Das Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel) ist eines der traditionsreichsten und mit einem Ensemble von über 50 Schauspieler*innen und mehr als 450 Mitarbeiter*innen größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum. Seine Historie beginnt im 18. Jahrhundert als Kurfürstliches Hof- und Nationaltheater. Bespielt werden drei Spielstätten: das Residenztheater am Max-Joseph-Platz mit 881 Plätzen, das Cuvilliéstheater mit 437 Plätzen und der Marstall mit ca. 146 Plätzen, alle in unmittelbarer Nachbarschaft der Residenz im Herzen Münchens.
Seit 2019 ist Andreas Beck Intendant. Das Residenztheater unter seiner künstlerischen Leitung steht für ein Ensembletheater, das den Schwerpunkt auf zeitgenössische Dramatik mit Uraufführungen und Neudichtungen neben der Pflege eines klassischen Repertoires legt. Klassische Stoffe und Texte werden aus dem Hier und Jetzt heraus befragt und erfahren eine Neudichtung oder Übertragung. Mit der Uraufführung von Ewald Palmetshofers für das Residenztheater als Auftragswerk entstandenem Theatertext «Die Verlorenen» wurde die erste Spielzeit der neuen Intendanz am 19. Oktober 2019 im Residenztheater eröffnet.
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Residenztheater Max-Joseph-Platz 1 D-80539 München
Das Oktoberfest ist auch zur Zeit der Weltwirtschaftskrise ein Ort des Amüsements und der willkommenen Ablenkung. Die Liebe von Kasimir, einem entlassenen Chauffeur, und Karoline, einer Büroangestellten, wird hier jedoch auf die Probe gestellt. Im Milieu der Kleinbürger*innen sucht man mit fortschreitender Stunde Trost im Alkoholexzess und blickt in zwischenmenschliche Abgründe. Horváths Figurenkaleidoskop, dessen Ungeheuerlichkeit im Banalen liegt, zeigt Menschen ihrer Zeit und ihrer ökonomischen Bedingtheiten.
Das Oktoberfest mit seinen Fahrgeschäften, Ringelspielen, Bierzelten, einem Kuriositätenkabinett und Hippodrom ist auch zur Zeit der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er-Jahre ein Ort des Amüsements und der willkommenen Ablenkung. Die Liebe von Kasimir, einem entlassenen Chauffeur, und Karoline, einer Büroangestellten, wird hier jedoch auf die Probe gestellt. Karoline, die ihrem Alltag für einen Moment entkommen möchte, trennt sich von Kasimir, lernt «bessere Herren» kennen und trägt in der Hoffnung auf sozialen Aufstieg doch nur sich selbst zu Markte. In Zeiten explosionsartig steigender Arbeitslosigkeit ist auch die Liebe ein (Tausch-)Geschäft, denn «Zukunft ist eine Beziehungsfrage». Im Milieu des Kleinbürgers, der – so der österreichische Schriftsteller Franz Werfel – «von Horváth weniger als Angehöriger einer Klasse als der dem Geiste widerstrebende, der schlechthin verstockte Mensch geschildert wird», sucht man mit fortschreitender Stunde Trost in Alkoholexzessen und blickt in zwischenmenschliche Abgründe. Horváths Figurenkaleidoskop, dessen Ungeheuerlichkeit im Banalen liegt, zeigt Menschen ihrer Zeit und ihrer ökonomischen Bedingtheiten. Der österreichische Literaturwissenschaftler Alfred Doppler erkannte treffend, dass «Horváths Volksstücke Stücke über das Volk sind, wie es sich selbst nicht sieht und nicht sehen will». Ödön von Horváth selbst beschrieb sein Volksstück als «Ballade vom arbeitslosen Chauffeur Kasimir und seiner Braut mit der Ambition, eine Ballade voll stiller Trauer, gemildert durch Humor, das heißt durch die alltägliche Erkenntnis: ‹Sterben müssen wir alle!›».
Neben Ödön von Horváth stehen mit Irmgard Keun, Heinrich Mann oder Anna Gmeyner Literat*innen auf dem Spielplan, die als Seismograf*innen frühzeitig die gesellschaftspolitischen Umbrüche zu Beginn des 20. Jahrhunderts reflektierten.
Inszenierung: Barbara Frey
Bühne: Martin Zehetgruber
Mitarbeit Bühne: Stephanie Wagner
Kostüme: Esther Geremus
Musik: Barbara Frey, Josh Sneesby
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Constanze Kargl
Termine
So 28.9.2025, 18:30
Fr 3.10.2025, 18:30
So 5.10.2025, 18:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
«Nach Mitternacht» erzählt von zwei Tagen im Jahr 1936. In dieser kurzen Zeitspanne verdichtet sich für die neunzehnjährige Sanna eine neue Realität: Denunziation wird zur sozialen Währung, Gewalt zur Normalität. Die junge Protagonistin muss ihren Geliebten Franz zurücklassen und flieht zu ihrem Bruder Algin, einem einst gefeierten Schriftsteller der Weimarer Republik, der inzwischen mit Schreibverbot belegt ist. In Algins luxuriöser Künstlerwohnung trifft sie auf eine Gesellschaft, die sich zwischen exzessiven Festen, Cafébesuchen und intellektuellen Diskussionen nur scheinbar vom aufziehenden Schrecken abgrenzen kann. Sanna beginnt, die ideologische Durchdringung ihres Umfelds zu begreifen – sei es in der Liebe ihrer Freundin Gerti zu dem jüdischen Dieter Aaron, die an den Rassegesetzen zerbricht, oder in der Denunziation durch die eigene Tante, die sie wegen kritischer Äußerungen zur NS-Propaganda bei der Gestapo meldet. Der Alltag wird zunehmend von Angst, Kontrolle und Opportunismus geprägt. Als Franz fliehen muss, trifft auch Sanna eine Entscheidung: Sie begleitet ihn ins Ungewisse. Nach Mitternacht beginnt ein anderes Leben.
Irmgard Keun veröffentlichte «Nach Mitternacht» 1937 im Exil. Die wesentlichen Teile des Romans entstanden jedoch noch im nationalsozialistischen Deutschland – was ihm eine besondere Unmittelbarkeit verleiht. Die Autorin entwirft darin das Bild einer jungen Frau, die in einer zutiefst widersprüchlichen Gesellschaft ihre Rolle sucht – zwischen Anpassung und Aufbegehren. Keuns Figuren sind keine Held*innen oder Monster, sie sind Menschen, wie wir sie kennen: aus Familien, Freundeskreisen, Ämtern, Kneipen. Sie werden zu Mittäter*innen oder Widerständler*innen – nicht aus Überzeugung, sondern weil sie schlicht ihr Leben leben wollen.
In ihrer ersten Inszenierung am Residenztheater bringt Cosmea Spelleken, deren Arbeiten an der Schnittstelle von Film, Theater und Medienkunst entstehen, Keuns kraftvolle Darstellung der «deutschen Wirklichkeit» im NS-Staat auf die Bühne. Klaus Mann schrieb 1937 über Keuns Roman: «Ein Schauder läuft uns über den Rücken … es ist jammervoll, schandbar und unerträglich, dass die Wahrheit so aussieht.»
Nach dem gleichnamigen Roman von Irmgard Keun, für die Bühne bearbeitet von Cosmea Spelleken.
Inszenierung: Cosmea Spelleken
Bühne und Kostüme: Anna Kreinecker
Technische Konzeption: Leonard Wölfl
Sound Recording: Marc Kutschera
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Ilja Mirsky
Termine
So 28.9.2025, 19:00 | Premiere
Di 30.9.2025, 20:00
Mi 8.10.2025, 20:00und weitere Termine
Heinrich Manns 1914 erschienener hellsichtiger Bildungsroman «Der Untertan» porträtiert mit bitterbösem Humor das Wilhelminische Kaiserreich und sein sich selbst feierndes und von nationalistischen Großmachtfantasien träumendes Bürgertum. Manns Protagonist Diederich Heßling ist ein Opportunist ohne Rückgrat und Zivilcourage. Nur am Stammtisch vergisst er seine Unsicherheit und schwingt sich zu nationalen Reden auf. Doch Mann zeichnet Heßling nicht als Witzfigur, sondern als eine komplexe, von blindem Autoritätsglauben geprägte und am Ende deformierte Persönlichkeit.
«Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt.» So beginnt Heinrich Manns 1914 erschienener hellsichtiger Bildungsroman. «Der Untertan» porträtiert mit bitterbösem Humor das Wilhelminische Kaiserreich und sein sich selbst feierndes und von nationalistischen Großmachtfantasien träumendes Bürgertum. Es ist ein unübertroffenes Sittengemälde der spätwilhelminischen Gesellschaft, in dem Manns Protagonist Diederich Heßling mit seiner «Radfahrermentalität» – nach oben buckeln und nach unten treten – seinen großen gesellschaftlichen Aufstieg feiert. Nur am Stammtisch vergisst er seine Unsicherheit und schwingt sich zu großen Reden auf, denen niemals Taten folgen. Doch Mann zeichnet Heßling nicht als Witzfigur, sondern als eine komplexe, von blindem Autoritätsglauben geprägte und am Ende deformierte Persönlichkeit. Zu welcher Geisteshaltung Heßlings unerschütterlicher Obrigkeitsglaube führt, das lässt Mann deutlich anklingen, weshalb sein Roman «Der Untertan» auch als früher Vorbote des kommenden Faschismus gilt. Später sagte Mann, dass ihm «von dem ungeborenen Faschismus noch der Begriff fehlte, die Anschauung dahinter nicht».
Nach seinen von Kritik und Publikum gefeierten Inszenierungen von «Götz von Berlichingen» und «Sankt Falstaff» setzt Hausregisseur Alexander Eisenach mit Heinrich Manns «Der Untertan» seine inhaltliche wie theatral lustvolle Auseinandersetzung mit Gesellschaften am politischen Scheideweg fort.
Nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Mann, für die Bühne bearbeitet von Alexander Eisenach.
Inszenierung: Alexander Eisenach
Bühne: Daniel Wollenzin
Kostüme: Claudia Irro
Komposition: Sven Michelson, Benedikt Brachtel
Video: Oliver Rossol
Licht: Verena Mayr
Dramaturgie: Michael Billenkamp
Termine
Do 9.10.2025, 19:30 | Premiere
Fr 10.10.2025, 19:30
So 12.10.2025, 19:30und weitere Termine
Rainald Goetz, der vielfach ausgezeichnete Ausnahmeautor, hat die Uraufführung seines neuesten Theatertexts Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach anvertraut. Der Text ist eine wilde Mischung der Genres: Tagebuch und Requiem, verwoben mit Szenen aus einem wahnwitzigen Drehbuchvorhaben mit Helmut Dietl und Franz Xaver Kroetz, dem Goetz das Stück auch widmet. Und er erweist darin seiner bayerischen Heimat Reverenz, der Stadt München genauso wie dem Voralpenland. Verspielt, poetisch, abgründig, absolut undramatisch – und selbstredend genial.
« (...) währenddessen hatten wir den Monopteros einmal umrundet und gingen zurück Richtung Eisbach, wo die Leute in der Nachmittagssonne unter den hohen Bäumen lagen, und ich hatte ein solch immenses Sehnsuchtsgefühl nach diesem München, durch das wir gingen, dass ich plötzlich sagte , ich kann dir nicht helfen, aber probieren würde ich es gern (….) »
Der neueste Theatertext von Rainald Goetz ist eine wilde Mischung der Genres: Tagebuch und Requiem, verwoben mit Szenen aus einem wahnwitzigen Drehbuchvorhaben mit Helmut Dietl und Franz Xaver Kroetz, dem er das Stück auch widmet. Und er erweist seiner bayerischen Heimat Reverenz, der Stadt München genauso wie dem Voralpenland. Verspielt, poetisch, abgründig, absolut undramatisch – und selbstredend genial.
Gefeiert als radikal aufrichtiger Beobachter des Jetzt richtet der vielfach ausgezeichnete Ausnahmeautor Goetz nun seinen Blick auch auf Vergangenes wie in die Zukunft: Er erinnert sich an den Beginn seiner Karriere und zeichnet Hinterlassenschaften von ausschließlich männlichen Wegbegleitern auf, neben den bereits genannten melden sich etwa Herbert Achternbusch, Josef «Sepp» Bierbichler, Albert Oehlen, Benjamin von Stuckrad-Barre oder Michael Rutschky zu Wort. Und er bereitet sich selbst auf das eigene Verschwinden vor.
