukunft von improvisierter Musik aus? Keine Antwort, aber spannende Einblicke bietet das Konzert mit dem Projekt Melting Pot, das jährlich fünf herausragende junge Improvisationsmusiker*innen aus fünf europäischen Städten zum ersten Mal auf der Bühne zusammenbringt – darunter in diesem Jahr die argentinische Saxofonistin Camila Nebbia aus Berlin. Direkt anschließend übernimmt Omawi, ein Improvisations-Trio aus Amsterdam, in dem Bassist Wilbert de Joode und Schlagzeuger Onno Govaert das mehrdimensionale Spiel der Pianistin Marta Warelis spiegeln.


19:00 Melting Pot (NO, AT, DE, BE, PL)

Tuva Halse – Geige
Mona Matbou Riahi – Klarinette
Camila Nebbia – Saxofon
Louise van den Heuvel – E-Bass
Hubert Zemler – Schlagzeug

Das europäische Kooperationsprojekt Melting Pot bringt jedes Jahr eine neue Konstellation junger Improvisationsmusiker*innen zusammen, die sich ohne lange Probenzeiten vor Publikum eine Bühne teilen und in Echtzeit musikalische Kreationen schaffen. Auch in diesem Jahr haben das Jazzfest Berlin, Handelsbeurs Concertzaal (Gent), Jazztopad (Wrocław), Nasjonal Jazzscene Victoria (Oslo) und das Internationale Jazzfestival Saalfelden jeweils eine*n Musiker*in aus ihrer Region zur Teilnahme eingeladen. Die Zusammensetzung in diesem Jahr verspricht ein besonders spannendes Konzerterlebnis, wenn diese fünf aufstrebenden Musiker*innen ganz spontan ihre gemeinsame Sprache finden: auf der Bühne stehen der polnische Schlagzeuger Hubert Zemler (Wrocław), die norwegische Violinistin Tuva Halse (Oslo), die iranische Klarinettistin Mona Matbou Riahi (Saalfelden), die niederländische Bassistin Louise van den Heuvel (Gent) und die argentinische Saxofonistin Camila Nebbia (Berlin). Reiz und Besonderheit dieser Initiative liegen darin, dass unterschiedlichste Künstler*innen, die sich meist nicht kennen, ohne den Zwang gemeinsamer Kontexte zusammen improvisieren und dabei verschiedene Stile und Herkünfte überbrücken, um live etwas Neues entstehen zu lassen.

Eine Kooperation zwischen Nasjonal Jazzscene Victoria (Oslo), Internationales Jazzfestival Saalfelden, Berliner Festspiele / Jazzfest Berlin, Handelsbeurs (Gent), Jazztopad Festival (Wrocław)


20:30 Omawi: „Waive“ (PL, NL) / Weltpremiere

Marta Warelis – Klavier
Wilbert de Joode – Kontrabass
Onno Govaert – Schlagzeug

Marta Warelis, die 2021 beim Jazzfest Berlin im Rahmen von Dave Douglas‘ Projekt Secular Palms zu erleben war, gehört zu den spannendsten Pianist*innen, die die kreative Amsterdamer Jazzszene in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Zu den markanten Merkmalen der gebürtigen Polin gehören ihr bemerkenswerter Ideenreichtum, kombiniert mit einer großen Bandbreite unterschiedlicher Stilmittel. Ihren Facettenreichtum nutzend, knüpft Warelis an den Sound des New Dutch Swing an, wenn sie als Post-Bop-Pianistin beim Xavier Pamplona Septet ihr Können zeigt, oder übt sich in satt-melodischen Improvisationen als Teil des Douglas' Quintett. Nicht minder versiert verfolgt Warelis ihren eigenen klanglichen Experimentalismus.

Ihre improvisatorischen Qualitäten am präparierten Klavier stellte Warelis zuletzt mit ihrem Soloalbum „A Grain of Earth“ aus dem Jahr 2022 unter Beweis, und begab sich damit auf Augenhöhe mit der Berlinerin Magda Mayas. Doch kaum ein Projekt spiegelt ihre Ästhetik so umfassend wider wie Omawi, ein Trio mit dem etablierten Bassisten Wilbert de Joode und dem energetischen jungen Schlagzeuger Onno Govaert – beide ebenso zentrale Figuren der Amsterdamer Szene.

Mit dem Album „TK“, ihrer ersten Veröffentlichung seit acht Jahren, ist das Trio hörbar musikalisch gewachsen und knüpft zugleich an den leichtfüßigen Improvisationsstil an, der ihre früheren Arbeiten ausmachte. Alle drei verstehen sich darauf, scheinbar aus dem Nichts neue Riffs und Grooves hervorzuzaubern, diese weiterzuentwickeln und bei Bedarf zu zerlegen. Die außergewöhnliche Dynamik Omawis – die mal mit ganz zarten Gesten aufwartet, dann wieder mit Klangkaskaden, die unter die Haut gehen, überrascht – basiert dabei auf klanglichen Bewegungen, die stets ein organisches Ganzes bilden.

