MaerzMusik – Festival für Zeitfragen versteht sich als ein Ort des Austauschs von künstlerischem Wissen durch neue Begegnungen und geteilte Erfahrungen. Entwickelt aus der Multimodalität des Hörens, der zeitgenössischen Musik und des Klangs, öffnet das Festival mit Konzerten, Performances, Installationen, Musiktheater, Filmvorführungen und Diskursformaten einen Raum, in dem Leben, Kunst und Theorie neben- und miteinander bestehen können.
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MaerzMusik
Berliner Festspiele Schaperstraße 24 D-10719Berlin
Online ist das neue Alleinsein. Der Komponist Michael Beil zeigt und hinterfragt in „Hide to Show“ gleichermaßen die unglaubliche Welt des Internets: Memes, Cover, Parodien und Deepfakes. Die Zuhörer*innen, die zugleich auch Zuschauer*innen sind, finden sich selbst im Inneren eines Labyrinths neuer Perspektiven wieder.
Vor mehr als zehn Jahren begegneten sich das Nadar Ensemble und der Komponist Michael Beil zum ersten Mal im sonnigen Tel Aviv. Nun präsentieren sie bereits zum dritten Mal eine gemeinsame szenische Komposition. In „Hide to Show“ hinterfragt und beleuchtet Beil die schillernde Welt des Internets. Indem er die Musiker*innen mit Audio- und Videoaufnahmen konfrontiert, zerlegt er ihre Aktionen auf der Bühne in Bild und Ton. Diese zerrissenen Elemente werden zu Bausteinen, die der Komponist nach Belieben neu anordnen, zusammenkleben und übereinanderstapeln kann. Die Zuhörer*innen, die zugleich auch Zuschauer*innen sind, finden sich so in einem Labyrinth neuer Perspektiven wieder: ein virtuoser, oft fesselnder Soundtrack aus Live-Musik und Elektronik, der Staunen, Verwirrung und Befremden auslöst.
Die Musiker*innen verstecken sich hinter Kostümen, auf- und abfahrenden Vorhängen und Aufnahmen von sich selbst, sodass die realen Personen unsichtbar bleiben – eine Parallele zu Social Media ist schnell gezogen. Versteckt hinter einem Profilbild oder Avatar kann jede*r in der virtuellen Welt als Individuum auftreten, ohne sich jemals wirklich zu zeigen. So auch in „Hide to Show“: Wenn die Musiker*innen allein in ihrer Garderobe sind, überschaut das Publikum ihre perfekt synchronisierte Vernetzung, während im wirklichen Leben alles viel komplizierter und jede*r unvollkommen ist.
Michael Beil Konzept, Komposition, Video, Inszenierung
WARPED TYPE (Andreas Huck, Roland Nebe) Live-Visuals, Bühnenbild
Barbara Galli-Jescheck Choreografische Beratung
Charlotte Triebus Liedtexte
Nadar Ensemble, Musikalische Performance
Katrien Gaelens, Flöte
Yves Goemaere, Schlagzeug
Robin Goossens, Geschäftsführer
Wannes Gonnissen, Ton
Winnie Huang, Violine
Pieter Matthynnsens, Künstlerische Leitung, Cello
Elisa Medinilla, Keyboard
Thomas Moore, Posaune
Stefan Prins, Künstlerische Leitung
Steven Reymer, Assistenz Technik
Bertel Schollaert, Saxofon
Dries Tack, Klarinette
Veerle Vervoort, Produktion
20 / ermäßigt € 15
Termin
Fr, 17.3.2023, 20:00
Ort
Berliner Festspiele
Große Bühne Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Nandita Kumar: From Paradigm to Paradigm, Into the Biomic Time
Die in der daadgalerie ausgestellte Installation von Nandita Kumar (Fellow Musik & Klang 2022) erinnert spielerisch an eine Zeitungspresse, die in einer Endlosschleife feststeckt. Die Arbeit kommentiert das ständige Wiederkäuen von falschen und manipulativen Fakten, mit denen Einzelpersonen und Organisationen die öffentliche Meinung beeinflussen, um ihre eigenen Interessen zu schützen. Sie ist eine Mahnung, dem Echo der Geschichte genau zuzuhören und die unstimmigen Töne der Vergangenheit nicht gedankenlos nachzuspielen.
Angesichts der Herausforderungen und ökologischen Folgen des Klimawandels beschäftigt sich Nandita Kumar mit der Diskrepanz zwischen dem Wissen von Wissenschaft, Politik und breiter Bevölkerung. Während Fake News die Klima- und Umweltwissenschaften seit Jahrzehnten plagen und den „Fortschritt“ verlangsamen oder ganz zum Erliegen bringen, haben die Informationsflut, die Komplexität und der Mangel an Bedeutung dazu geführt, dass sich die Menschen zu ängstlich und machtlos fühlen, um einen echten ökologischen Wandel zu bewirken.
Kumars Arbeit dekonstruiert die politische Rhetorik im Zusammenhang mit verschiedenen Umweltthemen, indem sie Aussagen von einflussreichen Einzelpersonen, PolitikerInnen und Organisationen zusammenstellt. Unter Verwendung ebenjener Methoden von Datenmanipulation und Fake News wurden die Aussagen durch einen „Haiku“-Generator umgewandelt, der per Algorithmus zu jeder unwahren Aussage ein Gedicht erstellt. Die daraus resultierenden einundneunzig Haikus, die einen musikalischen Code bilden, werden in einer etwa zwölf Meter langen Partitur für Pianola wiedergegeben. Eine digitale Begleitpublikation ermöglicht den Besuchenden, jedes der Gedichte mit seiner ursprünglichen Aussage in Verbindung zu bringen, während weiterführende Essays die Wahrheit hinter diesen Unwahrheiten erläutern.
Die Klanginstallation wurde kollaborativ während Kumars Aufenthalt im Rahmen des Berliner Künstlerprogramms des DAAD entwickelt und umfasst fünf Klangreisen, die die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Leere repräsentieren. Sie gipfelt in einer Performance, bei der die Haikus zusammen mit dem Pianola vorgetragen werden, sowie einer Collage aus gefundenen Klängen und live entstehender Geräuschemacherei aus Müll und recycelten Objekten.
„Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“ – Mark Twain
Mit:
Merche Blasco, Christian Kesten, Felicity Mangan, Alex Nowitz, Ute Wasserman
Projektentwicklung
Pooja Das, Mitrecherche & Koautorin (Publikation)
Tim Rutherford Johnson, Lektorat der Buchpublikation
Priyanka Tagore, Haiku-Redakteurin
Shikha Usgaonker, Grafikdesign
Subhadeep Biswas, Technik
Matt Gingold, Pianola-Code
Eintritt frei
Termine
Fr, 27.1.2023 - So, 19.3.2023, 12:00
So, 19.3.2023 - So, 26.3.2023, 15:00
Nandita Kumar: From Paradigm to Paradigm, Into the Biomic Time bewerten:
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Forschung
Breaking out of Silence
Stimmen des Widerstands von den Philippinen
Lakbayan ist eine philippinische „Strategie des Protests, ein Organisationsinstrument, eine Propagandamaschine und ein Lobbymechanismus“ (Mong Palatino). Es handelt sich dabei um die landesweite und massenhafte Mobilisierung von bäuerlichen Bewegungen, indigenen Bevölkerungsgruppen und anderen Teilen der Gesellschaft, die sich jährlich in der Hauptstadt versammeln und der Regierung ihre Forderungen unterbreiten. Inspiriert von dieser Tradition präsentiert Dang A Dang Radio eine Sammlung von philippinischer Protestmusik und klanglichen Ausdrucksformen des Widerstands. Dieses Archiv wird anhand von „Listening Stations“ aus Tonaufnahmen, Text und visuellem Material zugänglich und erfahrbar gemacht.