Der 1954 in München geborene Rainald Goetz wird zum ersten Mal am Residenztheater gespielt. Er legt die Uraufführung von «Lapidarium» – die Bezeichnung steht für eine Sammlung von Steinskulpturen – in die Hände von Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach. Das Stück ist der letzte Teil einer Trilogie, die mit «Im Reich des Todes» (uraufgeführt 2020) begann, einer Auseinandersetzung mit dem Terror des 11. September, gefolgt von «Baracke» (uraufgeführt 2023), das den Terror der NSU thematisiert.
Mit der Uraufführung von «Lapidarium» beginnt die Beschäftigung mit der bunten und bewegten Geschichte Münchens in der Spielzeit 2025/2026, die sich mit einer Uraufführung von Albert Ostermaier und einem Projekt über Freddie Mercury fortsetzen wird.
Inszenierung: Elsa-Sophie Jach
Bühne: Aleksandra Pavlović
Kostüme: Johanna Stenzel
Musik: Lena Geue
Licht: Gerrit Jurda
Video: Jonas Alsleben
Dramaturgie: Almut Wagner
Termine
Fr 10.10.2025, 19:30 | Uraufführung
So 12.10.2025, 18:30
Mo 20.10.2025, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
An einer Landstraße an einem unbestimmten Ort zu unbestimmter Zeit warten Wladimir und Estragon auf Godot. Weder wissen sie, wer er ist, noch was sie von ihm wollen. Unklar ist auch, wann beziehungsweise ob er kommen wird. Die Zeit des Wartens verbringen sie mit Konversationen gegen die Stille, mit Spielen, die alltäglichen Verrichtungen ähneln, sowie mit Sinn simulierendem Streit samt Versöhnung. Unterbrochen wird ihre Monotonie von Pozzo, einem die Peitsche schwingenden Herrn, und dessen Knecht Lucky, der auf Befehl Tanz und Denknummern zum Besten gibt und sich dabei in wirre Monologe manövriert, die dem Untergang der Ratio huldigen.
Wenige Bühnenwerke verlangen so sehr nach Deutung wie «Warten auf Godot», haben eine derart ausufernde Menge an Interpretationen provoziert. Samuel Beckett selbst meinte: «Ich weiß nicht, wer Godot ist. Ich weiß auch nicht, ob er existiert. Und ich weiß nicht, ob die zwei, die ihn erwarten, an ihn glauben oder nicht.» Als der Literaturnobelpreisträger diesen modernen Klassiker und Inbegriff des absurden Theaters 1948 schrieb, waren die Gräuel des Zweiten Weltkriegs noch allgegenwärtig und die Aufarbeitung des Holocaust gesellschaftliches Tabu. Auch die Vergangenheit Wladimirs und Estragons bleibt völlig offen: Waren sie wie ihr Autor in der Résistance? Sind sie Überlebende einer (atomaren) Katastrophe, denen nichts fernerliegt, als ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen? Oder repräsentieren die beiden, wie Estragon sagt, «die Menschheit, ob es uns passt oder nicht» – eine Menschheit, die unter Gedächtnisschwund leidet, um sich ihrer (Mit-)Schuld nicht gewahr werden zu müssen? Oder ziehen sie bloß die Ödnis des Wartens der Notwendigkeit zu handeln vor? Vielleicht verhält es sich aber so, wie Joachim Kaiser, einer der einflussreichsten Theaterkritiker seiner Zeit, formuliert und «jeder träumt sich seinen eigenen Traum über Becketts Albtraumpartikel zurecht».
Regie führt Claudia Bauer, die für ihre musikalischen, slapstickaffinen Inszenierungen vielfach ausgezeichnet wurde und ab dieser Spielzeit Hausregisseurin am Residenztheater ist.
Inszenierung: Claudia Bauer
Bühne: Andreas Auerbach
Kostüme: Vanessa Rust
Komposition und musikalische Leitung: Michael Gumpinger
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Constanze Kargl
Video: Jonas Alsleben
Termine
Do 23.10.2025, 19:30
Mi 29.10.2025, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
von Ewald Palmetshofer frei nach Shakespeares «King Henry IV»
Der Staatsstreich ist geglückt. Multiple Krisen und von langer Hand geplante Umsturzszenarien haben die alte Regierung weggefegt. Wie ein Quasikönig regiert Heinrich Bolingbrock mit seinen Gefolgsleuten das Land. Doch Heinrich ist alt und krank und es ist kein geeigneter Nachfolger in Sicht. Im Schatten dieser strauchelnden Herrschaft laufen die Geschäfte in Frau Flotts Containerkneipe hingegen ausgesprochen gut. Dort schlägt sich der in jeder Hinsicht raumgreifende John mit seinem Intimfreund Harri die Nächte um die Ohren – ein ungleiches Paar, verbunden durch die gemeinsame Lust an scharfzüngiger Rede und reichlich Bier. Als Harri jedoch aus dem Zentrum der Macht ein unmoralisches Angebot erreicht, wirft das nicht nur auf die Zukunft des Staats, sondern auch auf Johns Freundschaft zu Harri ein neues Licht. Wird er mit Harri aufsteigen oder müsste er nicht vielmehr der Fortpflanzung der illiberalen Herrschaft in den Schritt fahren? Vielleicht sogar um den Preis des eigenen Untergangs?
Sprachlich geschliffen und derb-komisch zugleich übersetzt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer Shakespeares Historienstück, in dem sich Königsdrama und Komödie auf verblüffende Weise die Hand reichen, in die nahe Zukunft. Palmetshofers Neudichtung fragt nach der (Un-)Möglichkeit der Liebe in unmöglichen Zeiten, worum auch die beiden anderen großen Shakespeare-Stoffe dieser Spielzeit – «Ein Sommernachtstraum» und «Romeo und Julia» – kreisen, wenn auch mit anderem Ausgang.
«Verrohte Politik bringt ihre verrohten Wähler*innen hervor. Nicht umgekehrt. Wie aber widersteht man dieser Psychopolitik der Extremisierung? Vielleicht kann man ja bei John Falstaff in seiner Kneipe in die Lehre gehen, weil sein Herz in Wahrheit weiter und unbestechlicher ist, als es ihm selbst sein Erfinder Shakespeare zugetraut hat: den toxischen Zeiten zum Trotz bis in die letzte Faser hinein völlig atoxisch.» Ewald Palmetshofer
Sprachlich geschliffen und derb-komisch zugleich übersetzt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer Shakespeares Historienstück, in dem sich Königsdrama und Komödie auf verblüffende Weise die Hand reichen, in die nahe Zukunft. Palmetshofers Neudichtung fragt nach der (Un-)Möglichkeit der Liebe in unmöglichen Zeiten, worum auch die beiden anderen großen Shakespeare-Stoffe dieser Spielzeit – «Ein Sommernachtstraum» und «Romeo und Julia» – kreisen, wenn auch mit anderem Ausgang.
Inszenierung: Alexander Eisenach
Bühne: Daniel Wollenzin
Kostüme: Claudia Irro
Musik: Benedikt Brachtel, Sven Michelson
Licht: Verena Mayr
Video: Oliver Rossol
Dramaturgie: Constanze Kargl
Termin
Mo 13.10.2025, 19:00
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
aus dem Niederländischen von Eva M. Pieper und Alexandra Schmiedebach
Nach dem Tod seiner Frau lebt Richard abgeschottet in einer streng bewachten Gated Community. Seine langjährige Haushälterin hat er ohne ersichtlichen Grund entlassen. Nun nimmt er seine einzige Tochter Helen in die Pflicht, ihn zu versorgen, da er zunehmend pflegebedürftig wird. Zwischen Vater und Tochter herrschte lange Funkstille, trennt die beiden doch mehr, als sie verbindet. Richard – als ehemaliger erfolgreicher Ingenieur für Wasserwirtschaft immer noch mit einem großen Ego ausgestattet – respektiert weder Helens idealistische Berufsauffassung als Anwältin noch die Wahl ihres Ehemanns, eines Schwarzen Intellektuellen. Helen wiederum wirft ihm vor, sich den Herausforderungen einer sich verändernden Gesellschaft zu entziehen, in der bewusster über Fragen von Geschlechtergerechtigkeit und Rassismus nachgedacht wird und in der nur der sorgsamere Umgang mit den knappen Ressourcen der Natur die Existenz nachfolgender Generationen garantiert. Bei einer der Stippvisiten der Tochter schließen die elektrischen Rollläden automatisch – so wie es bei einem Überfall vorgesehen ist. Vater und Tochter sind gezwungen, miteinander auszuharren.
«Wie sollen wir miteinander leben?», fragt die meistgespielte niederländische Dramatikerin Lot Vekemans in ihrem neuen Stück und trifft damit den Nerv der Zeit. Sie zeigt auf eine sehr menschliche Weise die u vereinbar scheinenden Haltungen, die in vielen Familien und Freundeskreisen für Dissens und Konflikt sorgen.
Vekemans’ Solo «Niemand wartet auf dich» mit Juliane Köhler wurde am Residenztheater mit großer Resonanz gestreamt. In «Blind» spielt sie an der Seite von Manfred Zapatka. Die deutschsprachige Erstaufführung von «Blind» inszeniert der Regisseur Matthias Rippert, der mit seinen präzisen Interpretationen zeitgenössischer Dramatik auf sich aufmerksam gemacht hat.
Inszenierung: Matthias Rippert
Bühne: Fabian Liszt
Kostüme: Alfred Morina
Musik: Robert Pawliczek
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Almut Wagner
Dauer: 1 Stunde 40 Minuten, Keine Pause
Termin
Mi 15.10.2025, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
von Robert Icke sehr frei nach «Professor Bernhardi» von Arthur Schnitzler
aus dem Englischen von Christina Schlögl
Dr. Ruth Wolff ist als Ärztin eine Koryphäe. Sie leitet ein auf Alzheimer-Forschung spezialisiertes Institut in einer angesehenen Privatklinik. Bei ihren Kolleg*innen ist sie wegen ihres wenig diplomatischen Auftretens allerdings nicht wirklich beliebt. Als diensthabende Ärztin hat sie es eher zufällig mit dem Fall eines 14-jährigen Mädchens zu tun, für das es nach einem misslungenen Eingriff keine Rettung mehr gibt. Als ein katholischer Priester ihr die Sterbesakramente erteilen will, verweigert die säkulare Jüdin Ruth ihm den Zutritt ins Krankenzimmer. Für Ruth ist dieser Streit eine Bagatelle, zumal sie sich im Recht sieht, doch der Vorfall schlägt rasch hohe Wellen: intern, weil einige Kollegen mit Ruths Verhalten nicht einverstanden sind, und extern, weil die Auseinandersetzung publik und darum eine Online-Petition gegen sie gestartet wird. Die Folge ist, dass erste Sponsoren drohen, ihre finanzielle Unterstützung von Krankenhaus und Institut einzustellen. Auch ihre Kolleg*innen konfrontieren sie mit antisemitischen und frauenfeindlichen Ressentiments. Am Ende sieht sich Ruth einem karriere- und existenzgefährdenden medialen Shitstorm ausgesetzt, in dem sich unterschiedliche religiöse, gesellschaftliche und ethische Positionen, mit Fragen nach Identität, Herkunft und Geschlecht vermischen und unversöhnlich gegenüberstehen.
Autor und Regisseur Robert Icke hat Arthur Schnitzlers Stück «Professor Bernhardi» (1912) kongenial in die Gegenwart übersetzt. Die Londoner «Times» feierte«Die Ärztin» als eine «Operation am offenen Herzen unserer Gegenwart, die immer komplizierter wird, je tiefer man schneidet». Icke spielt virtuos mit den Erwartungen und Erfahrungen der Zuschauer*innen, denn mit jedem Perspektivwechsel gilt es, nicht nur das Geschehen neu zu interpretieren, sondern auch die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen.