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© Darja Olsevskaja
Jazz

Andreas Røysum Ensemble

Zum Abschluss des diesjährigen Festivals sprengt das zwölfköpfige Andreas Røysum Ensemble aus Norwegen bei seiner Berlin-Premiere im Quasimodo die Bühne und verspricht einen fulminanten Abend mit tanzbaren Grooves und mitreißender Stimmung.


Andreas Røysum Ensemble (NO, DK, SE, US) / Deutschlandpremiere

Andreas Røysum – Klarinette, Bassklarinette, Kontrabassklarinette
Sofie Tollefsbøl– Gesang
Signe Emmeluth – Altsaxofon
Marthe Lea – Tenorsaxofon
Hans P. Kjorstad – Geige
Erik Kimestad Pedersen – Trompete
Øyvind Brække – Posaune
Joel Ring – Cello
John Andrew Wilhite – Kontrabass
Christian Meaas Svendsen – Kontrabass
Andreas Wildhagen – Schlagzeug
Ivar Myrset Asheim – Schlagzeug

Der Klarinettist Andreas Røysum hat sich in den letzten Jahren nicht nur als Musiker, der ein stetig wachsendes Ensemble leitet, einen Namen gemacht; er entwickelte sich darüber hinaus als Festivalorganisator und Aktivist zu einer treibenden Kraft in der norwegischen Szene für Jazz und improvisierte Musik. Die Besetzung seines Ensembles, wie er es nun in Berlin präsentiert, umfasst elf Musiker*innen. Frühere Aufnahmen der Gruppe holen den Free Jazz in ihrer temperamentvollen Spielart in die Gegenwart und leben vom Wechselspiel zwischen dem überdimensionierten Ensemble und Kompositionen, die die musikalische Neugierde des Bandleaders und sein aktuelles Interesse für traditionelle afrikanische und asiatische Musik widerspiegeln. Auf ihrem neuen Album mischt sich ein noch breiteres Spektrum von stilistischen Einflüssen in das lebhafte Hybrid: Die Bigband-Besetzung steht weiterhin im Dienst tanzbarer Grooves, während Røysums Kompositionen melodiös und feierlich wie nie klingen. Unter den weltumspannenden Sounds, die Røysum nahtlos in seine Kompositionen einwebt, finden sich auf dem neuen Album britische Folksongs wie „Barbara Allen“ und „Hares on the Mountain“, was vor dem Hintergrund seiner Zusammenarbeit mit dem großen schottischen Folksänger Alisdair Roberts in einem besonderen Studioprojekt kaum verwunderlich erscheint. Røysum glaubt an die transformative Kraft der Musik und steckt Herzblut und seine ganze Energie in sein Spiel, wenn er sich mit seinen talentierten Ensemble-Kolleg*innen die Bühne teilt.

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JazzFest Berlin

Berliner Festspiele

2. bis 5.11.2023

Rund um stilbildende Ikonen des Jazz wie auch junge Positionen aus verschiedensten Stilrichtungen entwirft das Jazzfest Berlin ein Festivalprogramm voller kreativer Grenzgänge und kollektiver Visionen.

Als Berliner Jazztage 1964 gegründet, zählt das Jazzfest Berlin zu Europas ältesten und renommiertesten Festivals seiner Art.

Nach Joachim-Ernst Berendt (1964-72), George Gruntz (1973-94), Albert Mangelsdorff (1995-2000), Nils Landgren (2001, 2008-11), John Corbett (2002), Peter Schulze (2003-07), Bert Noglik (2012-14) und Richard Williams (2015-17) liegt die künstlerische Verantwortung ab 2018 bei der Kuratorin Nadin Deventer.

Während die ersten beiden Festival-Dekaden geprägt waren von den stilbildenden und populären Jazzgrössen aus den Vereinigten Staaten, hat sich das Spektrum inzwischen global geweitet - mit einem ebenso deutlichen wie naheliegenden Schwerpunkt beim gegenwärtigen Jazz europäischer Provenienz.

Ein Theatergebäude, das Haus der Berliner Festspiele, mit ca. 1000 Sitzen, betrieben von den Berliner Festspielen, unter deren Dach das Jazzfest Berlin veranstaltet wird, ist aktueller Dreh- und Angelpunkt des musikalischen Geschehens vor zumeist ausverkauftem Haus. Die ARD Hörfunkstationen und das Deutschlandradio sind mit live-Übertragungen und Konzert-Mitschnitten am Erfolg des Jazzfest Berlin maßgeblich beteiligt.