Während eines Lakbayan ziehen Massen organisierter Bäuerinnen und Bauern, indigener Menschen und Landarbeiter*innen von den Peripherien in die Hauptstadt, um der Regierung ihre Forderungen vorzulegen. Wichtige Anliegen sind hierbei die Vertreibung indigener Bevölkerungsgruppen durch in- und ausländische Plünderung, Fragen der Ernährungssicherheit und anderer lokaler Herausforderungen, die Forderung nach der Wiederaufnahme von Friedensgesprächen sowie die Militarisierung und die Angriffe auf die ländliche Bevölkerung. Diese Proteste machen die gleichgültige Haltung der Regierung gegenüber diesen Themen eindrücklich deutlich.
Ein einmonatiger Marsch und Meeresüberfahrten tragen die ländlichen Proteste in entfernte Gemeinden, in denen die Bewegung vielleicht noch sehr schwach ist, und führen zu möglichen neuen Bündnissen und Unterstützer*innen, die „Informationen, Vorräte und Logistik“ bereitstellen können. Die Zeltlager in der Hauptstadt werden zu Orten für Bildung und materielle Unterstützung sowie zur „Bühne“ für politische Aktionen.
Inspiriert von dieser Tradition präsentiert Dang A Dang Radio „Lakbayan: Voices of Resistance from the Philippines“, eine Sammlung von Protestmusik und klanglichen Ausdrucksformen des Widerstands von den Philippinen. Dieses Archiv wird anhand von „Listening Stations “ aus Tonaufnahmen, Text und visuellem Material zugänglich gemacht, wodurch sich die Protestgeschichte des Landes erfahren lässt.
Die Ausstellung präsentiert eine generationenübergreifende Auswahl an Klangdokumenten, die von den Klassikern des First Quarter Storm Movement bis zur aktuellen Generation von Aktivist*innen und Musiker*innen reicht. Begleitet wird das akustische Material von Hintergrundinformationen und Kontextualisierungen durch Liederbücher, Plattencover, Plakate und Fotos aus der Sammlung von Dang A Dang Radio und anderen progressiven Organisationen.
Ganz im Sinne des Lakbayan wird auch die Ausstellung die Zeugnisse der Kämpfe aus den Peripherien „transportieren“ – nicht als Bitte um Gnade, sondern als Aufruf zur Solidarität.
Die Ausstellung zeigt die im Archiv gesammelten Themen sowie die Art, wie diese sich in der Musik und anderen Klangformen äußern. So soll nicht nur die Verschlechterung der Lebensbedingungen und die Unterdrückung gezeigt, sondern vor allem der Sound von widerständigen Bewegungen erfahrbar gemacht werden, die an Einfluss gewinnen und durchaus politische Macht ausüben.
Eintritt frei
Dauer
Sa, 18.3.2023 - So, 9.4.2023, 14:00
Ort
SAVVY Contemporary
Reinickendorfer Str. 17
D-13347 Berlin
Dieser Festivaltag umfasst eine Reihe von künstlerischen Arbeiten, die einerseits Klang und Musik anhand von Körperlichkeit erforschen, und andererseits Berührung durch Klang- und musikalische Erfahrungen – präsentiert in einzigartigen Begegnungen, einer Reihe von Embodied Performances sowie durch Berührung, Empathie und Sensibilität.
Programm:
Kuppelhalle, Konzert Claire Chase (*1978)
Verschiedene Werke für Flöte solo aus dem Projekt Density 2036 (2013-fortlaufend)
Die Flöte ist das älteste aller Instrumente, ihre Geschichte reicht vierzigtausend Jahre zurück. Prähistorische Menschen schnitzten Flöten und Pfeifen aus Tierknochen. Wir wissen nicht, wie diese Musik klang oder welchen Zweck sie erfüllte – sondern nur, dass sie offenbar eine große Wirkkraft entfaltete. Claire Chase will diese ursprüngliche Kraft der Flöte reaktivieren: Seit 2013 gibt sie im Rahmen ihres auf 24 Jahre angelegten Projekts „Density 2036“ jährlich ein neues Werk für Soloflöte in Auftrag.
„Echoing Contemporary“ ist eine lyrische Performance – live und in situ. Ein atmendes Labyrinth, das sich frei innerhalb und außerhalb von allen Täuschungen und Enttäuschungen bewegt. Ein dahintreibender Embryo und eine lange Zeitspanne multisensorischen Erlebens, Sehens, Berührens, Hörens und Fühlens. Ein Korridor der Leere, in dem ein vielstimmiger Zustand des Seins widerhallt. Ein Ritual, bei dem zahllose Federn im Wind wehen, unablässig und lautlos. Ein Ritual aus sich bewegendem Papier, bei dem das Singen unhörbarer Lieder zu einem Segen des unendlich weißen Ozeans wird. Ein Ritual, bei dem das Haar von Tieren wie Menschen sich endlos zu den tanzenden Sternen erhebt, endlos zum Universum.
Betonhalle, Performance Rafał Ryterski (*1992)
Haphephobia (2021)
Mit Aleksander Wnuk
„Haphephobia“ erkundet die Angst, berührt zu werden und andere zu berühren. In Rafał Ryterskis Performance erzeugen alle Oberflächen – Plexiglaswände, Metallplatten, der Holzboden und die lederähnliche Snare Drum – durch verschiedene Interaktionen wie Tasten, Reiben und Streichen unterschiedliche Klänge. Auf diese Weise wird das im Fokus stehende Berühren zugleich zur zentralen Quelle der Komposition. Die Klänge werden wiederum durch die elektronisch verstärkten Wände eines Käfigs, in dem Performer Aleksander Wnuk eingeschlossen ist, transformiert. Er kann nur den Käfig selbst berühren oder das, was sich darin befindet. Das Publikum kann durch die Transparenz der Plexiglaswände Wnuk zusehen und -hören, ihm aber nicht näher kommen.
Kuppelhalle, Konzert Noa Frenkel
Longing, Belonging
Mit
Noa Frenkel Alt
Sebastian Schottke Elektronik
In „Longing, Belonging“ beschäftigen sich Noa Frenkel und Sebastian Schottke mit zwei prägenden Kräften in unserem Leben – unserem Wunsch nach Zugehörigkeit und unserer allgegenwärtigen Sehnsucht. Das Programm ist eine Klangreise in mehreren Kompositionen, welche die in kreativer Spannung befindlichen Pole Sehnsucht („Longing“) und Zugehörigkeit („Belonging“) als gleichermaßen gegenwärtige, einander ergänzende, essenzielle Kräfte erforscht.
Mit Kompositionen von:
Luigi Nono (1924-1990): Ogni giorno sopra il borgo (aus: Al gran sole carico d’amore (1975))
Dániel Péter Biró (*1969): Hadavar (The Word) (2011)
Yannis Kyriakides (*1969): Fire of Myself
Alvin Lucier (1931-2021): Double Rainbow (2016)
Chaya Czernowin (*1957): Shu Hai Mitamen Behatalat Kidon (1997)
Caroline Shaw (*1982): Dolce Cantavi (2015)
20 / ermäßigt € 15
Erhältlich im Tagesticket 18.3.
Termin
Sa, 18.3.2023, 16:00
Ort
silent green Kulturquartier
Gerichtstraße 35
D-13347 Berlin
Dieser Festivaltag umfasst eine Reihe von künstlerischen Arbeiten, die einerseits Klang und Musik anhand von Körperlichkeit erforschen, und andererseits Berührung durch Klang- und musikalische Erfahrungen – präsentiert in einzigartigen Begegnungen, einer Reihe von Embodied Performances sowie durch Berührung, Empathie und Sensibilität.