Inszenierung: Miloš Lolić
Bühne: Volker Thiele
Kostüme: Ellen Hofmann
Komposition: Valerio Tricoli
Licht: Verena Mayr
Dramaturgie: Katrin Michaels
Dauer: 2 Stunden, Keine Pause
Termine
Di 14.10.2025, 19:30
Fr 24.10.2025, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Maria Stuart, die entthronte schottische Königin, sucht in England Asyl, findet sich aber alsbald in Festungshaft, da ihre Tante, die englische Königin Elisabeth Tudor, Ermittlungen gegen sie aufnimmt: Maria war angeblich im Alter von siebzehn Jahren in die Ermordung ihres Ehemanns verstrickt – so die offizielle Anklage, gerüchtehalber aber auch in ein ganz aktuelles Umsturzkomplott. Schiller zeichnet keine seiner Protagonistinnen in besonders schmeichelhaftem Licht: Maria als impulsive Verführerin, Elisabeth als eifersüchtige und entscheidungsscheue Regentin. An Goethe schreibt er 1799 über seinen «poetischen Kampf mit dem historischen Stoff», bevor es ihm gelingt, «der Phantasie eine Freiheit über die Geschichte zu verschaffen». Und diese Freiheit besteht auch darin, aus der beliebten «Virgin Queen» – die in ihrer Regentschaft jahrelange Querelen mit Frankreich befriedete, den Staatshaushalt konsolidierte, den Grundstein von Seemacht und Commonwealth legte, eine Blütezeit für Künste und Wissenschaft schuf – eine Zauderin zu machen, die lieber sterben möchte, als über den Konflikt mit Maria zu entscheiden. Hier schreibt sich auch Schillers eigene Gegenwart in das Stück ein, in der wenige Jahre zuvor Marie Antoinette als eine der Frontfrauen des Absolutismus auf dem Schafott ihr Ende fand: «Dies Land, Mylady, hat in letzten Zeiten / Der königlichen Frauen mehr vom Thron / Herab aufs Blutgerüste steigen sehn». Denn im Hintergrund dieses Politthrillers um Ämternachfolge und Staatskonfession lauert immer der Volksaufstand, der schließlich beide Königinnen den Kragen kosten könnte.
Schiller lässt nicht nur den Hofstaat, sondern auch seine Majestäten selbst zweifeln, ob es ein einzelner Mensch vermag, im Sinne eines Volks zu entscheiden, und exerziert diese «Furcht, die schreckliche Begleitung der Tyrannei» in allen Schattierungen durch. Er schreibt so nicht nur ein Stück über das Zögern einer Staatenlenkerin, sondern auch über die Notwendigkeit der Demokratie. Dass diese Debatte wie in der antiken «Orestie» ihren Anfang mit einem Gattenmord und ihr Ende im Irren der Entscheidung der Einzelnen findet, ist vielleicht kein Zufall.
«Ein Stück über das NICHT-Handeln. Über die radikale Einsamkeit und unentrinnbare (Ohn-)Macht, in die eine menschliche Machthaberin hineingerät. Mich interessiert die Faszination dieser Frau an der anderen, das Erkennen ihrer selbst in der anderen. Und ihr schlussendliches TROTZDEM-Handeln, getrieben von einem in sich falschen System, in dem es nur die eine Entscheidung geben kann.» Nora Schlocker
Inszenierung: Nora Schlocker
Bühne: Irina Schicketanz
Kostüme: Jana Findeklee, Joki Tewes
Komposition und Sounddesign: Philipp Weber
Licht: Gerrit Jurda
Choreografie und Körperarbeit: Sabina Perry
Dramaturgie: Constanze Kargl
Bei dieser Inszenierung kommt Stroboskoplicht zum Einsatz.
Die weiblichen Hauptfiguren Maria Stuart und Elisabeth werden beide von Pia Händler und Lisa Stiegler verkörpert. Die Besetzung wird zu Beginn jeder Vorstellung ausgelost.
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Dauer: 2 Stunden 20 Minuten, 1 Pause
Termine
Di 21.10.2025, 19:30
Do 30.10.2025, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Tessa Ensler ist eine knallharte Strafverteidigerin. Mit Anfang dreißig hat sie geschafft, was die wenigsten ihr zugetraut hätten: den Weg aus einem Milieu ohne Privilegien an die Eliteuni und dann in die Topkanzlei. Ihre Königsdisziplin ist die Verteidigung in Fällen sexueller Übergriffe. Ist ihre Freispruchrate so hoch, weil sie eine Frau ist, wie geunkt wird? Oder weil sie so gut Lücken und Widersprüche in den Aussagen der weiblichen Opfer aufspürt? Tessa ist jedenfalls stolz, dass sie ihr Gegenüber im Zeugenstand nicht quält wie manch anderer Kollege, aber sie glaubt auch an das Rechtssystem, das im Zweifel zugunsten der Angeklagten entscheidet. Doch diese Überzeugung wird erschüttert, als sie selbst vergewaltigt wird. Der Täter ist kein Unbekannter, sondern ihr Kollege Julian, mit dem sie eine Büroaffäre, vielleicht aber auch der Beginn einer tieferen Liebesbeziehung verbunden hat. Als sie Anzeige erstattet, ist ihr klar, dass die Anscheins- oder Prima-facie-Beweise nicht für sie sprechen – schließlich waren neben ihrer anfänglichen Anziehung auch mehrere Flaschen Wein im Spiel –, aber es geht ihr nicht nur um persönliche Gerechtigkeit, sondern auch um die Abrechnung mit einem von Männern geschaffenen Justizsystem, an das sie ihr Leben lang geglaubt hat.
Wie Ferdinand von Schirach arbeitete auch die australische Autorin Suzie Miller selbst als Strafverteidigerin – und zwar im Menschenrechtssektor, heute schreibt sie für Theater, Film und Fernsehen. «Prima Facie» wurde 2020 mit den wichtigsten australischen Preisen für neue Dramatik ausgezeichnet sowie mit dem Olivier Award, der höchsten Auszeichnung im britischen Theater. 2022 feierte es im Londoner Westend Erfolge und seit Frühjahr 2023 ist es am New Yorker Broadway zu sehen. Das furiose Monodrama, in dem Tessa Stück für Stück ihre Lebensgeschichte erzählt und alle auftauchenden Figuren gleich mitspielt, inszeniert Hausregisseurin Nora Schlocker, die in den vergangenen Spielzeiten sowohl Gegenwartsdramatik als auch Klassiker feinfühlig und klar auf die Bühne gebracht hat.
aus dem Englischen von Anne Rabe
Inszenierung: Nora Schlocker
Bühne und Kostüme: Marie Caroline Rössle
Musik: Albrecht Zieper
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Almut Wagner
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause
Termine
Sa 27.9.2025, 19:30
Do 2.10.2025, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Nach einem Vierteljahrhundert kehrt der Brandner Kaspar wieder ans Residenztheater zurück – und wie!
Denn fast ebenso lange ist es her, dass Franz Xaver Kroetz erklärte, nicht mehr für das Theater veröffentlichen zu wollen. Doch für den Brandner Kaspar, den bayerischsten aller Theaterstoffe, hat er sich doch noch einmal überreden lassen und seinen «Brandner Kaspar» für das Residenztheater geschrieben, wo er nun zur Uraufführung kommen wird.
In Anlehnung an Franz von Kobells Mundarterzählung erzählt Kroetz die Geschichte von dem bayerischen Sturschädel, der sich nicht einmal dem leibhaftigen Tod, dem Boanlkramer, beugen will, sehr ehrlich und berührend, dabei ganz unsentimental und mit viel Humor. Natürlich bescheißt auch bei Kroetz Brandner den Boanlkramer mit reichlich Kerschgeist beim Kartenspielen, aber der Preis, den er für die gewonnenen achtzehn Lebensjahre zahlt, ist hoch. Denn als seine geliebte Enkelin, das Seferl, beim Almabtrieb stirbt, ist er plötzlich allein. Seine Frau ist schon vor Jahren gestorben und von seiner Tochter erreichen ihn nur noch Postkarten aus der Ferne. Die Einsamkeit nimmt ihm alle Lebensfreude, aber die Angst vor dem Tod und vor dem, was danach kommt, ist einfach zu groß, um freiwillig auf seinen Gewinn zu verzichten und vorzeitig abzutreten. Aber der Boanlkramer, dem ein fuchsteufelswilder Petrus im Nacken sitzt, hat eine Idee: Ein Fenster im Himmel gewährt Einblick in das Paradies und ein kurzer Blick «kost ja nix»…
Als Kaspar Brandner kehrt auch Günther Maria Halmer ans Residenztheater zurück und zusammen mit dem Münchner Film-, Schauspiel- und Opernregisseur Philipp Stölzl werden sie die «Gschichtn vom Brandner Kaspar» als ein «großes Bilderbuch, denn das Stück ist natürlich ein Märchen» wie es in der Szenenanweisung bei Franz Xaver Kroetz heißt, auf die Bühne bringen.
In Anlehnung an Franz von Kobells Mundarterzählung erzählt Franz Xaver Kroetz die Geschichte von dem bayerischen Sturschädel, der sich nicht einmal dem leibhaftigen Tod, dem Boanlkramer, beugen will, sehr ehrlich und berührend, dabei ganz unsentimental und mit viel Humor. Als Kaspar Brandner kehrt auch Günther Maria Halmer ans Residenztheater zurück und zusammen mit dem Münchner Film-, Schauspiel- und Opernregisseur Philipp Stölzl werden sie die «Gschichtn vom Brandner Kaspar» als ein «großes Bilderbuch, denn das Stück ist natürlich ein Märchen» auf die Bühne bringen.
Franz Xaver Kroetz wurde 1946 in München geboren. Nach dem Schulabbruch besucht er eine private Schauspielschule in München, später dann das Max-Reinhardt-Seminar in Wien, beides beendet er vorzeitig. Nach der Schauspielprüfung der Bühnengenossenschaft erstes Engagement am Büchner-Theater München. Kontakt mit Rainer Werner Fassbinders «antitheater». Zeitgleich hält er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Er führt Regie am Tegernseer Bauerntheater und schreibt eine Vielzahl von Stücken, die er verbrennt. Zwischen 1968 und 1969 entstehen seine ersten heute noch erhaltenen Stücke, u. a. «Wildwechsel» (UA 1971, Städtische Bühnen Dortmund) und «Heimarbeit» (UA 1971, Münchner Kammerspiele). Aufgrund eines einjährigen Dramatikerstipendiums des Suhrkamp-Verlags kann Kroetz sich ganz dem Schreiben widmen und schafft den Durchbruch. 1971 entstehen die Werke «Stallerhof» (UA 1972, Deutsches Schauspielhaus Hamburg), «Wunschkonzert» (UA 1973, Staatstheater Stuttgart), «Geisterbahn» (UA 1975, Ateliertheater am Naschmarkt Wien) und «Lieber Fritz» (UA 1975, Staatstheater Darmstadt). Kroetz wird zum meistgespielten deutschsprachigen Gegenwartsdramatiker und inszeniert seine Stücke auch zum Teil selbst. Seine Uraufführungen lösen oftmals Skandale aus und es kommt zu Protestdemonstrationen. 1971 tritt er in die Deutsche Kommunistische Partei DKP ein. Im selben Jahr verfilmt Rainer Werner Fassbinder «Wildwechsel», weitere Fernsehverfilmungen seiner Stücke, auch in Eigenregie, folgen. Bis 1977 schreibt er mindestens zwanzig Stücke, so auch «Agnes Bernauer» (UA 1977, Schauspielhaus Leipzig). Sie werden zahlreich ausgezeichnet, «Das Nest» erhält 1976 den Mülheimer Dramatikerpreis. Immer wieder arbeitet er auch als Schauspieler im Theater, Film und Fernsehen. Einen großen Bekanntheitsgrad erhält er 1986 durch seine Rolle als Klatschreporter Baby Schimmerlos in der Fernsehserie «Kir Royal». 1994 wird «Der Drang» als eine Neubearbeitung des Stücks «Lieber Fritz» an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt. Seine letzten Arbeiten am Residenztheater München waren die Bearbeitung von Ludwig Anzengrubers «Der Gewissenswurm» (2007), «Du hast gewackelt. Requiem für ein liebes Kind» (UA 2012), «Agnes Bernauer» (2021) und «Der Drang» (2022).