Das vollständige Programm erscheint im September.

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Bewertungen & Berichte JazzFest Berlin

Ereignisse / Kulturveranstaltung Dom zu Brandenburg Brandenburg an der Havel, Burghof 10
Aufführungen / Oper Komische Oper Berlin Berlin, Bismarckstraße 110
Aufführungen / Kabarett Die Wühlmäuse Berlin Berlin, Pommernallee 2-4
Familie+Kinder / Escape-Spiele Smart Room Berlin Berlin, Nöldnerstraße 1
Ereignisse / Theater Hebbel am Ufer Berlin Berlin, Stresemannstr. 29
Ereignisse / Konzert Musikakademie Rheinsberg Rheinsberg, Kavalierhaus der Schlossanlage
Ereignisse / Cabaret TIPI am Kanzleramt Berlin Berlin, Große Querallee
Ereignisse / Festspiele Musikfestspiele Potsdam Sanssoucci Potsdam, Wilhelm Staab Str. 10/11
Ereignisse / Freiluft/Open-Air Waldbühne Berlin Berlin, Glockenturmstraße 1
Ereignisse / Messe Deutsche Stiftung Völkerverständigung
Sa, 7.10.2023, 10:00 Uhr
Ereignisse / Kulturveranstaltung Brotfabrik-Berlin Berlin, Caligariplatz/Prenzlauer Promenade 3
Ereignisse / Kulturveranstaltung ARTEFAKT Kulturkonzepte Berlin, Schliemannstraße 2
Ereignisse / Film Berliner Filmkunsthaus Babylon Berlin, Rosa-Luxemburg-Str. 30
Ereignisse / Kulturveranstaltung Waschhaus e.V. Potsdam, Schiffbauergasse 1
Ereignisse / Kulturveranstaltung Tertianum Residenz Berlin, Passauerstr. 5-7
Ereignisse / Festival Kulturnetzwerk Neukölln e.V. Kunst- und Kulturfestival Berlin, Karl-Marx-Str. 131
Ereignisse / Kulturveranstaltung Tränenpalast Berlin, Reichstagufer
Ereignisse / Kulturveranstaltung Tschechisches Zentrum Berlin, Friedrichstraße 206
Ereignisse / Kulturveranstaltung Finnland-Institut für Deutschland Berlin, Alt-Moabit 98
Ereignisse / Kulturveranstaltung Velomax Berlin Hallenbetriebs GmbH Berlin, Paul-Heyse-Str. 26
Ereignisse / Festival 48 Stunden Neukölln Kulturnetzwerk Neukölln e.V. Berlin, Karl-Marx-Str. 131
Ereignisse / Kulturveranstaltung arena Berlin Berlin, Eichenstraße 4
Ereignisse / Kulturveranstaltung Collegium Hungaricum Berlin Haus Ungarn Berlin, Karl-Liebknecht-Str. 9
Ereignisse / Festspiele Elblandfestspiele Wittenberge Wittenberge, Paul-Lincke Platz
Ereignisse / Festival event-theater Brandenburg, Ritterstr. 69
Ereignisse / Kulturveranstaltung Haus der Kulturen der Welt Berlin, John-Foster-Dulles- Allee 10
Ereignisse / Kulturveranstaltung Kleist Forum Frankfurt (Oder) Frankfurt (Oder), Platz der Einheit 1
Ereignisse / Kulturveranstaltung NaturFreunde Berlin e.V Berlin, Ringstr 76
Ereignisse / Kulturveranstaltung Berlin lacht! e.V. Stefanie Roße Berlin, Reichenberger Str. 36
Ereignisse / Festival UNIDRAM - Festival für junges Theater in Europa Potsdam, Schiffbauergasse 4e
Ereignisse / Kulturveranstaltung Kulturprojekte Berlin GmbH Berlin, Klosterstr. 68
Ereignisse / Kulturveranstaltung ZENTRUM danziger50 Berlin, Danziger Str.50
Ereignisse / Film achtung berlin - new berlin film festival Berlin, Veteranenstraße 21
Ereignisse / Kulturveranstaltung RADIALSYSTEM V New Space for the Arts in Berlin Berlin, Holzmarkstraße 33
Ereignisse / Kulturveranstaltung Kulturland Brandenburg Potsdam, Charlottenstraße 121
Ereignisse / Konzert Brandenburgische Sommerkonzerte Berlin, Fritschestr. 22
Ereignisse / Kulturveranstaltung ufaFabrik Berlin, Viktoriastraße 10-18

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