Programm:
Betonhalle, Konzert Liza Lim (*1966)
Sex Magic (2019/2020)
Mit Claire Chase
Senem Pirler Elektronik
Liza Lims „Sex Magic“ ist ein Ritual für Okarina, Kontrabassflöte, Elektronik und Schlagzeug. Für die Komponistin geht es um „die heilige Erotik in der Geschichte der Frau“ und „eine alternative kulturelle Logik weiblicher Macht, die mit den Zyklen der Gebärmutter verbunden ist – die lebensschaffenden Kräfte der Geburt, die sich mit der Welt synchronisierenden Zeitlichkeiten des Körpers und das Zentrum der Gebärmutter als Ort einer göttlichen Weisheit“. Das Stück bezieht sich auf mehrere mystische und mythologische Gestalten – und endet, das Gedicht „Ulysses“ von Alfred Tennyson zitierend, in Sanftheit: „Der lange Tag schwindet / Der Mond steigt langsam / Kommt, meine Freunde / Es ist nicht zu spät, eine neue Welt zu suchen.“
„Echoing Contemporary“ ist eine lyrische Performance – live und in situ. Ein atmendes Labyrinth, das sich frei innerhalb und außerhalb von allen Täuschungen und Enttäuschungen bewegt. Ein dahintreibender Embryo und eine lange Zeitspanne multisensorischen Erlebens, Sehens, Berührens, Hörens und Fühlens. Ein Korridor der Leere, in dem ein vielstimmiger Zustand des Seins widerhallt. Ein Ritual, bei dem zahllose Federn im Wind wehen, unablässig und lautlos. Ein Ritual aus sich bewegendem Papier, bei dem das Singen unhörbarer Lieder zu einem Segen des unendlich weißen Ozeans wird. Ein Ritual, bei dem das Haar von Tieren wie Menschen sich endlos zu den tanzenden Sternen erhebt, endlos zum Universum.
Betonhalle, Performance Pauline Oliveros (1932-2016)
Sonic Meditations (1971) als Teil von Grenzraum HÖREN 8
Mit PHØNIX16, Timo Kreuser
„Bei kontinuierlicher Arbeit werden einige der folgenden Dinge durch Klangmeditationen möglich: Zustände von gesteigerter Achtsamkeit und Erweiterungen des Bewusstseins, physiologische und psychologische Veränderungen von bekannten und unbekannten Spannungen hin zu sich allmählich einstellenden Entspannungen. Diese Veränderungen können eine Harmonisierung von Körper und Geist bewirken. Die Gruppe kann dabei eine positive Energie entwickeln, um andere, die weniger erfahren sind, zu beeinflussen. Die Mitglieder der Gruppe können ein stärkeres Bewusstsein und eine größere Sensibilität füreinander erlangen. Musik ist ein willkommenes Nebenprodukt dieser Aktivität.“ – Pauline Oliveros
Diese Arbeit ist Teil der Reihe „Grenzraum HÖREN“, einem umfangreichen multisensorischen Programm, das von PHØNIX16 und Timo Kreuser entwickelt wurde und sich mit den Werken zweier Komponist*innen auseinandersetzt: Jakob Ullmann und Pauline Oliveros. Beide haben auf je eigene Weise ein besonderes Verhältnis zum Hören, zu den für die Ohren unhörbaren Klangphänomenen und zu weiteren akustischen Informationen, die durch das Hören gewonnen werden, entwickelt.
20 / ermäßigt € 15
Erhältlich im Tagesticket 18.3.
Termin
Sa, 18.3.2023, 20:00
Ort
silent green Kulturquartier
Gerichtstraße 35
D-13347 Berlin
Die diesjährige Festivalausgabe lädt täglich ab 14:00 Uhr zu offenem Austausch und persönlichem Studium in die „Library of MaerzMusik“ ins Festspielhaus ein. In dieser modularen Festivalbibliothek tauschen Komponist*innen, Künstler*innen und Autor*innen Ideen aus, geben Einblicke in ihre Arbeitspraxis und teilen ihr Wissen in interaktiven Formaten, Vorträgen und künstlerischen Interventionen. Weitere Informationen über das Bibliotheksprogramm werden in Kürze bekanntgegeben.
Eintritt frei
Dauer
So, 19.3.2023 - So, 26.3.2023, 14:00
Ort
Berliner Festspiele
Oberes Foyer Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Jakob Ullmann, Komposition
PHØNIX16
Timo Kreuse,r Künstlerische Leitung
Carlo Grippa, Tonmeister
Diese Arbeit ist Teil der Reihe „Grenzraum HÖREN“, einem umfangreichen multisensorischen Programm, das von PHØNIX16 und Timo Kreuser entwickelt wurde und sich mit den Werken zweier Komponist*innen auseinandersetzt: Jakob Ullmann und Pauline Oliveros. Beide haben auf je eigene Weise ein besonderes Verhältnis zum Hören, zu den für die Ohren unhörbaren Klangphänomenen und zu weiteren akustischen Informationen, die durch das Hören gewonnen werden, entwickelt.
10 / ermäßigt € 7
Erhältlich im Tagesticket 19.3.sowie im Package „voice, books and FIRE II“
Termin
So, 19.3.2023, 17:00
Ort
Berliner Festspiele
Große Bühne Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Jakob Ullmann, Komposition
PHØNIX16
Timo Kreuse,r Künstlerische Leitung
Carlo Grippa, Tonmeister
Diese Arbeit ist Teil der Reihe „Grenzraum HÖREN“, einem umfangreichen multisensorischen Programm, das von PHØNIX16 und Timo Kreuser entwickelt wurde und sich mit den Werken zweier Komponist*innen auseinandersetzt: Jakob Ullmann und Pauline Oliveros. Beide haben auf je eigene Weise ein besonderes Verhältnis zum Hören, zu den für die Ohren unhörbaren Klangphänomenen und zu weiteren akustischen Informationen, die durch das Hören gewonnen werden, entwickelt.
10 / ermäßigt € 7
Erhältlich m Tagesticket 19.3.sowie im Package „voice, books and FIRE II“
Termin
So, 19.3.2023, 18:00
Ort
Berliner Festspiele
Große Bühne Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Mitchener / Van Huynh / Yarde / Roberts / Hiendl / Davies / Lewis / MAM.manufaktur für aktuelle musik
Elaine Mitchener Gesamtkonzept, Vokalsolistin (Alt)
Dam Van Huynh Choreografie, Regie
Ieva Navickaite, Tanz
Tommaso Petrolo, Tanz
Michael Picknett, Lichtdesign
MAM.manufaktur für aktuelle musik:
Heather Roche, Klarinette
Paul Hübner, Trompete
Sabrina Ma, Schlagzeug
Sarah Saviet, Violine
Caleb Salgado, Kontrabass
Live-Premiere
Jason Yarde
THE PROBLEM WITH HUMANS Volume 1 – An Overview From Under (2020)
für Stimme und Ensemble
Matana Roberts
Gasping for air / considering your purpose / Dissolving (2020)
für Stimme und Ensemble
Laure M. Hiendl
It’s Called White Radiance™ (the brand name) (2020)
für Stimme, Ensemble und Elektronik
Tansy Davies
The Rule is Love (2019)
ein Liedzyklus für Altstimme und Kammerensemble
1. Music Began
2. High Priestess
3. Bios and Logos
4. Spinning in Infinity
George Lewis
H. narrans (2020)
für Stimme und Ensemble
Was bedeutet Menschsein? Und was bedeutet es in unserer heutigen Zeit? Ausgehend von den feministischen Schriften der jamaikanischen Kulturtheoretikerin Sylvia Wynter verhandelt Elaine Mitchener Grundlegendes – und stellt der europäisch-kolonialen Idee des Menschen eine neu zu erlernende Praxis des Menschlich-Seins gegenüber.
Das Konzept dieses Projekts geht auf den Titel einer von Katherine McKittrick herausgegebenen Sammlung von Werken der jamaikanischen feministischen Schriftstellerin und Kulturtheoretikerin Sylvia Wynter zurück. Ich finde Wynters tiefe und kritische Einsichten, die beschreiben, wie Herkunft, Geographie und Zeit zusammen darüber Auskunft geben, was es bedeutet, Mensch zu sein, absolut inspirierend.
Nach Gesprächen mit dem ehemaligen Leiter der Donaueschinger Musiktage Björn Gottstein im Jahr 2017 wurde mir klar: Jetzt ist es an der Zeit, zu handeln und mein Verständnis des Gedankengebäudes in Wynter’s Werk bei der 2020er-Ausgabe des Festivals zu präsentieren. 2017 wusste noch niemand, dass zwei Jahre später eine globale Pandemie die Welt zum Stillstand bringen, uns in Schweigen hüllen, unsere Sinne schärfen und uns wieder mit unserer Menschlichkeit verbinden würde.