Auftragswerk
Inszenierung und Bühne: Philipp Stölzl
Mitarbeit Bühne: Franziska Harm
Kostüme: Kathi Maurer
Komposition und musikalische Leitung: Michael Gumpinger
Video: Simon Wimmer
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Michael Billenkamp
Dauer 2 Stunden - keine Pause
Termine
Mo 29.9.2025, 19:30
Mi 1.10.2025, 19:30
Sa 4.10.2025, 19:30und weitere Termine
Mo 6.10.2025, 19:30
Mi 22.10.2025, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Bewertungen & Berichte Gschichtn vom Brandner Kaspar
Schauspiel
Die Kopenhagen-Trilogie
nach den Romanen «Kindheit» - «Jugend» - «Abhängigkeit» von Tove Ditlevsen
für die Bühne bearbeitet von Tom Silkeberg
aus dem Dänischen von Ursel Allenstein
Für das Talent und die Träume der heranwachsenden Tove ist im Kopenhagener Arbeiterviertel Vesterbro der 1920er-Jahre kein Platz. Mit vierzehn Jahren muss sie die Schule verlassen und gegen ihren Willen als Hausmädchen, später als Bürogehilfin arbeiten. Dennoch gibt sie sich nicht geschlagen, publiziert anfänglich Gedichte und Erzählungen und sucht ihre Befreiung unbeirrt im eigenen Schreiben. Tove Ditlevsen erzählt in der «Kopenhagen-Trilogie» immer entlang der eigenen Biografie von der Flucht aus einem komplizierten Alltag in die Narration und webt dabei Realität und Fiktion raffiniert ineinander. Ihre gleichnamige Ich-Erzählerin berichtet ebenso humorvoll wie lakonisch von Privatem, das nichtsdestotrotz politisch ist.
Die Schonungslosigkeit, mit der Ditlevsen davon schreibt, was es bedeutet, als Frau mehr zu wollen als einem von der Gesellschaft zugestanden wird, steht dabei in keinem Widerspruch zu ihrer Utopie eines durch Kunst und Literatur gelingenden Lebens. Ditlevsens Autofiktion lässt sich als Anleitung zur Selbstermächtigung verstehen und ist ein widerständiges weibliches Vermächtnis einer großen Schriftstellerin.
Bereits zweimal angekündigt unternimmt das Residenztheater nun einen dritten Anlauf, dieses wichtige Projekt zu realisieren. Regie führt Elsa-Sophie Jach, Hausregisseurin am Residenztheater, deren hochmusikalische, verspielte Inszenierungen stets originelle und originäre Textinterpretationen sind.
Inszenierung und Fassung: Elsa-Sophie Jach
Bühne: Marlene Lockemann
Kostüme: Aino Laberenz
Komposition und Musikalische Leitung: Samuel Wootton
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Constanze Kargl
Dauer: 2 Stunden, Keine Pause
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Termine
Do 2.10.2025, 19:00
Sa 4.10.2025, 19:00
Fr 31.10.2025, 19:00
Ein Portrait des Künstlers als alter Mann von Thomas Bernhard
Oostende – Atlantikküste, Schneetreiben, Silvester, in der Halle eines Hotels, das die besten Zeiten hinter sich gelassen hat. Hier landet Minetti, ein alter «Schauspiel-Künstler», einsam – und zugleich mitten in einer Gesellschaft von «Verrückten». Oder Gleichgesinnten? Feiernde, Maskierte, Betrunkene … von denen man nicht weiß, woher sie kommen und wohin sie gehen – sie alle durchkreuzen die Hotelhalle wie Wesen aus einer anderen Welt … Eine Komödie? Eine Tragödie?
Eine «Dame», Virginier rauchend und trinkend, erzählt von ihrer Methode, mit Silvester (und der Welt?) fertigzuwerden, ein junges «Mädchen» erwartet ihren «Liebhaber» und ist zugleich vielleicht Minettis letzte Hoffnung, noch einmal davonzukommen. Und da sind die Angestellten des Hotels: ein «Portier» und ein «Lohndiener». Sie alle werden zu Minettis Publikum für seinen letzten Auftritt.
Der Schauspielkünstler Minetti erwartet den Schauspieldirektor aus Flensburg. Zur Zweihundertjahrfeier des Theaters wird er noch einmal auftreten, noch einmal Shakespeares «Lear» spielen, mit einer Maske angefertigt für ihn persönlich vom berühmten Maler James Ensor. Die trägt er im großen Koffer mit sich, neben Zeitungsartikeln über sich, seinen Aufstieg und Fall als Schauspieler und Theaterdirektor in Lübeck – der Stadt, die er dann fluchtartig verlassen hat.
Seitdem nie wieder aufgetreten, dreißig Jahre das Leben ver-lebt in Dinkelsbühl … und dennoch nie nachgegeben, nie aufgehört, den Lear zu rezitieren … «Es ist der Wahnsinn, meine Dame …»
«Minetti» – ein Künstlerdrama.
Thomas Bernhard erzählt von Leidenschaft und Wahn, von der Unbedingtheit des Kunstanspruchs, von der Gleichgültigkeit und Ignoranz der Gesellschaft wie der Politik, vom «Aus-der-Welt-Fallen» des Ausnahmekünstlers – und von der Einsamkeit und Gnadenlosigkeit des Alterns.
In den Traumräumen Achim Freyers inszeniert Claus Peymann, Weggefährte Bernhards, der viele seiner Theaterstücke in Salzburg, Bochum, Wien und Berlin uraufgeführt hat und selbst zu einer Bernhard’schen Bühnenfigur geworden ist, zum ersten Mal am Residenztheater in München.
Inszenierung: Claus Peymann
Bühnenbild, Lichtkonzept und Kostüme: Achim Freyer
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Sina Corsel
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, Keine Pause
Termine
Sa 25.10.2025, 19:30
So 26.10.2025, 18:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
«Wovon ich träume? Mhm… (lacht) ... Tatsächlich von der Gesellschaft, die den Begriff ‹normal› abgeschafft hat, wo der Begriff einfach nicht mehr existiert. Ich glaube, damit wäre schon mal viel getan.»
Im Text von «(Nicht)Mütter!» sind Antworten aus 22 Interviews zum Thema (Nicht-)Mutterschaft miteinander verflochten – zu einem Stück über Entscheidungen, Zweifel, (Fehl-)Geburten, Abbrüche, Transformationen und mutige Handlungen. Die vielfältigen Lebensrealitäten diverser Frauen und weiblich gelesener Personen finden hier genauso eine Bühne wie Perspektiven, Erlebnisse und Gefühle, die gesellschaftlich nach wie vor tabuisiert sind. 22 Stimmen sprechen über ihre Mütter, über das Mutter-Werden, das Mutter-Sein, das Niemals- oder Unbedingt-Mutter-Werden-Wollen und das Nicht-Mutter-Werden Können.
Die Schauspielerinnen Barbara Horvath und Lisa Stiegler und DJ* Theresa «BiMän» Bittermann geben diesen Stimmen einen Körper und einen Hallraum, in dem ein polyphones Gespräch entsteht, das alle Menschen einlädt – seien sie Mütter oder nicht.
Stückentwicklung: Theresa „BiMän“ Bittermann, Sara Dec
Stückentwicklung: Marie Gimpel, Barbara Horvath, Friederike Meisel, Lisa Stiegler
Idee: Lisa Stiegler
Bühne und Kostüm: Marie Gimpel, Friederike Meisel
Komposition: Theresa „BiMän“ Bittermann
Licht: Johannes Frank
Modezar und Märchenkönig, Paradiesvogel und Kultfigur. Münchner Original und Wohltäter. In seinem Leben wurden Rudolph Moshammer unzählige dieser Spitznamen und Titel verliehen. Jeder kannte ihn als Exzentriker mit Hundedame Daisy auf dem Arm, als Talkshowgast und Gesellschaftsmensch. Wie sein Vorbild, Bayerns Märchenkönig Ludwig II., liebte er den Glanz, die Opulenz, das Überbordende. Mit seinen Auftritten als Schauspieler und Werbefigur, als Sänger im Vorentscheid des Eurovision Song Contest und mit Büchern wie «Mama und ich» wurde er zur Kultfigur und seine Modeboutique «Carnaval de Venise» auf der Maximilianstraße zur Kultadressse und Pilgerstätte für Mosi-Fans.
«Ausgehend von Moshammers Biografie spüren wir dem romantischen Geist in Leben und Werk dieser schillernden Persönlichkeit nach. Ein Leben zwischen grellem Rampenlicht und dunkler Halbwelt, zwischen Promis und Strichern. ist auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden der deutschen Gesellschaft. Moshammers Vater kommt in der Wirtschaftswunderzeit der alten Bundesrepublik unter die Räder – Arbeitslosigkeit, Alkoholsucht und schließlich Obdachlosigkeit. Rudolph und seine Mutter fliehen vor der Gewalt des Vaters. Die Wunde versucht der Sohn durch sein Engagement für Obdachlose zu heilen. Er, der im Rampenlicht steht, verleiht ihnen Sichtbarkeit. Sein tragischer Tod führt in die mörderischen Abgründe einer Hochglanzwelt und auf die Schattenseite eines Lebens im Scheinwerferlicht. Diese zeigt die Not und Einsamkeit Moshammers auf, der nie öffentlich über seine Homosexualität sprach, der ganz in seiner Selbstinszenierung aufging und sich am Ende darin selbst verlor, weil er immer einen Teil von sich verbergen musste. ist ein Abend zwischen Revue und Biopic, zwischen Märchen und Krimi – eine Hommage an Rudolph Moshammer.» Alexander Eisenach
Autor und Regisseur Alexander Eisenach ist regelmäßiger Gast und ab der Spielzeit 2023/2024 auch Hausregisseur am Residenztheater. Er inszenierte hier seine Bearbeitung von Goethes «Götz von Berlichingen», sein Stück «Der Schiffbruch der Fregatte Medusa» und «Einer gegen alle» von Oskar Maria Graf.
aus dem Amerikanischen von Hannes Becker frei nach dem Roman «Howards End» von E.M. Forster
New York City in den letzten Monaten der Präsidentschaft Barack Obamas. Während der Autor Toby Darling der Premiere seines Theaterstücks entgegenfiebert, verbringt sein Partner Eric Glass Zeit mit seinem Bekannten Walter. Die Gespräche mit dem 55-Jährigen führen Eric in eine Vergangenheit, die er als schwuler Mann Anfang dreißig nur vom Hörensagen kennt: die verheerende Aidsepidemie, welche die LGBTQ-Community von Beginn der 1980er-Jahre an erschütterte. Dabei ist in Walters Erzählungen immer wieder von einem alten malerischen Landhaus die Rede. Welche Rolle dieser Ort für Walter und seinen Partner Henry Wilcox gespielt hat, kann Eric nicht ahnen. Im Herbst 2016 verfolgt Erics Freundeskreis fassungslos die Wahlniederlage Hillary Clintons gegen den Republikaner Donald Trump. Amerika wandelt sich. Plötzlich scheinen Freiheiten, für welche die vorangegangene Generation von Aktivist*innen gekämpft hat, nicht mehr selbstverständlich. Eric muss sich fragen, wer er ist und sein will.
Mit seinem mehrfach ausgezeichneten Theaterstück «Das Vermächtnis» gelingt dem international gefeierten amerikanischen Dramatiker Matthew Lopez ein Meisterwerk des Storytelling: ein Bühnenepos in zwei Teilen, Beziehungs- und Gesellschaftsdrama, überreich an Figuren, ein Sittenbild, so komisch wie tragisch. Er übernimmt darin Motive aus E. M. Forsters 1910 erschienenem Roman «Howards End», transferiert diese ins New York der 2010er-Jahre und erzählt temporeich die berührende Geschichte einer Wahlfamilie und schwulen Community, die vor der Frage steht, ob sie bereit ist, das Vermächtnis der jüngeren Geschichte anzunehmen. Lopez' Stück verneigt sich vor den Schicksalen der Vergangenheit und entwirft ein utopisches Bild gemeinsamer Verantwortung und gegenseitigen Respekts. Dabei steht es in der Tradition von Tony Kushners «Engel in Amerika», das in dieser Spielzeit ebenfalls am Residenztheater zu sehen sein wird.
Inszenierung und Bühne: Philipp Stölzl
Kostüme: Kathi Maurer
Musik: Ingo Ludwig Frenzel
Licht: Gerrit Jurda
Mitarbeit Bühne: Franziska Harm
Dramaturgie: Ewald Palmetshofer
Übersetzt von Hannes Becker
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Teil 1 und Teil 2 werden sowohl als Doppelvorstellung als auch einzeln an aufeinanderfolgenden Tagen gezeigt
Vorstellungsdauer:
Teil 1: ca. 3 Stunden, 10 Min. (inkl. 1 Pause)
Lange Pause: ca. 50 Minuten
Teil 2: ca. 3 Stunden, 15 Min. (inkl. 1 Pause)
Termine
Sa 18.10.2025, 15:00 | Teil 1
Sa 18.10.2025, 19:00 | Teil 2
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Bewertungen & Berichte Das Vermächtnis (The Inheritance)
Schauspiel
Spitzenreiterinnen
von Jovana Reisinger
Neun Frauen begleitet Jovana Reisinger in ihrem Roman vom Frühjahr bis zum Sommer eines nicht benannten Jahres, das unserer Gegenwart nicht fern sein dürfte. Sie alle leben in und um München und sie alle tragen Namen von Frauenzeitschriften. Schablonenhaft leben und scheitern sie, jeweils allein und doch gemeinsam, an den Bildern und Vorstellungen von dem, was es gemeinhin heißt, eine Frau zu sein. Hochzeit, Freundschaft, Kündigung – für alles gibt es eine Anleitung, die schließlich doch nicht weiterhilft, aber den Erwartungshorizont ins Unermessliche wachsen lässt. Reisinger erzählt mit bissigem Witz und großer Empathie von Frauen, die den Radius ihres Handlungsspielraums ausloten, von Erfahrungen zwischen Empowerment und Unterdrückung, zwischen Privilegien und Abstiegsangst, zwischen Selbstoptimierung und Selbstermächtigung. Sie stellt Glück neben größte Verzweiflung, Lebenskrisen und Gewalterfahrungen neben die kleinen Aufregungen des Alltags.
Jovana Reisinger und die Regisseurin Yana Eva Thönnes schreiben gemeinsam eine Bühnenadaption des 2021 für den Bayerischen Buchpreis nominierten Romans.
«Ich möchte das Publikum in die mehr oder weniger normativen bayerischen Ideallandschaften eintauchen lassen, vor denen sich die vom Patriarchat zurechtgestutzten Lifestyles der Protagonistinnen entfalten. Hier brechen schließlich die diszipliniert eingeübten Choreografien der Rollenzwänge auf, bis Lisa aus der Haut fahren will, bis sich Tinas Wunden öffnen und Brigitte nichts mehr juckt. Bayern – das viel besagte schönste Land der Welt: Eine Kulisse, eine programmierte Atmosphäre, eine Welt des schönen Scheins, in der sich Laura, Lisa, Barbara, Verena, Jolie, Petra, Brigitte, Emma und Tina schließlich die Frage stellen, wer eigentlich das Skript ihres Lebens schreibt.» Yana Eva Thönnes.
Inszenierung: Yana Eva Thönnes
Bühne: Dominic Huber
Kostüme: Belle Santos
Musik: Nile Koetting
Video: Luis August Krawen
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Katrin Michaels
aus dem Amerikanischen von Matthias Jendis für die Bühne bearbeitet von Malte Ubenauf
Nach Ibsens Peer Gynt ergreift in der zweiten Spielzeithälfte ein anderer Meister der Fabulierkunst das Wort. Ein Erzähler, der seine Zuhörer*innen auffordert, ihn Ismael zu nennen, entert mit seinem Seemannsgarn die Bühne des Residenztheaters. Was folgt, ist ein wahres Ungetüm an Erzählung: Ismael heuert auf der «Pequod», einem alten Walfänger an und sticht auf dieser schwimmenden Fabrik der Trangewinnung in See. Ziel dieser Fahrt ist jedoch nicht allein – wie sich herausstellen wird – die blutige Ausbeutung der Weltmeere und ihrer riesenhaften Meeressäuger, sondern der persönliche, hasserfüllte Rachefeldzug eines «gottlosen, gottgleichen Mannes», des einbeinigen Kapitäns Ahab. Mit an Shakespeare erinnernder Sprachgewalt schwört der Kapitän seine Mannschaft darauf ein, den sagenumwobenen weißen Wal, der ihm einst das Bein abgerissen hat, in den Meeren zu suchen und zur Strecke zu bringen.
«Ich habe ein böses Buch geschrieben», teilt Melville seinem Idol Nathaniel Hawthorne brieflich mit – und meint damit sein in vielerlei Hinsicht ausuferndes Werk «Moby Dick». Zu Melvilles Lebzeiten fand der 1851 erschienene Roman kaum Beachtung. Erst im 20. Jahrhundert, dreißig Jahre nach dem Tod seines Autors, wurde er für die literarische Moderne und als Meisterwerk neu entdeckt. Dabei ist «Moby Dick», das Buch, so einzigartig wie Moby Dick, der weiße Wal: eine Erzählung, die das Bekannte sprengt – ein Mischwesen aus Abenteuerroman, Enzyklopädie, Naturbetrachtung, philosophischer Spekulation, elisabethanischer Dramatik, biblischer Sprachmächtigkeit, nautischen Zoten und derbem Wortwitz. Das Buch und der Wal – beide sind ein Rätsel, eine Chiffre, offen für die Deutungen der jeweiligen Jetztzeit: Ist «Moby Dick» das Drama eines Fanatikers oder vielmehr derer, die bereit sind, dem Wahngebilde eines Demagogen bis in den Untergang zu folgen? Beschreibt es eine epische Schlacht zwischen Naturgewalt und menschlichem Beherrschungswillen oder die Suche nach Sinn und Bedeutung in einem sinnentleerten Kosmos? Oder ist der Planet Erde etwa selbst wie ein Schiff im Meer des Weltalls? Aber wer zum Teufel ist dann dieser Moby Dick?
Der dem hiesigen Publikum bestens bekannte Regisseur Stefan Pucher kehrt nach München zurück und bringt in seiner ersten Arbeit am Residenztheater Melvilles Opus magnum auf die Bühne.
Inszenierung: Stefan Pucher
Bühne: Barbara Ehnes
Kostüme: Annabelle Witt
Musik: Christopher Uhe
Licht: Gerrit Jurda
Video: Chris Kondek
Dramaturgie: Ewald Palmetshofer
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Dauer: 2 Stunden 15 Minuten, Keine Pause
Termin
Fr 31.10.2025, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Musikalischer Literatursalon von und mit Cathrin Störmer
Texte, die sitzen & Lieder, die hängen bleiben.
Was passiert, wenn eine Schauspielerin genug hat von Dreiakter-Dramen und 500-Seiten-Romanen?
Sie liest. Kurz.
Und singt. Gut.
Zusammen mit wechselnden Gästen widmet sich Cathrin Störmer der literarischen Kurzform: Kurzgeschichten. Und weil ein Lied ja auch eine Kurzgeschichte ist, gibt's ein passendes oder unpassendes Lied dazu. Diese neue Reihe ist für alle, denen Oper zu lang, Pop zu poppig und das Leben zu linear ist.
Rudolf recherchiert seit Jahren, ja Jahrzehnten, über seinen Lieblingskomponisten Mendelssohn Bartholdy. Seine Studie hält er für das Beste, was er je geschrieben hat – nur hat er sie eben noch nicht geschrieben. In einem furiosen Monolog führt Thomas Bernhards Roman in das Epizentrum der Schreibblockade, in dem Mensch und Welt tragikomisch miteinander ringen. In einer szenischen Lesung gibt Manfred Zapatka nach «Minetti» einer weiteren Kunst- und Künstlerfigur des österreichischen Schriftstellers Körper und Stimme.
Dramaturgie: Katrin Michaels
Einrichtung Bühne: Lisa Käppler
Produktionsleitung: Cornelia Maschner
Termin
So 19.10.2025, 18:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Als Pippi Langstrumpf in die verlassene Villa Kunterbunt einzieht, fegt ein Wirbelwind in das Leben von Annika und Tommy. Zusammen mit ihrem Affen Herrn Nilsson und dem Pferd Kleiner Onkel stellt sie den Alltag der braven Geschwister auf den Kopf. Ob Polizisten, Räuber oder die besorgte Nachbarschaft, die außergewöhnliche Seeräubertochter führt alle, die sie in ihre Schranken weisen wollen, mit Witz und Leichtigkeit an der Nase herum – schließlich ist sie das stärkste Mädchen der Welt!
«Aber wisst ihr, was ich bin? Ich bin das stärkste Mädchen der Welt. Denkt daran!»
Was zu einem der größten Erfolge der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren werden sollte, begann mit einer Reihe von Gutenachtgeschichten für ihre sechsjährige Tochter Karin im Jahr 1941. Pippi Langstrumpf ist Lindgrens Antwort auf die damalige Lage der Welt: Ein lebenslustiges, unerschrockenes Kind mit Superkräften – eine davon ihr großes Herz und ihr unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen. Doch die Geschichten von Pippi Langstrumpf waren weder in Schweden noch in Deutschland unumstritten: Zu groß war die Sorge, dass das freche, selbstbewusste Mädchen ein schlechtes Vorbild für Kinder sein könnte.
Nach «Ronja Räubertochter» bringt Daniela Kranz eine weitere weltberühmte Kinderheldin Astrid Lindgrens auf die Bühne des Residenztheaters und erzählt die inspirierende Geschichte eines Mädchens, das mit Mut, Fantasie und einem großen Herzen die Welt ein bisschen bunter macht.
Ab 6 Jahren.
Für die Bühne bearbeitet von Christian Schönfelder.
Inszenierung: Daniela Kranz
Bühne: Viva Schudt
Kostüme: Gloria Brillowska
Musik: Club Für Melodien
Choreografie: Hannah Chioma Ekezie
Licht: Markus Schadel
Dramaturgie: Michael Billenkamp, Lea Maria Unterseer
Termin
So 16.11.2025, 16:00 | Premiere
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Richter Adam hat ein gravierendes Problem: Nicht nur hat er mit den schwerwiegenden Folgen seines nächtlichen Alkoholkonsums zu kämpfen, sondern auch mit dem plötzlichen Auftauchen seines Vorgesetzten Walter, der die Rechtsprechung in der Provinz unter die Lupe zu nehmen gedenkt. So ist Adam genötigt, coram publico einer Gerichtsverhandlung vorzusitzen, in der er gegen sich selbst ermitteln muss. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht er dabei zu verschleiern, dass es sich bei dem unbekannten Täter der letzten Nacht um ihn selbst handelt.
Ein Kupferstich von Jean-Jacques André Le Veau, der einen zerbrochenen Krug in einem juristischen Rahmen zeigt, diente Heinrich von Kleist 1802 angeblich als Anlass für einen «poetischen Wettkampf» unter Freunden, aus dem «Der zerbrochne Krug» hervorging. Am Modell eines niederländischen Dorfgerichts im ausgehenden 17. Jahrhundert zeigt Kleist, dass institutionell nicht Recht gesprochen, sondern Macht ausgeübt wird. Selbst Jurist, übte der Dichter scharfe Kritik an der zeitgenössischen Rechtspraxis, die bei der Uraufführung 1808 in Weimar – inszeniert von niemand Geringerem als Johann Wolfgang von Goethe – vom ansässigen Adel als «moralischer Aussatz» degoutiert wurde. Heinrich von Kleist, einer der bedeutendsten deutschen Dichter, hatte bei Publikum und Kritik ausgespielt – mit einer der bedeutendsten deutschsprachigen Komödien, bis heute auf Bühnen gern gesehen.