Meine Arbeit kreist um Begegnung, Teilhabe und Darstellung, sei es körperlich, emotional, politisch oder spirituell, und sie ist immer der Versuch, diese Erfahrung für Performer*innen und die Zuschauenden zu einer Synthese zu bringen. Für mich war es auch von entscheidender Bedeutung, ein Werk zu präsentieren, das die breite Öffentlichkeit der neuen Musik im 21. Jahrhundert widerspiegelt. Deshalb habe ich fünf Komponist*innen mit afrikanischem und europäischem Background eingeladen, Werke zu komponieren, die von Wynters Texten und Ideen inspiriert sind, und die von mir und dem Ensemble MAM.manufaktur für aktuelle musik aufgeführt werden. Jedes dieser Werke stellt Fragen: über die Bedeutung des Menschseins; über den Wettstreit zwischen den westlichen Vorstellungen von „Mensch“ vs. „menschlich“; über den Einfluss dieses Wettstreits auf die strukturelle Ungerechtigkeit in unserer Welt. Die Komponist*innen haben darauf reagiert, indem sie vielschichtige Werke komponiert haben, die zahlreiche kreative und intellektuelle Ausdrucksformen umfassen: Hoffnung, Schmerz, Freude ...
Um eine einstündige Aufführung zu konzipieren, bei der sowohl ich als auch das Ensemble im Raum agieren würden, zog ich meinen langjährigen Mitstreiter hinzu, den vietnamesisch-amerikanischen Choreografen und Regisseur Dam Van Huynh. Gemeinsam mit zwei Mitgliedern seiner Tanzkompanie hat er den Raum geschaffen und geformt – was ich als die Funktionsweise des Stückes ansehe – und so in Verbindung mit meinen Vokalimprovisationen ermöglicht, die verschiedenen Teile des Werkes zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Unsere Gruppe hat auf Wynters verblüffende Rekonzeptualisierung des Menschlichen und ihre Versuche, das Menschliche als Praxis zu rehistorisieren, kreativ reagiert. Die Tötung von George Floyd, die weltweite Demonstrationen zur Unterstützung von Black Lives Matter in Gang setzte, der Klimaaktivismus sowie die Demonstrationen für soziale Gerechtigkeit machten das Werk noch aktueller. Die musikalische Erforschung des Menschseins kann auch als eine Freilegung des Selbst erlebt werden, indem wir unsere Masken (die in unserer (Post?-)Covid-19-Welt existentiell und real sind) abnehmen und unsere Verwundbarkeiten und Stärken offenlegen: um sie zurückzunehmen, wiederherzustellen, zu erneuern und wieder ins Gleichgewicht zu bringen. – Elaine Mitchener
„Menschliche Wesen sind magisch. Bios und Logos. Worte machen Fleisch, Muskeln und Knochen, animiert von Hoffnung und Verlangen, Glauben materialisiert als Taten, Taten, die unsere Aktualitäten kristallisieren. [...] Und die Karten der Quelle müssen immer neu gezeichnet werden, in ungewagten Formen.“ (Sylvia Winter, 1995: 35, in Anlehnung an Aimé Césaire)
20 / ermäßigt € 15
Erhältlich im Tagesticket 19.3.
Termin
So, 19.3.2023, 20:00
Ort
Berliner Festspiele
Große Bühne Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Spółdzielnia Muzyczna
Małgorzata Mikulska, Flöten
Tomasz Sowa, Klarinetten
Krzysztof Guńka, Saxofone
Aleksandra Krzak, Fagott
Paulina Woś, Violine, Viola
Mateusz Rusowicz, Trompete
Barbara Mglej Violine, Viola
Jakub Gucik, Cello
Aleksander Wnuk, Schlagzeug
Martyna Zakrzewska, Keyboards
Paweł Malinowski, Elektronik
Olga Brewka, Emilia Stefańska, Koordination
Dieser zweiteilige Abend mit Werken von Martyna Kosecka, Paweł Malinowski, Artur Zagajewski, Monika Szpyrka und Wojtek Blecharz gibt einen Einblick in das Wirken des Ensembles Spółdzielnia Muzyczna im Bereich der experimentellen Musik und der Klangkunst. Die Musiker*innen folgen Spuren, Fährten und Pfaden, um mit großer Behutsamkeit eine gemeinschaftliche Erfahrung zu ermöglichen.
Übergangsritus
I. Trennung: Das Individuum verliert seinen Status und ist nicht mehr Teil der Gruppe.
II. Übergang: Das Individuum wird suspendiert, als existiere es nicht; es hat keine gesellschaftliche Rolle mehr inne.
III. Erneute Verbindung, Eingliederung: Ein neuer Status wird verliehen.
Wir stehen gewissermaßen im Weg. Wir fühlen uns mitunter merkwürdig, ein bisschen unbehaglich, und wissen nicht immer genau, woran es liegt. Sorgen, Unsicherheiten, Widersprüche und Ausgrenzungen gehören zu unseren täglichen Erfahrungen. Die Pandemie spielt hier sicher eine Rolle, was aber Menschen – vielleicht sogar insbesondere – ausgrenzt, ist die zeitgenössische Kultur als solche.
Die Kunst spiegelt Gefühle dieser Art oft wieder und motiviert uns dazu, uns schwierigen Fragen direkt zu stellen. In einer Arbeitsweise, die Performer*innen mit Komponist*innen zusammenbringt, formulieren wir diese Fragen manchmal laut, wenn wir sie nicht zwischen den Worten, den Klängen hören. Egal wie: Wir gehen diese Dinge immer wieder zusammen durch – das bedeutet zunächst Üben, und dann Probieren –, um diesen anspruchsvollen Raum später anderen zugänglich zu machen: den Hörer*innen.
Glücklicherweise fließt die Energie in mehr als eine Richtung und folgt nie zweimal dem gleichen Verlauf. Das erlaubt es allen, auf Spuren, Fährten und Pfade von Klängen zu stoßen und sich von ihnen anregen, leiten und umfangen zu lassen. Es ist der Ton, der bestimmte Zustände und Gefühle einbrennt und uns für Begegnungen mit uns selbst und anderen Wesen öffnet. Sein Verfahren ist die Loslösung – unbedingt gefolgt von Wiedervereinigung.
– Martyna Zakrzewska, Spoldzielnia Muzyczna
19:00, Villa Elisabeth
Artur Zagajewski (*1978)
Mechanofaktura
für Bassklarinette, Violine, Schlagzeug und Klavier / Synthesizer (2015)
Monika Szpyrka (*1993)
No-body
für verstärkte weibliche Stimme und Sampler (2019)
Paweł Malinowski (*1994)
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für sechs Instrumente und Elektronik (2022)
Deutschlandpremiere
Martyna Kosecka (*1989)
Weightlessness
für Kammerensemble (2021)
20:15, St. Elisabeth-Kirche
Wojtek Blecharz (*1981)
Field 7. Delta
für zehn Performer*innen (2021)
20 / ermäßigt € 15
Termin
Mo, 20.3.2023, 19:00
Ort
Villa Elisabeth / St. Elisabeth-Kirche
Invalidenstraße 3
D-10115 Berlin
Jakob Ullmann, Komposition
PHØNIX16
Timo Kreuser, Künstlerische Leitung
Carlo Grippa, Tonmeister
Diese Arbeit ist Teil der Reihe „Grenzraum HÖREN“, einem umfangreichen multisensorischen Programm, das von PHØNIX16 und Timo Kreuser entwickelt wurde und sich mit den Werken zweier Komponist*innen auseinandersetzt: Jakob Ullmann und Pauline Oliveros. Beide haben auf je eigene Weise ein besonderes Verhältnis zum Hören, zu den für die Ohren unhörbaren Klangphänomenen und zu weiteren akustischen Informationen, die durch das Hören gewonnen werden, entwickelt.