Dabei entpuppt sich Kleists abgründiges Lustspiel als Enthüllungsdrama um sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch und Tatsachenverschleierung – und somit um einen veritablen Justizskandal. Der «Zeit»-Literaturchef und Schriftsteller Adam Soboczynski wies darauf hin, dass «die Aufrichtigkeit, das Vertrauen bei Kleist sich als fragil erweisen und blendende Verstellungskünstler sein Werk prägen». Dorfrichter Adam ist einer ihrer schillerndsten Vertreter und als Figur so modern, dass er wie eine (Aus-)Geburt einer an Manipulationen so reichen Gegenwart aus dem Geist der Geschichte wirkt.
Inszenierung: Mateja Koležnik
Bühne: Christian Schmidt
Kostüme: Ana Savić Gecan
Licht: Verena Mayr
Dramaturgie Constanze Kargl
Das legendäre Musical «Cabaret» führt uns in die schillernde Welt des Kit-Kat-Clubs der 1930er-Jahre. Jeden Abend begeistert die enigmatische Künstlerin Sally Bowles mit ihrem berühmten Song «Life is a Cabaret» das Publikum, das Dekadenz und Diversität feiert. Der junge Amerikaner Clifford Bradshaw verfällt diesem sinnlich aufgeladenen Kosmos. Doch gleichzeitig zieht etwas Dunkles herauf, das sich immer stärker in den Alltag der lebenslustigen Lebenskünstler*innen einschleicht.
«Willkommen, bienvenue, welcome ... Fremder, étranger, stranger …» So beginnt das legendäre Musical «Cabaret» – mit der lockenden Einladung des Conférenciers, die schillernde Welt des Kit-Kat-Clubs zu betreten, in dem die enigmatische Künstlerin Sally Bowles jeden Abend ihren berühmten Song «Life is a Cabaret» zum Besten gibt. Dieser Einladung folgt auch der junge amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw. Als Fremder ist er in die pulsierende Stadt gekommen, um keine Sekunde von dem zu verpassen, was in dieser pulsierenden Stadt hier vor sich geht. «Ich bin eine Kamera mit offenem Verschluss, ganz passiv, ich nehme auf, ich denke nicht.» Cliff – zunächst nur neugieriger Beobachter – verfällt zunehmend diesem sinnlich aufgeladenen Kosmos. Gleichzeitig zieht etwas Dunkles herauf – politisch und gesellschaftlich –, das sich immer stärker in den pulsierenden Alltag der Lebenslustigen einschleicht. Doch im Zustand des großen «Davor» wird gefeiert, getanzt und gesungen – ausgelassen, jubelnd und … irrsinnig!
Für den britisch-amerikanischen Autor Christopher Isherwood (1904–1986), dessen zwei autobiografische Berlin-Romane als Vorlage für «Cabaret» dienten, war sein erster Besuch in dieser Stadt eines der einschneidendsten Erlebnisse seines Lebens. Hatte er «Berlin-Babylon» zunächst noch für einen «Reklamespruch» im Wettbewerb mit dem mythischen Paris gehalten, erlebte er in Berlin bald einen «gewaltigen Mummenschanz der Perversionen» und eine nie gekannte Freiheit. Als die politische Lage immer bedrohlicher wird, verlässt er schließlich Deutschland Richtung Griechenland: Als Homosexueller weiß er, dass er in Gefahr ist.
Der international gefragte Opernregisseur Claus Guth nähert sich dem «Cabaret» – die legendäre Verfilmung entstand in München – aus seiner ganz eigenen Perspektive. Das detailliert-dokumentarische Zeitbild der 1930er-Jahre in Berlin wird für ihn zu einer Forschungsreise ins Innere. Ein unsicherer junger Mann, ein Schriftsteller, der noch nicht viel erlebt hat, probiert sich in allen Facetten seiner Möglichkeiten aus und findet – in der Konfrontation mit der größtmöglichen Intensität von Wirklichkeit – zu sich selbst und seiner Identität.
Musical von Joe Masteroff (Buch), John Kander (Musik) und Fred Ebb (Gesangstexte) nach dem Stück «Ich bin eine Kamera» von John van Druten und Erzählungen von Christopher Isherwood, aus dem Englischen von Robert Gilbert.
Der erst kürzlich wiederentdeckte Text «Rezitativ» ist eine literarische Sensation: Es ist die einzige Erzählung der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. Darin treffen zwei junge Frauen aufeinander: Roberta und Twyla, beide aus prekären Verhältnissen, lernen sich in einem Kinderheim kennen und freunden sich an. Immer wieder führt sie der Zufall zusammen, in Schlaglichtern erfahren wir von ihren Männern, ihrer Arbeit, ihren Kindern. Schließlich stehen sie sich bei einer Demonstration gegen Rassentrennung gegenüber. Doch wer von beiden weiß und wer Schwarz ist, lässt die Autorin offen.
«Rezitativ» ist ein poetisches Experiment, «in einer Erzählung mit einer Schwarzen und einer weißen Figur, für die ihre mit ihrer Race verbundene Identität von grundlegender Bedeutung ist, alle rassifizierenden Codes zu entfernen», schreibt Morrison. Sie gibt beiden eine schnörkellose Sprache und erzählt uns stattdessen jede Menge Details: über die Mütter ihrer beiden Figuren – eine tanzt, eine ist meist krank; über ihre Vorlieben, was Essen betrifft – eine mag Salisbury-Steak und Wackelpudding, eine nicht; welche Musik sie hören – eine mag Jimi Hendrix; und in welchem Viertel sie wohnen. Welche Rückschlüsse lassen sich anhand dieser Anhaltspunkte ziehen? «Das Leben ist komplex, es wird begrifflich von binären Strukturen definiert, kann aber nie zur Gänze von ihnen erfasst werden», schreibt die Schriftstellerin Zadie Smith zu «Rezitativ».
Die Regisseurin Miriam Ibrahim macht dieses Experiment zum Ausgangspunkt ihrer Bühnenadaption, indem sie sich verschiedene theatrale Mittel benutzt, um unsere Wahrnehmung herauszufordern: Wie verändert sich unsere Einschätzung einer Person, einer Situation durch die Hautfarbe? «Rezitativ» lädt dazu ein, immer wieder neue Perspektiven einzunehmen und die eigene Sichtweise in jeder Szene auf den Prüfstand zu stellen.
Nach der gleichnamigen Erzählung von Toni Morrison, aus dem Englischen von Tanja Handels, für die Bühne bearbeitet von Miriam Ibrahim.
Inszenierung und Musik: Miriam Ibrahim
Bühne: Mitra Nadjmabadi
Kostüme: Gianna-Sophie Weise
Licht: Barbara Westernach
Video: Amon Ritz
Dramaturgie: Katrin Michaels
Outside Eye: Julienne De Muirier
Plötzlich klingelt das Telefon und das Leben ändert sich von einem Tag auf den anderen. So auch für Simone de Beauvoir und ihre Schwester, als sie erfahren, dass ihre Mutter im Krankenhaus liegt. Eindringlich und ehrlich schildert Simone de Beauvoir, was es heißt, Abschied zu nehmen von dem Menschen, der einem das Leben geschenkt hat. Nach dem Erfolg von «(Nicht)Mütter!» bringen die Schauspielerinnen Sibylle Canonica, Barbara Horvath und Lisa Stiegler dieses persönliche Stück Weltliteratur erstmals auf eine Theaterbühne.
«Aber nein. Man stirbt nicht daran, dass man geboren worden ist, nicht daran, dass man gelebt hat und auch nicht am Alter. Man stirbt an etwas.»
«Ihre Mutter hat einen Unfall erlitten.» Am 24. Oktober 1963 erhält Simone de Beauvoir einen Anruf. Für einen Moment bleibt alles stehen. Es beginnt eine neue Zeitrechnung: Vier Wochen lang begleitet sie gemeinsam mit ihrer Schwester Hélène die Mutter – im Krankenhaus, zwischen Hoffnung und Bangen, Nähe und Entfremdung. Kurz nach dem Tod ihrer Mutter Françoise entstehen die Aufzeichnungen «Ein sanfter Tod».
Plötzlich ist nichts mehr selbstverständlich, die Welt schrumpft auf die Ausmaße des Krankenzimmers zusammen. In «Ein sanfter Tod» beschreibt de Beauvoir mit schonungsloser Klarheit und bewegender Offenheit, was es heißt, Abschied zu nehmen von der Frau, die einem das Leben geschenkt hat. Und wie schmerzhaft es ist, loszulassen – in dem Moment, in dem man sich gerade erst wirklich nahekommt.
Warum erschüttert der Tod ihrer Mutter sie so tief, obwohl das Verhältnis lange distanziert war? «Diesmal entzog sich die Verzweiflung meiner Kontrolle. Jemand anders weinte in mir», schreibt de Beauvoir.
«Ein sanfter Tod» ist eine zutiefst persönliche Auseinandersetzung mit dem Sterben, mit familiären Rollen, mit weiblicher Autonomie – und mit der Frage, ob das Tochtersein endet, wenn die Mutter stirbt.
Für Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoirs Lebensgefährten, war es das bedeutendste Buch der großen Philosophin und Schriftstellerin. Nach dem Erfolg von «(Nicht)Mütter!» bringen die Schauspielerinnen Sibylle Canonica, Barbara Horvath und Lisa Stiegler «Ein sanfter Tod» erstmals auf die Bühne. Zwei Spielerinnen und ein Geräuschemacher suchen nach einer sinnlichen, bildhaften Übersetzung der Erfahrungen zweier Töchter mit ihrer sterbenden Mutter: «Wir wohnten der Generalprobe unserer eigenen Beerdigung bei. Unglücklicherweise durchlebt dieses Abenteuer, das allen gemeinsam ist, jeder allein.»
Nach Simone de Beauvoir, aus dem Französischen von Paul Mayer, für die Bühne bearbeitet von Barbara Horvath und Lisa Stiegler.
Konzeption: Barbara Horvath, Sibylle Canonica, Lisa Stiegler
Dramaturgie: Ilja Mirsky
Ein Spiel in drei Akten mit Vorspiel und Nachspiel
von Anna Gmeyner
Premiere: 13.2.2026
Anna Gmeyners «Automatenbüfett» ist eine Satire auf all die «Wichtigen» einer Kleinstadt und darin die große Welt im Kleinen. Der tägliche Treffpunkt dieser elitären Männerrunde ist das Automatenbüfett von Frau Adam, ein «Restaurant», in dem es Speisen und Getränke zwar nur auf Knopfdruck gibt, es sich aber trotzdem herrlich über Politik streiten lässt. Doch als plötzlich die Idee von der Ansiedlung einer industriellen Fischzucht aufkommt, ziehen die Streithähne alle an einem Strang.
«Es ist gar nicht so angenehm, wenn man plötzlich gerettet ist, oder?» Diese kleine Retourkutsche kann sich die junge Eva am Ende von Anna Gmeyners «Automatenbüfett» nicht verkneifen, als sie Herrn Adam aus dem Fischteich zieht. Mit seiner Rettung schließt sich auch der Kreis zwischen diesem ungleichen Paar, denn der Hobbyangler und selbst ernannte Visionär Adam fischte ganz zu Beginn des Stücks Eva ebenfalls aus dem Wasser. Für beide sollte es das Ende sein, tatsächlich aber ist es ein Neuanfang. Zwischen diesem Vor- und Nachspiel entfaltet Gmeyner ihre wunderbare Kleinstadtsatire über all die wirklich «Wichtigen» in Seebrücken. Täglicher Treffpunkt dieser elitären Männerrunde ist das Automatenbüfett von Frau Adam, ein «Restaurant», in dem es Speisen und Getränke zwar nur auf Knopfdruck gibt, es sich aber trotzdem herrlich über Politik streiten lässt. So richtig aufgemischt wird der erlesene Zirkel von der hübschen Eva. Gleich nach ihrer Ankunft kurbelt sie allein durch ihre Anwesenheit den Umsatz im Automatenbüfett merklich an, was die geschäftstüchtige Frau Adam entsprechend auszunützen weiß und darüber ihre Eifersucht auf die junge Frau kurz vergisst. So richtig in Schwung kommen die eitlen Stadtvorderen aber erst, als Herr Adam seine revolutionäre Idee von einer industriellen Fischzucht präsentiert. Da ziehen die alten Streithähne plötzlich an einem Strang, denn auf einmal liegt der süße Duft von Geld in der Luft. Und wer könnte dem schon widerstehen?