10 / ermäßigt € 7
Erhältlich im Tagesticket 21.3.sowie im Package „voice, books and FIRE II“
Termin
Di, 21.3.2023, 18:00
Ort
Berliner Festspiele
Große Bühne Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Im Rahmen von MaerzMusik 2023 bringt QuerKlang gemeinsam entwickelte Kollektiv-Kompositionen von Berliner Schüler*innen zur Uraufführung.
Im Projekt QuerKlang erforschen Schüler*innen Klänge, setzen diese zueinander in Beziehung und machen ihre Entdeckungen für andere hörbar. Begleitet werden sie bei diesem Prozess von Pädagog*innen, Komponist*innen und Studierenden. So werden die unterschiedlichen Welten der Schule, der universitären Ausbildung und von freischaffenden Komponist*innen in einen spannungsreichen und inspirierenden Zusammenhang gebracht.
Mit Schüler*innen der Carl-von-Ossietzky-Oberschule, Fichtelgebirge-Grundschule, des Herrmann-Ehlers-Gymnasiums, Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach und Romain-Rolland-Gymnasiums.
In Zusammenarbeit mit ihren Lehrer*innen, den Komponist*innen Katia Guedes, Miika Hyytiäinen, Alexey Kokhanov, Max Murray und Hang Su sowie den Student*innen des Q-Master Lehramt Musik der UdK Berlin.
Eintritt frei
Termine
Di, 21.3.2023, 18:00
Mi, 22.3.2023, 18:00
Ort
Universität der Künste Berlin
21.3.: Probensaal
22.3.: Kammermusiksaal Hardenbergstraße 33
D-10623 Berlin
Der norwegische Komponist und Autor Øyvind Torvund entwirft Pläne für zukünftige Opern, deren Fertigstellung äußerst unrealistisch erscheint. Seine Ideenfragmente trotzen allesamt den Gesetzen von Physik und Akustik. Auf der Bühne stehen dabei die Sopranistin Juliet Fraser und der Pianist Mark Knoop. Sie singen und spielen die „Plans for Future Operas“ und sehen sich gleichzeitig mit einer Fülle von projizierten Zeichnungen konfrontiert – mit ihnen deutet Torvund mögliche Visualisierungen zukünftiger Opern an. Hierbei beschäftigen ihn Kommunikationsphänomene, vor allem solche, die räumlich und zeitlich verschoben sind. Wie unterhält man sich, wenn man sich nicht in der gleichen Dimension bewegt? Was sind das für Freundschaften, die sich abseits allgemeiner und spezieller Relativitätstheorien entwickeln und vertiefen? Für Torvund ein offenes Feld, in dem sich Tiere, Figuren, Visuelles und Akustisches begegnen können.
10 / ermäßigt € 7
Erhältlich im Tagesticket 21.3.
Termin
Di, 21.3.2023, 19:30
Ort
Berliner Festspiele
Hinterbühne Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
ensemble mosaik
Kristjana Helgadottir, Flöte
Simon Strasser, Oboe
Christian Vogel, Klarinette
Matti Conley, Trompete
Flavio Virzi, Gitarre
Roland Neffe, Schlagzeug
Ernst Surberg, Klavier, Keyboard
Chatschatur Kanajan, Violine
Karen Lorenz, Viola
Niklas Seidl, Cello
Caleb Salgado, Kontrabass
Arne Vierck, Klangregie
Eckehard Güther, Videotechnik
Magnus Loddgard, Dirigent
Laura Bowler, Stimme
Programm:
Sergej Newski (*1972)
Ensembletrilogie I Space (2021, komplett überarbeitet 2022/23)
Ensembletrilogie III Memory (2023)
Im Auftrag von Berliner Festspiele / MaerzMusik
Uraufführung
Sara Glojnarić (*1991)
sugarcoating #1 (2017)
sugarcoating #3 (2022)
Laura Bowler (*1986)
FFF
für Vokalistin und acht Musiker*innen mit Elektronik und Video (2017)
Deutschlandpremiere
Das ensemble mosaik widmet sich dem Ungezähmten, dem Wildgewordenen, der schmerzhaften Erinnerung und der schadhaften Gegenwart. Ein Konzert, in dem geschwitzt werden darf.
Der Komponist Sergej Newski und der Videokünstler Oleg Mikhailov führen uns in ihrem „Memory“-Projekt in das Berlin der 1990er-Jahre. Durch die Verwendung von Amateurvideos, unter anderem von der Loveparade und privaten Partys, entsteht ein flirrendes, verstörendes Bild jener hedonistischen Zeit.
Sara Glojnarić arbeitet in ihrem „sugarcoating“-Zyklus an Klangfetischen der Popmusik. Aus einer Datenbank mit über einer Million Popsongs wird Musik generiert, die in ihrer Dichte und aggressiven Präzision einzigartig ist. Direkt und rasend schnell.
Laura Bowler ist Komponistin, Performerin und Provokateurin. Sie ist zum ersten Mal in Berlin zu erleben. Die Arbeit „FFF“ hat sie für sich selbst geschrieben. Sie zeigt darin ihr ganzes Können: eine virtuose, intensive Partitur, eine Stimmperformance zwischen Singen und Schreien – und grellbunte Videos. Lassen Sie sich provozieren!
20 / ermäßigt € 15
Erhältlich im Tagesticket 21.3.
Termin
Di, 21.3.2023, 21:00
Ort
Berliner Festspiele
Große Bühne Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
01
difference négligeable
für Gitarre und Violoncello
02
faux faux faux bourdon
Solo und Accompagnement für Bassklarinette und Quartett (Schlagzeug, Gitarre, Klavier, Violoncello)
03
flashback (mit rückschaufehlern)
Trio für Vierteltoninstrumente: zwei Vibrafone, E-Gitarre und Klavier plus Keyboard
04
un-umkehr
Quintett (Klarinette, Schlagzeug, Gitarre, Klavier und Violoncello)
05
doppelt und dreifach determiniert
Schlagzeug-Solo (5 Tomtoms)
06
double
Quintett (Klarinette, Schlagzeug, Gitarre, Klavier und Violoncello)
07
nachtstück mit sonne
Solo und Accompagnement für 10-saitige Gitarre und Quartett (Klarinette, Schlagzeug, Klavier, Violoncello)
08
still/moving
für Klarinette und Violoncello
09
don’t kill me, i am beautiful
Quartett (Bassklarinette, Schlagzeug, Klavier und Violoncello)
10
nahe null
Quintett (Klarinette, kleine Trommel, Gitarre, Klavier und Violoncello)
11
k141
Solo-Klavier
Das Ensemble asamisimasa aus Norwegen präsentiert den neuen Zyklus von Mathias Spahlinger: eine Sammlung von elf Stücken, die einzeln oder in verschiedenen Kombinationen gespielt werden können – aber auch in einer vom Komponisten festgelegten Reihenfolge als abendfüllendes Programm. In dieser Gestalt kommt der Zyklus im Rahmen von MaerzMusik 2023 zum ersten Mal zur Aufführung.
Leidenschaft für Avantgarde-Musik hat die Musiker*innen des Ensembles asamisimasa 2001 zu seiner Gründung inspiriert. Der neue, nach der norwegischen Gruppe benannte Zyklus von Mathias Spahlinger ist eine Sammlung von elf Stücken, die einzeln oder in verschiedenen Kombinationen gespielt werden können, aber auch – in einer vom Komponisten festgelegten Reihenfolge – als abendfüllendes Programm. In dieser Gestalt kommt der Zyklus im Rahmen von MaerzMusik 2023 zum ersten Mal zur Aufführung. Auch die einzelnen Stücke sind, bis auf wenige Ausnahmen, Uraufführungen. Alle denkbaren Besetzungsgrößen kommen vor, vom Solo bis zum Quintett – in unterschiedlichen Instrumentenkombinationen. Bei zwei Stücken steht ein Ensemblemitglied mit solistischen Aufgaben (neben einem Quartett) im Vordergrund. Die Dauer der Stücke variiert von drei bis 15 Minuten.
25 / ermäßigt € 20
Termin
Mi, 22.3.2023, 20:00
Ort
Berliner Philharmonie
Kammermusiksaal Herbert-von-Karajan-Str. 1
D-10785 Berlin
Laure M. Hiendl, Komposition, Konzept
Phila Bergmann, Thea Reifler, Regie, Konzept
Göksu Kunak, Libretto
Elaine Mitchener, Stimme
KNM Berlin Musik
Sandra E. Blatterer, Licht
Nicholas Navarro Rueda, Kostüme
Rita Couto, Fotografie
Jamila Wolfgruber, Grafik
KNM Berlin
Theo Nabicht, Kontrabassklarinette
Michael Weilacher, Schlagzeug
Theodor Flindell, Violine
Cosima Gerhardt, Violoncello
Ein Memento des Unausgesprochenen: Das Musiktheater „Songs for Captured Voices“ von Laure M. Hiendl, Phila Bergmann, Thea Reifler und Göksu Kunak widmet sich Aufnahmen menschlicher Stimmen, die im Laufe der Geschichte instrumentalisiert und zum Gegenstand asymmetrischer Machtverhandlungen wurden.
Den Hintergrund des Projekts bilden Audio-Aufnahmen aus deutschen Kriegsgefangenenlagern des Ersten und Zweiten Weltkriegs, die aus dem Lautarchiv Humboldt-Universität zu Berlin stammen – einem weltweit einmaligen Archiv von akustischen Aufzeichnungen. Herzstück der Sammlung sind Aufnahmen von Liedern sowie einer Vielzahl von Sprachen und Mundarten von Kriegsgefangenen aus aller Welt. Meist gibt es wenig bis keine Informationen über die Identität der Aufgenommenen, der Fokus liegt auf der Sammlung ihrer Dialekte.
Auf der Bühne werden nicht diese Aufnahmen selbst abgespielt oder reproduziert – die Gefangennahme menschlicher Stimmen dient vielmehr als Ausgangspunkt dafür, genau hinzuhören: Die für dieses Projekt neu komponierte Musik lässt das erklingen, was unausgesprochen und im Verborgenen bleibt, was in den Zwischenlauten und Unschärfen existiert.
Jakob Ullmann, Komposition
PHØNIX16
Timo Kreuser, Künstlerische Leitung
Carlo Grippa, Tonmeister
Diese Arbeit ist Teil der Reihe „Grenzraum HÖREN“, einem umfangreichen multisensorischen Programm, das von PHØNIX16 und Timo Kreuser entwickelt wurde und sich mit den Werken zweier Komponist*innen auseinandersetzt: Jakob Ullmann und Pauline Oliveros. Beide haben auf je eigene Weise ein besonderes Verhältnis zum Hören, zu den für die Ohren unhörbaren Klangphänomenen und zu weiteren akustischen Informationen, die durch das Hören gewonnen werden, entwickelt.
10 / ermäßigt € 7
Erhältlich im Tagesticket 24.3.sowie im Package „voice, books and FIRE II“
Termin
Fr, 24.3.2023, 18:00
Ort
Berliner Festspiele
Große Bühne Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Lucia Dlugoszewski (1925-2000)
Exacerbated Subtlety Concert (Why Does a Woman Love a Man?)
für timbre piano (1997/2000)
Tan Dun (*1957)
C-A-G-E, fingering for piano (1994)
Philip Corner (*1933)
Toy Piano (2012)
ch roma tika (2022), Uraufführung
Man in Field (the sound as “Hero”) (2020)
Small pieces of a Fluxus Reality (2018)
A really lovely piece made for & by Agnese (2019)
Space is a Diamond
Jing Wang (*1992)
Yan
für Muschelhorn solo (2016)
Tamara Miller (*1992)
na rua – uma bola e um sol pobre – revira no lixo
für Trompete und Schlagzeug (2022)
Hans-Joachim Hespos (1938-2022)
li-lá
für zwei Alphörner (1996)
Lucia Dlugoszewski
Space is a Diamond
für Trompete solo (1970)
Hans-Joachim Hespos
Ruhil
für Kornett, Tenortuba und Bassposaune (1985)
Mazyar Kashian (*1991)
Rondo de facto
für einen Kieselstein (2020)
Lucia Dlugoszewski
Tender Theatre Flight Nageire
für Blechbläserquintett und Orchester mit erfundenen Schlaginstrumenten (1971, rev. 1978)
„Ich wollte dem Ohr dabei helfen, den Klang um seiner selbst willen zu hören.“ Die Komponistin Lucia Dlugoszewski im Fokus: Agnese Tonuitti und das Ensemble Musikfabrik enthüllen klingende Welten von unerwarteten Texturen und Resonanzen.
Subtle Matters – Lucia Dlugoszewski, Tan Dun, Philip Corner, Agnese Toniutti
Für Agnese Toniutti ist Tan Duns „C-A-G-E, fingering for piano“ (1994) eine Komposition von solch umfassender imaginärer Klangqualität. Durch den Einsatz sogenannter erweiterter Spieltechniken verwendet Dun das Klavier wie ein traditionelles chinesisches Instrument, wobei er in westlicher Kompositionstradition jedem Buchstaben des Namens Cage eine Tonhöhe zuordnet.
Toniuttis Begegnung mit dem Werk von Lucia Dlugoszewski hat eine längere Vorgeschichte. Am Anfang stand eine lange Recherche in Italien anhand eines bloßen Namens, ausgelöst durch einen geheimnisvollen Hinweis auf eine Erfindung der Komponistin: das „Timbre-Piano“. Noch dazu war Dlugoszewskis Musik nicht einmal schriftlich fixiert. Toniutti orientierte sich also an der Aufnahme von „Exacerbated Subtlety Concert (Why Does a Woman Love a Man?)” (1997/2000) der Komponistin selbst, um eine eigene Transkription anzufertigen. Weitere Informationen entnahm sie anderen Partituren für Timbre-Piano und den Schriften Dlugoszewskis.
Philip Corners verbale Hinweise und grafische Partituren wiederum, die aus einer präzisen musikalischen Vorstellung heraus entstanden, erfordern von der Pianistin auf andere Art das Vordringen in neue Bereiche, indem sie hier auch kompositorische Entscheidungen treffen muss.
Space is a Diamond – Lucia Dlugoszewski, Jing Wang, Tamara Miller, Hans-Joachim Hespos, Mazyar Kashian, Ensemble Musikfabrik
Neben Agnese Toniutti widmet sich auch das Ensemble Musikfabrik der Musik von Dlugoszewski. Eine ihrer bekanntesten Kompositionen ist „Space is a Diamond“ – ein lyrisches und zugleich impulsives Stück, das diverse experimentelle Spieltechniken enthält, ein Trompetensolo mit schnellen Dämpferwechseln, gleichzeitigem Singen und Blasen und virtuosen Passagen. Zur Entstehungszeit im Jahr 1970 war Dlugoszewski 45 Jahre alt: „Ich wollte dem Ohr dabei helfen, den Klang um seiner selbst willen zu hören.“
Über ihr Werk „Tender Theater Flight Nageire“ schrieb die Komponistin: „Das erste Anliegen aller Musik ist es, auf irgendeine Weise die Gleichgültigkeit des Hörens, die Gefühllosigkeit der Empfindung zu erschüttern, und jenen Moment der Befreiung zu schaffen, den wir Poesie nennen, unsere Erstarrung zu lösen, sodass wir wie neugeboren erscheinen – als würden wir zum ersten Mal hören. ‚Tender Theater Flight Nageire‘ ist eine Reihe musikalischer Rituale, die auf den poetischen Wurzeln erotischer Erfahrung basieren.“
20 / ermäßigt € 15
Erhältlich im Tagesticket 24.3.
Termin
Fr, 24.3.2023, 20:00
Ort
Berliner Festspiele
Große Bühne Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Rebecca Saunders (*1967)
The Mouth (2020)
für Sopran und Tonband (2019/2020)
Deutschlandpremiere
Juliet Fraser demonstriert in diesem Konzert ihre stilistische Vielseitigkeit mit drei Kompositionen, die eigens für sie und ihre Stimme geschrieben wurden. Dabei stellt jedes Stück unterschiedliche kompositorische Ansätze für die menschliche Stimme vor.