Anna Gmeyner zeigt in ihrem 1932 im Pariser Exil geschriebenen Stück die große Welt im Kleinen – prophetisch heißt es darin: «Europa ist ein Pulverfass, in das jeden Moment der zündende Funke fallen kann.» Die in einem liberal-jüdischen Haushalt aufgewachsene und lange vergessene Wiener Autorin wird von Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach erstmals auf einer Münchner Bühne inszeniert.
Inszenierung: Elsa-Sophie Jach
Bühne: Bettina Pommer
Kostüme: Belle Santos
Komposition: Samuel Wootton
Dramaturgie: Constanze Kargl
Eine Utopie in memoriam Klaus Lemke
von Albert Ostermaier
Uraufführung: 6.2.2026
Auftragswerk
Ein Ufo in Weißwurstform landet vor der Bayerischen Staatskanzlei: Film oder Realität? Albert Ostermaiers neues Stück ist eine liebevolle Hommage an den 2022 verstorbenen Filmpoeten Klaus Lemke und zugleich Hymne auf und Abrechnung mit seiner Heimatstadt München.
«Hier München, mein Stripclub, Schillerstraße, Klassiker, Goethestraße, Gomorra und Paradies, Techno, Punk und Zwiefacher, Protest und Party, Bayern und Babylon, Gerd Müller und der Bomber, alles, was du nie zusammendenken könntest, steht hier nebeneinander wie ein Fitnessgerät neben dem anderen.»
Ein Ufo in Weißwurstform landet vor der Bayerischen Staatskanzlei: Film oder Realität? Für den Schwabinger Filmpoeten und Asphaltcowboy Klaus Lemke macht das keinen Unterschied. Doch aus dem Raumschiff steigt ein echter Außerirdischer! Sie sind auf der Suche nach einer Idee, nach einer gesellschaftlichen Utopie für ihren Heimatplaneten. Und München scheint ihnen das ideale Studienobjekt. Lemke wittert einen großen Stoff und so begeben sie sich gemeinsam auf eine ebenso rasante wie wahnwitzige Zeitreise durch die Geschichte Münchens. Sie durchleben die Höhen und Tiefen dieser Stadt und begegnen dabei Legenden wie Helmut Dietls Tscharlie aus den «Münchner Geschichten» beim Ritt durch das Siegestor, dem jungen Franz Josef Strauß genauso wie dem noch unbekannten Wladimir Iljitsch Lenin im Schelling-Salon der Jahrhundertwende. Sie landen mitten in den Schwabinger Krawallen 1962, den Olympischen Spielen 1972 oder werden Zeugen bei der Ausrufung der Räterepublik.
Albert Ostermaiers neues Stück «Munich Machine» ist ein großartiges Theatertriptychon, ein dreiteiliges Altarbild Münchens: zugleich Hymne auf und Abrechnung mit seiner Heimatstadt – über den Munich Sound von DJ Hell und darüber, was die Stadt
einmal war, heute ist und morgen sein könnte. Vor allem aber ist es eine liebevolle Hommage an den großen Münchner Filmemacher Klaus Lemke, der 2022 im Alter von einundachtzig Jahren verstorben ist.
Mit «Munich Machine» gibt der vielfach ausgezeichnete Künstler und Theaterregisseur Ersan Mondtag sein Debüt am Residenztheater. Zuletzt wurde seine Performance «Monument eines unbekannten Menschen» für den Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig 2024 von Publikum und Kritik gleichermaßen gefeiert.
Albert Ostermaier, 1967 geboren, lebt als freier Schriftsteller in München. Er ist einer der meistgespielten deutschen Dramatiker der Gegenwart. Seine Stücke wurden u.a. von Karin Beier, Andrea Breth, Kay Voges und Nuran David Calis uraufgeführt. Er schrieb für Komponisten wie Peter Eötvös und arbeitet mit DJ Hell. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter dem Kleist-Preis, dem Bertolt-Brecht-Preis, dem Ernst-Toller-Preis und dem «Welt»-Literaturpreis für sein literarisches Gesamtwerk. Zudem leitete und rief er international bekannte Literaturfestivals ins Leben. Im August 2025 erscheint sein neuer Roman «Die Liebe geht weiter» bei Matthes & Seitz Berlin.
Inszenierung, Bühne und Kostüme: Ersan Mondtag
Komposition: Benedikt Brachtel
Video: Luis August Krawen
Dramaturgie: Michael Billenkamp, Till Briegleb
Termin
Fr 6.2.2026 | Premiere
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade
Marat / Sade von Peter Weiss
Premiere: 21.3.2026
Der ausführliche Titel von Peter Weiss’ bahnbrechendem Theaterstück bringt die Versuchsanordnung schon ziemlich genau auf den Punkt: In der Heilanstalt von Charenton südöstlich von Paris spielt man Theater. Vor eigens angereistem Publikum und unter der Aufsicht des Pflegepersonals und Anstaltsleiters zeigen die Patient*innen ein bizarres True-Crime-Schauspiel über den Mord an Jean Paul Marat, dem in seiner eigenen Badewanne erdolchten Revolutionär.
Regisseur und Autor dieser Aufführung ist der berüchtigte Meister der Ausschweifungen und Grenzüberschreitung Marquis de Sade – selbst Patient der Anstalt. Und so treffen in diesem Spiel im Spiel zwei von der Französischen Revolution Desillusionierte und Verfechter des Exzesses aufeinander: Der Marquis der Eskapaden im Streitgespräch mit Marat, dem Befürworter des Terrors, über die alles entscheidende Frage, ob eine Veränderung der Verhältnisse überhaupt möglich ist. Und falls ja, um welchen Preis? Und mit welchen Mitteln? Der revolutionäre Geist ist da schon längst verpufft, im Blutrausch versunken und von der Restauration erstickt worden. Und es sind die Kranken, psychisch Versehrten und von der Gesellschaft Ausgeschlossenen, welche die Anstalt zur Bühne machen und zurückkehren zu den Kernfragen einer verpufften Utopie. Ein rituelles Spiel unter dem Deckmantel vorgeblicher Heilung, auf der Suche nach Entgrenzung oder Erkenntnis – oder nach beidem oder etwas ganz anderem.
Peter Weiss’ 1964 uraufgeführtes Stück ist ein Spektakel des Übergangs, der Zeitenwende und des Zweifelns und passt vielleicht gerade darum so frappierend ins Heute – inszeniert von Claudia Bossard, die mit «Marat/Sade» zum ersten Mal am Residenztheater arbeitet.
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Schauspiel
Bernarda Albas Haus
von Federico García Lorca
Premiere: 26.3.2026
Nach dem Tod ihres Mannes ruft Bernarda Alba acht Jahre Trauer aus und sperrt ihre fünf Töchter zu Hause ein. Jeglicher Kontakt zur Außenwelt ist untersagt. Sie regiert mit den Mitteln von Überwachung, Denunziation und Gewalt. Doch die jüngste Tochter wagt den Aufstand gegen das Regime der Mutter, die das patriarchale System der spanischen Provinz unhinterfragt übernimmt.
Immer wieder hat der spanische Dichter Federico García Lorca Frauenschicksale in den Mittelpunkt gestellt. Kurz vor seiner Ermordung durch aufständische, faschistische Militärs im Jahr 1936 vollendete er mit «Bernarda Albas Haus» sein vielleicht konsequentestes Stück. Es ist als eine Anklage gegen die überkommenen, von der katholischen Kirche propagierten frauenfeindlichen Moralvorstellungen und als Forderung nach radikalem gesellschaftlichem Wandel zu lesen. Aber es bietet sich noch eine weitaus komplexere Deutung an, da Lorca die raffinierten Mechanismen der Unterdrückung zwischen den Frauen, die sich gegen sie selbst und ihre Freiheit richtet, schonungslos offenlegt. Lorca fand das Vorbild für «Bernarda Albas Haus» im realen Leben, stand doch ein Haus, in dem die Frauen einer Familie quasi gefangen gehalten wurden, in unmittelbarer Nachbarschaft seines Elternhauses.
Für ihre erste Inszenierung am Residenztheater hat die Regisseurin Rieke Süßkow, die mit ihren ästhetisch durchkomponierten Arbeiten bekannt wurde, das letzte Drama des großen spanischen Dichters Federico García Lorca gewählt.
Ödipus, dem Spitzenkandidaten der neuen politischen Bewegung, ist der Wahlsieg so gut wie sicher. Doch warum werden die Umstände des tödlichen Verkehrsunfalls seines Vorgängers unter Verschluss gehalten? Und was hat es mit den Fake News um seine Herkunft auf sich? Ödipus beginnt zu ermitteln – allen Warnungen zum Trotz. Der britische Regisseur und Dramatiker Robert Icke übersetzt wie schon in seiner Schnitzler-Aktualisierung «Die Ärztin» einen Klassiker des Theaters radikal in die Gegenwart. Ickes «Ödipus» blickt hinter den Mythos und ist Familientragödie und Politthriller zugleich.
«Two people can live inside an illusion. Add a third – and the curtain comes down.»
In der Wahlkampfzentrale des Spitzenkandidaten wird das Mobiliar schon abtransportiert. Noch zwei Stunden bis zur Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Ödipus, dem Spitzenkandidaten der neuen politischen Bewegung, die für Veränderung, für Hoffnung und Aufbruch steht, ist der Sieg so gut wie sicher. Für Ödipus und seine Familie sind die letzten privaten Stunden angebrochen: Bald schon ist er Staatsmann, bald ist Iokaste wieder First Lady des Landes, bald sind Antigone, Eteokles und Polyneikes Politikerkinder. Als Ödipus’ Mutter Merope unangekündigt im Kreis der Familie erscheint und auf ein Vier-Augen-Gespräch mit ihrem Sohn drängt und als ein angeblicher Seher die Schatten der Vergangenheit und Schrecken der Zukunft heraufbeschwört, beginnt Ödipus nachzubohren. Warum werden die Umstände des tödlichen Verkehrsunfalls seines Vorgängers unter Verschluss gehalten? Und warum versucht man Ödipus davon abzuhalten, seine Geburtsurkunde zu veröffentlichen, um den Fake News von seiner fragwürdigen Herkunft endlich den Wind aus den Segeln zu nehmen? Ödipus bohrt tiefer, stellt Fragen und die Zeit verrinnt, bis alles auf dem Tisch liegt – nicht nur das Wahlergebnis.
Wie schon in seiner Schnitzler-Aktualisierung «Die Ärztin» hat der britische Regisseur und Dramatiker Robert Icke einen Bühnenklassiker radikal in die Gegenwart übersetzt. Seine Neudichtung ist Politthriller und Familientragödie zugleich. Icke blickt hinter den Mythos und legt jenen existenziellen Horror frei, der das noch immer verstörend Faszinierende an Sophokles’ «Ödipus» ausmacht: dass Lebenskonstrukte und scheinbares Glück von einem Augenblick auf den nächsten zerbrechen können, fundamental bis in die Grundfesten hinein.
Stück von Robert Icke nach Sophokles, aus dem Englischen von Christina Schlögl.
Inszenierung: Robert Icke
Bühne: Hildegard Bechtler
Kostüme: Wojciech Dziedzic
Musik: Tom Gibbons
Video: Tal Yarden
Dramaturgie: Lea Maria Unterseer
Termin
Fr 24.4.2026 | Premiere
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Freddie Mercury, der Frontmann der legendären britischen Rockband Queen, verbrachte von 1979 bis 1985 viel Zeit in München. Er bewohnte hier mehrere Wohnungen, schloss enge Freundschaften und nahm sein erstes Soloalbum auf. Was zog ihn an die Isar? Die Liebe, das wilde Nachtleben und die vielen Treffpunkte der Gay-Community? Die Musicland Studios von Giorgio Moroder und ihre bahnbrechenden Innovationen in elektronischer Musik? Oder wollte er sich einfach nur den rigiden britischen Steuergesetzen entziehen?
Der polnische Regisseur Michaƚ Borczuch begibt sich mit dem Ensemble auf Spurensuche nach dem Vermächtnis des Stars und den Freiheiten, die er zwischen Glockenbachviertel und Arabellahochhaus fand. Was ist heute übrig von der Welt, durch die der Geist des Planeten Merkur – übrigens der kleinste und schnellste im Sonnensystem – damals zog?