Die Arbeit „Tracery : Hardanger“ der Komponistin Cassandra Miller und der Sopranistin Juliet Fraser erforscht eine Form des „automatischen Singens“. Zu Beginn der Aufführung sitzt Fraser auf der Bühne und hat Kopfhörer auf, über die sie einen „gesteuerten Track“ hört – und dann meditiert sie. Ein anderer Track mit ihrer zuvor aufgenommenen Stimme wird vom Tonband in den Raum eingespielt. Wie das Stück klingen wird, ist nicht vorhersehbar. Es ist eine Musik des Kommens und Gehens, des Zusammen- und Alleinseins, eine moderne Interpretation von Folklore, da das Ausgangsmaterial vor allem aus Traditionen stammt, die nicht auf Notation beruhen. So basieren die ersten Module auf zwei traditionellen Melodien der norwegischen Hardangerfiedel. „Tracery : Hardanger“ entstand in enger Zusammenarbeit zwischen der Komponistin Miller und der Interpretin Fraser. Das Werk ist Teil eines Langzeitprojekts, das mehrere einzelne, jedoch miteinander verbundene Stücke hervorgebracht hat, die mit der Freiheit und Verletzlichkeit des*der Performer*in auf der Bühne experimentieren und traditionelle Vorstellungen von Performativität und „Gesanglichkeit“ in Frage stellen.
Auf dem Programm steht außerdem die Komposition „While we are both“ von Lawrence Dunn, die auf einem Gedicht von Caitlín Doherty basiert. Das Werk selbst ist eine Art metamorphische Verwandlung von Klangtexturen und beschäftigt sich „mit den Grenzen der Kommunikation und […] den Möglichkeiten – und Unmöglichkeiten – der Beziehung zu anderen Menschen.“ Der Titel bezieht sich auf den Vers „while we are both awake“, denn die Protagonist*innen sehnen sich nach Schlaf.
Mit Rebecca Saunders’ „The Mouth“ erforscht Fraser die Schwelle zwischen zwei Welten: der inneren und der äußeren, der inneren und der klingenden Stimme. Das Werk untersucht dabei die große Bandbreite an Farben und Klängen, die in der Mundhöhle natürlicherweise entstehen, denn der Mund (engl. „the mouth“) repräsentiert diese Schwelle. Laut der Komponistin Saunders fragt die Arbeit: „Was ist diese innere Stimme, was wird dort unterdrückt und zurückgehalten, was fließt da unter der Oberfläche? Und was kann eigentlich gesagt werden? Kann überhaupt etwas gesagt werden?“ Der Text wurde neben der Musik von Saunders verfasst und enthält bewusstseinsstromhafte Rezitationen mit gelegentlichen Momenten klarer Artikulation. Der raumbezogene, elektronische Part setzt sich aus Aufnahmen von Frasers Stimme zusammen, in die vereinzelt auch die Stimme der Komponistin einfließt.
Riot Ensemble
Alex Paxton, Posaune solo
Aaron Holloway-Nahum, Dirigent
Programm:
Bára Gísladóttir (*1989)
Animals of your Pasture
für Ensemble (2021)
Oliver Thurley
the heart is a knot
für Kontrabass („entangled“)
for Marianne, quietly, a soft glaze. (2021)
Bethan Morgan-Williams (*1992)
Gêmdis (2020)
Alex Paxton (*1990)
Neue Arbeit im Auftrag von Berliner Festspiele / MaerzMusik
Uraufführung
Spielerisch, vielseitig, poetisch: Das Riot Ensemble präsentiert vier Kompositionen von Bára Gísladóttir, Bethan Morgan-Williams, Alex Paxton und Oliver Thurley.
Der Ausgangspunkt für Bára Gísladóttirs „Animals of your Pasture“ ist die Idee, dass alle existierenden Tierarten gemeinsam in einer Herde leben, die als eigenständiger Organismus funktioniert. Die Komposition spielt mit der Vorstellung, diese Herde in verschiedenen Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln und Einstellungen (Nahaufnahme, extreme Totale, scharf, unscharf, fragmentarisch, in Zeitlupe …) zu beobachten: beim Laufen durch endlose Prärien, beim Kämpfen, Tanzen, Schlafen oder Singen. Dieses Konzept ist mit dem unbestimmten Gedanken verwoben, dem Chaos zu erlauben, chaotisch zu sein – ohne Kontrollinstanz und ohne den Versuch, etwas zu strukturieren oder zu systematisieren, das einfach existiert. Der Titel des Werks sowie die Bezeichnungen zweier Sätze sind Hilda Hilsts Buch „With my Dog-Eyes“ entnommen, von dem Gísladóttir beim Komponieren des Stücks stark beeinflusst war.
Oliver Thurleys „the heart is a knot“ verkörpert Beklemmung, zarte Berührung, die Struktur eines Körpers und Streicherbogens sowie weich gezogene, harmonische Linien. Die Aufführung konzentriert sich auf die mikroskopischen Details und Grenzen einer instabilen Harmonik. Kontrabassistin Marianne Schofield verfängt sich in Momenten von Reibung, Erschütterung, Turbulenzen und der Textur eines sich mit dem Instrument bewegenden Körpers. Das Stück ist geprägt von Ruhe und in dem Raum zwischen dem Ende des Griffbretts und dem Steg angesiedelt. Die Tonhöhen sind in der Partitur nicht explizit notiert. Stattdessen fungieren Tonhöhenzonen als Bereiche, in denen verschiedene stabile, instabile und tote Punkte durchlaufen werden können. Für jede Saite wird dieser Raum in drei ungefähre Zonen unterteilt: tief, mittel und hoch.
Im Titel ihrer Arbeit „Gêmdis“ verknüpft Bethan Morgan-Williams die walisischen Wörter für Spiel und Würfel. Das Werk durchläuft eine Reihe unterschiedlicher Stimmungen, von denen einige zyklisch wiederkehren und so die Grundstruktur des Stücks markieren. Es gibt fünf „Anfänge“. Dieses Anfangsmaterial ist hektisch und wild, wird allerdings von einer spielerischen und fragileren Version seiner selbst abgelöst. Wie sich dieses zarte, giocoso-hafte Material entwickelt, verhält sich jedes Mal anders. Manchmal driftet es einfach ab, dann wieder wächst es zu einer neuen und eigenständigen „Substanz“ heran. Diese neu entwickelten „Substanzen“ stellen verschiedene Möglichkeiten in Bezug auf das Ausgangsmaterial dar und geben dem Stück als Ganzem Raum und Tiefe.
Alex Paxton und das Riot Ensemble arbeiteten erstmals im Rahmen eines gemeinsamen Auftrags für „Shrimp BIT babyface“ bei Klangspuren Schwaz 2022 zusammen. Daran anknüpfend werden das Riot Ensemble und Paxton nun erstmals gemeinsam auf der Bühne stehen. In diesem neuen Auftragswerk für MaerzMusik 2023 wird Paxton selbst als Solist auftreten und die instrumentalen Möglichkeiten des Riot Ensemble in vollem Umfang ausnutzen (zwei Schlagzeuger, drei Keyboards), um eine Kaskade aus Live- und elektroakustischen Klängen aufzubauen, die die gewohnte Energie und die virtuosen Anforderungen seiner Musik unterstützen.
20 / ermäßigt € 15
Erhältlich im Tagesticket 25.3.
Korhan Erel (*1973)
Losing Track in Four Movements (2022)
Bernhard Lang (*1957)
DW30: Loops für Klaus Schulze (2017)
Das Synthesizer-Trio lange//berweck//lorenz entspinnt mäandernde, farbenreiche Welten und präsentiert das „Falter-Lamento“ und eine neue Auftragsarbeit von Asmus Tietchens, Werke von Andrea Neumann und Korhan Erel aus ihrem Projekt „Soundtracking“, das ein neues Zusammenspiel von Komposition und Interpretation in den Blick nimmt, sowie Bernhard Langs Hommage an einen Pionier der elektronischen Musik.
Asmus Tietchens ist einer der bekanntesten deutschen Künstler*innen der abstrakten Musik. Neben der neuen Auftragskomposition „pseudo topos“ präsentiert lange//berweck//lorenz das „Falter-Lamento“ von seiner allerersten LP „Nachtstücke“, die bei ihrer Veröffentlichung 1980 einiges Aufsehen erregte: Sie erschien fast zwei Jahre später als ursprünglich geplant, trug einen unautorisierten Untertitel und ein völlig anderes Cover. Eigentlich sollte das Albumcover einen ledernen Embryo zeigen, durch dessen Auge ein Laserstrahl schießt, doch schließlich tanzten drei verschwommene Figuren auf der Hülle. „Nachtstücke“ hat wenig mit dem „Pseudo-Pop“ der darauf folgenden Sky-Phase gemein, sondern wirft ein Licht auf die düsteren, gespenstischen Aspekte von Tietchens’ späteren Arbeiten. Bei der Veröffentlichung fiel das Album mit seiner „sanften Rhythmik und der harmonischen Seligkeit“, so Tietchens, völlig aus der Zeit. „Falter-Lamento“ vermeidet Dissonanzen, plötzliche Akzente und jede Form von Brachialität. Das repetitive Anfangsmotiv schwebt taumelnd durch die Klangwelten und lässt sich mal auf dem einen, mal auf dem anderen Grundton nieder.
Die Werke von Andrea Neumann und Korhan Erel stammen aus dem Projekt „Soundtracking“ des Trios, das ein neues Format der Zusammenarbeit zwischen Komposition und Interpretation erforscht. Neumann und Erel haben jeweils eine Tonspur – einen Soundtrack – erstellt, zu der Silke Lange, Sebastian Berweck und Martin Lorenz an den Synthesizern nach minimalen Vorgaben spielen. Beim Komponieren für Synthesizer stellt sich das Problem, dass eine spezifische Notation sich nur mit einem bestimmten Produkt/Instrument realisieren lässt. Und ist die Beschreibung der Klänge kategorisch, verliert sie ihre Präzision. Der Ansatz von lange//berweck//lorenz erlaubt es den Komponist*innen, mit ihrer gesetzten Tonspur präzise Einfluss auf das klangliche Resultat zu nehmen und die Strukturierung der Zeit zu gestalten. Die Tonspur soll eine Partitur in Schriftform weitgehend ersetzen. Sie gibt einen formalen Ablauf vor, zu dem die drei Musiker*innen mit ihrem Spiel klaren Konzepten folgen oder in unterschiedlichen Graden frei improvisierend agieren. Der Fokus der Interpret*innen liegt ganz auf einer hörenden Annäherung an die Kompositionen.
Für „Signale vom Rand“ hat Andrea Neumann Sounds von dem von ihr entwickelten Innenklavier und No-Input-Mixern aufgenommen. Der Audiotrack behandelt physikalische und elektronische Widerstände und Grenzsituationen. Er macht Signale hörbar und untersucht ihre verschiedenen Qualitäten. Bewusst wurden dabei der halltote Raum des No-Input-Mixers und der Hall des Innenklaviers nebeneinandergestellt und miteinander vernetzt. Die Sparsamkeit und das Rudimentäre des Tracks lassen Spielraum für lange//berweck//lorenz, diese Phänomene mit ihren Mitteln zu interpretieren.
Die elektronische Komposition „Losing Track in Four Movements“ ist eine Studie über die Entwicklung eines Tonbandstücks, das sowohl als Begleitung für improvisierende Musiker*innen als auch als eigenständiges Stück funktionieren kann. Die Arbeit verwendet sowohl synthetische Klänge als auch Improvisationsschnipsel auf Erels Instrument „Omnibus“. „Losing Track“ ist eine Anspielung auf den Kompositionsprozess, bei dem sich Erel einige Male verirrt hat, aber auch auf den Ablauf eines improvisierten Konzerts, bei dem sich die Musiker*innen bereitwillig „verirren“, um dann einen neuen, gemeinsamen Weg einzuschlagen.
Die Inspiration für seinen umfangreichen Zyklus „Differenz und Wiederholung“ (kurz: „DW-Zyklus“) fand Bernhard Lang bei Gilles Deleuze. Sein „DW30: Loops for Klaus Schulze“ entstand 2015 für das Trio lange//berweck//lorenz. Dafür hat Lang gemeinsam mit Berweck neue Notationsweisen entwickelt. Das Stück vermischt instrumentale Klänge, Stimme und Elektronik. Es ist eine Hommage an einen von Langs Helden: Klaus Schulze. Der Musiker, 1947 geboren, erforschte in den 1970er-Jahren die elektronischen Welten und gilt als Pionier elektronischer Musik. Für manche ist er sogar der Urvater von Techno, andere sehen in ihm den Erfinder von Ambient.
lange//berweck//lorenz: Nachtstücke / synthetic DNA 1 bewerten:
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Bewertungen & Berichte lange//berweck//lorenz: Nachtstücke / synthetic DNA 1
Performance
Nandita Kumar: From Paradigm to Paradigm, Into the Biomic Time
Diese Performance ist der Höhepunkt der Klanginstallation von Nandita Kumar , die sie während ihres Fellowships beim Berliner Künstlerprogramm des DAAD kollaborativ entwickelt hat. Die Installation umfasst fünf Klangreisen, die die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Leere repräsentieren. Bei der Live-Aktivierung am 26. März werden die Haikus zusammen mit dem Pianola vorgetragen, ergänzt von einer Collage aus gefundenen Klängen sowie Geräuschemacherei mit Müll und recycelten Objekten.
Mit:
Merche Blasco, Christian Kesten, Felicity Mangan, Alex Nowitz, Ute Wasserman
Christian Kesten Ko-Konzeption der Realisation
Merche Blasco, Christian Kesten, Felicity Mangan, Alex Nowitz, Ute Wassermann Ko-Konzeption & Performance
Nandita Kumar: From Paradigm to Paradigm, Into the Biomic Time bewerten:
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Bewertungen & Berichte Nandita Kumar: From Paradigm to Paradigm, Into the Biomic Time
Performance
Grenzraum HÖREN 9
voice, books and FIRE II – Ullmann / PHØNIX16
Jakob Ullmann Komposition
PHØNIX16
Timo Kreuser, Künstlerische Leitung
Carlo Grippa, Tonmeister
Diese Arbeit ist Teil der Reihe „Grenzraum HÖREN“, einem umfangreichen multisensorischen Programm, das von PHØNIX16 und Timo Kreuser entwickelt wurde und sich mit den Werken zweier Komponist*innen auseinandersetzt: Jakob Ullmann und Pauline Oliveros. Beide haben auf je eigene Weise ein besonderes Verhältnis zum Hören, zu den für die Ohren unhörbaren Klangphänomenen und zu weiteren akustischen Informationen, die durch das Hören gewonnen werden, entwickelt.
15 / ermäßigt € 12
Erhältlich im Tagesticket 26.3.sowie im Package „voice, books and FIRE II“
Termin
So, 26.3.2023, 17:00
Ort
Berliner Festspiele
Große Bühne Schaperstraße 24
D-10719 Berlin
Electroacoustic and Experimental Electronic Works bewerten:
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Bewertungen & Berichte Electroacoustic and Experimental Electronic Works
1
MaerzMusik
Berliner Festspiele
17. bis 26.3.2023
MaerzMusik – Festival für Zeitfragen versteht sich als ein Ort des Austauschs von künstlerischem Wissen durch neue Begegnungen und geteilte Erfahrungen. Entwickelt aus der Multimodalität des Hörens, der zeitgenössischen Musik und des Klangs, öffnet das Festival mit Konzerten, Performances, Installationen, Musiktheater, Filmvorführungen und Diskursformaten einen Raum, in dem Leben, Kunst und Theorie neben- und miteinander bestehen können.
Kontakt
Berliner Festspiele
Schaperstraße 24
D-10719 Berlin