Freddie Mercury, selbst sorgsam bemüht, seine ikonografische Präsenz für die Ewigkeit zu bewahren, bleibt eine Figur voller Widersprüche: Bekannt als Partytier und exaltierter Bühnenkönig, wird er privat oft als introvertiert beschrieben. Während er sich nie öffentlich outete, stellte er Insignien seiner Homosexualität bei Auftritten zur Schau. Viele, die seinen Weg kreuzten, fielen wie er der Aidsepidemie zum Opfer; viele subkulturelle Orte der Gentrifizierung. Ein Porträt seines Münchner Lebens ist unweigerlich auch das Porträt einer verlorenen Zeit.
Michaƚ Borczuch, der sich bereits 2021 in «Es waren ihrer sechs» mit den Geschwistern Scholl und ihrer Strahlkraft in die Gegenwart beschäftigt hat, kehrt ans Residenztheater zurück, um erneut Linien zwischen damals und heute, zwischen Dokument und Fiktion zu ziehen.
Inszenierung: Michał Borczuch
Bühne und Kostüme: Dorota Nawrot
Musik: Bartosz Dziadosz
Dramaturgie: Katrin Michaels
Recherche und künstlerische Mitarbeit: Sara Dec
Im vermeintlich romantischsten Stück des Sprachgenies Shakespeare spricht auf Veronas Straßen zunächst einmal weniger die Zunge als die Klinge. Es herrscht Krieg. Obwohl der Prinz zwischen den verfeindeten Clans Montague und Capulet einen Waffenstillstand verhängt hat, genügt schon die kleinste Provokation, um weitere Tote zu beklagen. Einzig die jüngsten Sprösslinge der verfeindeten Familien finden eine neue Sprache jenseits der Waffen, und zwar eine einzigartige: «Hier wütet Hass, doch Liebe wütet mehr», setzen Romeo und Julia dem Krieg ihrer Verwandten entgegen, wenn auch erst mal nur heimlich. Von Beginn an schwingt in der zarten Poesie der Verführung auch die Utopie mit, dass diese Liebe einen Frieden übers eigene Glück hinaus stiften könnte.
Ganz im Gegensatz zum vermutlich zeitgleich entstandenen «Sommernachtstraum» ist die Nacht hier die Stunde der wahren Gefühle, der Moment, in dem die Masken fallen und Name wie Herkunft nichts mehr gelten. Auch wenn Shakespeare seine Liebenden den Gesang der Lerche letztlich nicht überleben lässt, bringt er durch ihr Beispiel ans Licht, dass ein Ende der Kampfhandlungen möglich ist.
Für die Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach geht es in ihrer Inszenierung um die Handlungsräume, die nicht nur den verfeindeten Häusern, sondern auch ganz grundsätzlich den Geschlechtern in diesem Spiel um Liebe und Tod zugewiesen sind.
«Wenig ist, was es zu sein vorgibt in der berühmtesten Liebesgeschichte des Theaters, am wenigsten die Menschen. Deren Sprache ist doppeldeutig, anrüchig, überfließend, wunderschön. Sie selbst getrieben, haltlos, unbedingt. Sind es Hass oder Liebe, die den Menschen steuern, oder ist es Gier? Und ist ein Innehalten, eine Verständigung im Zustand des Taumelns noch möglich? Oft, wenn der Mensch dem Tod sehr nahe ist, wird er sehr heiter, sagt Romeo, sie nennen das den Blitz vorm Tod.» Elsa-Sophie Jach
Inszenierung: Elsa-Sophie Jach
Bühne: Marlene Lockemann
Kostüme: Johanna Stenzel
Komposition: Max Kühn
Choreografie: Dominik Więcek
Licht: Barbara Westernach
Dramaturgie: Katrin Michaels
Video: Jonas Alsleben
In Kooperation mit dem Deutschen Theatermuseum München.
Unterstützt vom Förderverein Freunde* des Residenztheaters
Termin
Mo 27.10.2025, 19:30
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Die italienische Regisseurin Silvia Costa kombiniert in ihrer neuen Arbeit zwei Stücke von Marguerite Duras, der Grande Dame der französischen Literatur. Während in «La Musica» ein Paar am Abend nach der Scheidung das gemeinsame Leben ganz realistisch Revue passieren lässt und sich ausmalt, was hätte passieren können, wenn es zusammengeblieben wäre, ist «Die englische Geliebte» die Albtraumversion des Endes einer Beziehung, in der sich die jahrelang schwelende Gewalt Bahn bricht.
Ein anonymer Interviewer versucht zu rekonstruieren, wie es zu der Tat kam, mit der Claire Lannes schließlich aus dem Gefängnis ihrer Ehe ausbricht. Er befragt die Eheleute nacheinander und zeigt die großen Diskrepanzen auf, mit denen sie ihr gemeinsames Leben betrachtet haben. Silvia Costas poetische und bildreiche Bühnensprache zeichnet ein Bild der dunkelsten Gelüste der Liebe und der Befreiung einer Frau aus dem Rollenschema der patriarchalen Gesellschaft.
«Es gibt vieles, was wir uns wünschen, aber aus unserem Leben heraushalten. Leidenschaften zum Beispiel. Und aus diesem Grund hat mich die Geschichte von Claire Lannes immer fasziniert», sagt Silvia Costa. «Ich möchte in meiner Inszenierung die schwierige Trennung zwischen Realität und Traum, Wahrheit und Erfindung, zwischen dem ‹Normalen› und dem ‹Dummen› oder ‹Verrückten› hervorheben.»
Nach «Erinnerung eines Mädchens» von Annie Ernaux, seit 2021 im Repertoire des Residenztheaters, arbeitet die Theater- und Opernregisseurin, die 2022 vom französischen Kulturministerium zum Chevalier des Arts et des Lettres ernannt wurde, zum zweiten Mal am Residenztheater.
Nach den Theaterstücken «La Musica 2» und «Die englische Geliebte» von Marguerite Duras.
Inszenierung und Bühne: Silvia Costa
Kostüme: Cristina Nyffeler
Musik: Nicola Ratti
Dramaturgie: Katrin Michaels
Bewertungen & Berichte La Musica - zwischen ihr und ihm
Schauspiel
Die Präsidentinnen
von Werner Schwab
Premiere: 12.6.2026
Der österreichische Dramatiker Werner Schwab gilt als radikaler Erneuerer des Volksstücks und Sprachvirtuose. Für seine Komödie «Die Präsidentinnen» schuf er mit Erna, Grete und Mariedl drei unverwechselbare Frauenfiguren, die mit böser Bauernschläue und rasanter Sprachakrobatik ihren bescheidenen Platz im Leben zu verteidigen suchen und dabei über ihren Größenwahn stolpern.
«Oft sind es die wenigen schönen Dinge im Leben, und kaum greift man diese schönen Sachen an, schon hat man schon wieder einen Scheißhaufen in der Hand.»
Wir befinden uns in einer bescheidenen Wohnküche, der Fernseher läuft, es predigt der Papst. Erna, Grete und Mariedl, drei Damen unterschiedlichen Alters und Naturells, sind seine treuesten Anhängerinnen. Aber eigentlich finden sie es viel interessanter, über sich selbst zu reden. Dabei ziehen sie mit lustvoller Rhetorik über die Welt da draußen im Allgemeinen und über die jeweils anderen beiden im Speziellen her. Sie erfinden Fantasiewelten, in denen sie der Mittelpunkt, in denen sie die Stars sind. Darin feiern sich vor allem Erna und Grete, die sich an ihren mit Halbwissen und Doppelmoral gespickten Sprachpirouetten so lange selbst berauschen, bis die Jüngste, das Mariedl, sie unsanft aus ihren Träumen reißt und auf den Boden der Tatsachen zurückholt, was zu keinem guten Ende führt.
Der österreichische Dramatiker Werner Schwab – 1994 im Alter von nur fünfunddreißig Jahren verstorben – gilt als radikaler Erneuerer des Volksstücks und als Sprachvirtuose, der mit seinem «Schwabisch» einen ganz neuen Bühnensound erfand. Gleich zu Anfang seiner Karriere schuf er in seiner Komödie «Die Präsidentinnen», die zu seinen «Fäkaliendramen» zählt, drei unverwechselbare Frauenfiguren, die mit Bauernschläue und Überlebenswillen ihren bescheidenen Platz im Leben zu verteidigen suchen und dabei über ihren Größenwahn stolpern.
Nach ihrer Inszenierung von Samuel Becketts «Warten auf Godot» für einen «all male cast» bringt Hausregisseurin Claudia Bauer Schwabs modernen Klassiker für drei Schauspielerinnen hochmusikalisch auf die Bühne.
Samstagnachmittags haben Sie die Gelegenheit, die Welt hinter den Kulissen des Residenztheaters zu entdecken. Die Theaterführungen vermitteln die Geschichte des Gebäudes und geben Einblicke in die zahlreichen Theaterberufe und deren Arbeitsabläufe auf und hinter der Bühne. Beim Rundgang durch das Theater zeigen wir die Bühne, die Bühnenmaschinerie, die Seitenbühne und den Schuhfundus, die Schneiderei sowie die Requisite, nach Möglichkeit auch die Maskenwerkstatt.
Treffpunkt ist der Haupteingang des Residenztheaters am Max-Joseph-Platz.
Dauer: ca. 80 Minuten
Karten: 10 / 5 Euro I Karten erhalten Sie im regulären Vorverkauf.
Bitte beachten Sie, dass die Theaterführung nicht barrierefrei ist.
Termine
Sa 4.10.2025, 14:00
Sa 25.10.2025, 14:00
Ort
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München
Lutz Pepping, MuseumSigner, führt durch das Residenztheater in deutscher Gebärdensprache. Die Theaterführung in Gebärdensprache vermittelt die Geschichte des Gebäudes und gibt Einblicke in die zahlreichen Theaterberufe und deren Arbeitsabläufe auf und hinter der Bühne.
Beim Rundgang durch das Theater zeigen wir die Bühne, die Bühnenmaschinerie, die Seitenbühne, den Schuhfundus, die Schneiderei sowie die Requisite. Nach Möglichkeit kann auch die Maskenwerkstatt besichtigt werden.
Dauer: ca. 80 Minuten | Die Platzkapazität ist begrenzt.
Bewertungen & Berichte Theaterführung in Gebärdensprache
2Gespräch
Resi ruft an
Die Schauspieler*innen des Residenztheaters spielen, lesen und erzählen kurze Szenen aus den aktuellen Stücken, Ausschnitte aus Lyrik und Literatur – für Sie ganz persönlich und live am Telefon.
30.04.20, 08:38, jen Direkter und persönlicher in der aktuellen Kontaktverbots-Zeit Kultur genießen wie die Idee des Resi
Direkter und persönlicher in der aktuellen Kontaktverbots-Zeit Kultur genießen wie die Idee des Residenztheaters geht kaum noch.
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Residenztheater
Das Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel) ist eines der traditionsreichsten und mit einem Ensemble von über 50 Schauspieler*innen und mehr als 450 Mitarbeiter*innen größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum. Seine Historie beginnt im 18. Jahrhundert als Kurfürstliches Hof- und Nationaltheater. Bespielt werden drei Spielstätten: das Residenztheater am Max-Joseph-Platz mit 881 Plätzen, das Cuvilliéstheater mit 437 Plätzen und der Marstall mit ca. 146 Plätzen, alle in unmittelbarer Nachbarschaft der Residenz im Herzen Münchens.
Seit 2019 ist Andreas Beck Intendant. Das Residenztheater unter seiner künstlerischen Leitung steht für ein Ensembletheater, das den Schwerpunkt auf zeitgenössische Dramatik mit Uraufführungen und Neudichtungen neben der Pflege eines klassischen Repertoires legt. Klassische Stoffe und Texte werden aus dem Hier und Jetzt heraus befragt und erfahren eine Neudichtung oder Übertragung. Mit der Uraufführung von Ewald Palmetshofers für das Residenztheater als Auftragswerk entstandenem Theatertext «Die Verlorenen» wurde die erste Spielzeit der neuen Intendanz am 19. Oktober 2019 im Residenztheater eröffnet.
Kontakt
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
D-80539 München